Panic

31 5 5
                                    

Jason schaute sich um.
Er griff sofort nach dem Telefon, doch legte auch schon wieder auf.
Die Leitungen waren komplett überlastet.

"Die aus dem Krankenhaus haben heute morgen angerufen und gesagt, dass ich zu Hause bleiben soll. Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist Babe", sagte Anna erleichtert und umarmte ihren Mann.

Von der Straße ertönte nun Lärm. Panische Schreie und Gebrüll war zu hören. Es war also hier. Anna ging langsam ans Fenster, dicht gefolgt von John und Jason. Alle drei blickten stumm hinaus.
Dutzende Tobwütige rannten umher. Ein Mann versuchte verzweifelt, sich mit einem Regenschirm zu verteidigen. Schnell wurde er überwältigt. Kurz darauf ließen die Kreaturen von ihm ab und rasten brüllend auf eine ältere Frau zu, die sich ins Haus gegenüber retten wollte. Der verletzte Mann lag zuckend auf dem Boden. Dann sprang er wie vom Blitz getroffen auf. Der Anblick war beängstigend. Er hatte eine riesige Wunde im Gesicht, Blut lief aus Augen und Mund. Sofort schloss er sich der randalierenden Meute an. Die Frau schaffte es nicht mehr, die Tür zu verschließen und wurde in das Treppenhaus gedrängt. Mehrere Menschen standen jetzt an ihren Fenstern und blickten verängstigt auf die Straße. Gegenüber drangen die Tollwütigen in die Wohnung eines jungen Paares ein. Sie brachen die Tür auf und fielen über die Frau her. Ihr Freund wollte sie befreien und schlug mit einem Brecheisen auf einen Angreifer ein. Sofort wurde er von einem gepackt und wild fauchend zurückgedrängt. Beide fielen aus dem geöffnetem Fenster und blieben regungslos auf der Straße. Anna drehte sich verstört und schluchzend weg. Jason blickte besorgt auf die Haustür. Er hoffte, dass seine Sicherungsmaßnahmen ausreichend, denn er hatte keine Lust, so zu enden, wie seine Nachbarn.

"Mach' mal den Fernseher an", sagte John, nachdem er auf einem der Küchenstühle Platz genommen hatte. Jason drückte einen Knopf, doch es tat sich nichts.

"Was ist los?"

"Der Strom ist weg. Kann aber auch den beschissenen Leitungen liegen. Moment, haben wir nicht noch irgendwo ein Kofferradio?" Jason blickte seine Frau fragend an. 

''Ja ...warte.'' Antworte sie und öffnete darauf einen Umzugskarton und kramte ein kleines, grau-schwarzes Radio heraus. Beim Einschalten ertönte ein lautes Rauschen. Die Batterien waren also noch voll. Es dauerte ein bisschen, bis sie einen passenden Sender eingestellt hatte.


"...hat das Parlament einen Inlandseinsatz der Streitkräfte mit sofortiger Wirkung bewilligt. Premierminister Cameron hat für London und Umgebung den Notstand ausgerufen. Nach aktuellen Erkenntnissen handelt es sich bei der um sich greifenden Epidemie um eine Viruserkrankung unbekannter Herkunft. Der Erreger wird durch direkten Flüssigkeitsaustausch übertragen, wie durch Bisse und blutende Kratzer. Das Virus benötigt zwischen einigen Sekunden und wenigen Minuten, um sich im Körper zu verbreiten und die Krankheit zum Ausbruch zu bringen. Wenn die Krankheit ausbricht, müssen Sie sich vor den betroffenen Personen unverzüglich in Sicherheit bringen. Die Infizierten sind hoch ansteckend und verhalten sich äußerst aggressiv. Vermeiden Sie unter allen Umständen, die Aufmerksamkeit der Erkrankten auf sich zu ziehen, selbst wenn es sich um Familienmitglieder oder Freunde handelt. Bewahren Sie Ruhe. Sollten Sie sich in Ballungsräumen aufhalten, vesuchen Sie nicht, diese auf eigene Faust zu verlassen. Sämtliche großen Verkehrsadern sind gesperrt. Die Gebiete um die Flughäfen Heathrow, Gatwick, London City, Stansted und Luton sind stark infiziert. Die Armee ist dabei, die Evakuierung der betroffenen Gebiete vorzubereiten. Bleiben Sie in Sicherheit. Verbarrikadieren Sie Türen und Fenster und lassen Sie Ihre Empfangsgeräte eingeschaltet."

Die Meldung begann von neuem. Jason stellte das Radio aus. Es war also tatsächlich eine Krankheit. Er hatte sich das schon vorher überlegt, hätte aber nie gedacht, dass so etwas möglich ist. Er schaute auf John, der sein Handy aus der Tasche zog.

"Kein Netz."

Anna sah die anderen an.
"Ich schlage vor, wir prüfen einmal, wie viel wir noch zu Essen haben."

Nach einer Weile hatten die drei den Inhalt des Kühlschranks und die paar Dosen aus Johns Bestand auf dem Tisch gesammelt. Viel war es nicht.

"Das reicht höchstens für drei Tage ", bemerkte Anna und sah ihren Mann an. 

"Das muss reichen. Ihr habt ja gehört, was die gesagt haben. Uns bleibt nichts anderes übrig, als hier zu warten und darauf zu hoffen, dass uns bald einer abholt."meinte John doch Jason schüttelte den Kopf. 

Er war da anderer Meinung, es würde  niemand kommen um sie abzuholen.

London Has FallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt