Angst,Verzweiflung, Schmerz & ungebändigte Wut

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Schon länger hatte ich darüber nachgedacht und war letztendlich zu einem Ergebnis gekommen. Ich müsste endlich eine Schule besuchen, um meine Kräfte trainieren zu können und um vielleicht wieder Gefühle entwickeln zu können.
All die wunderschönen Erinnerungen von meiner Familie und unserem damaligen Anwesen schlummerten noch in den hintersten Winkeln meines Herzens und warteten darauf, wieder angesehen zu werden. Doch ich konnte nicht.
Ich konnte es einfach nicht, zu schmerzhaft war es. Allein schon der Gedanke an sie tat weh, zerdrückte mein Herz immer weiter und nahm mir die nötige Luft zum Atmen. Wie eine Schraubzwinge zog sich der Schmerz immer mehr zusammen, doch ich konnte sie nicht lösen. Wenn sie einmal zugedreht war, dauerte es Wochen, Monate oder manchmal auch Jahre, um sie wenigstens ein kleines Stückchen wieder zu lockern.
Doch eins war klar.
Wenn ich nicht bald wieder glücklich wäre, könnte man sie von Mal zu Mal immer weniger lösen und irgendwann dann gar nicht mehr.
Ich weiß das wäre hart, aber so wäre es nunmal. Es hätte nichts gebracht, wenn ich meine Problem schmerzvoll in mein Herz  eingeschlossen hätte und versucht hätte nicht daran zu denken. Mit der Zeit wäre der Verlust nur noch größer geworden und nicht mehr zu verkraften gewesen. Es war besser, dass ich mich meinen Problemen und Ängsten gestellt habe und die Folgen verkraftet habe.

Schon lange wohnte ich in der kleinen, dunklen, schmutzigen, dreckigen und einfach nur widerlichen Höhle, obwohl man das nicht wirklich wohnen nennen konnte. Eher verkroch ich mich jeden Tag aufs neue in dieser Höhle, auf die jedes Verb, was irgendwie abstoßend wirkt, zutraf.
Ich versteckte mich vor den Menschen, vor den restlichen Fabelwesen und vor allen anderen Lebewesen auf diesem runden Erdball.

Es war eigentlich nicht meine Art, mich zu verstecken, doch ich konnte nicht nach draußen.
Erstens wegen meines Aussehens und zweitens wegen mir selber.
Schon einmal wurden Menschen in meiner Umgebung meinetwegen umgebracht. Einer nach dem Anderen viel leblos auf den Boden, entweder ohne Kopf oder ohne Herz. Manchmal war auch nur noch der Rumpf übrig und die Angreifer ließen die Personen langsam und qualvoll verbluten.
Es war schrecklich.
Die Bilder brannten sich nur so in meinen Kopf und ließen mich nicht los. Sie würden mich auf ewig verfolgen, dass wusste ich und genau deshalb hatte ich mich ihnen gestellt. Dies ließ sie zwar nicht verschwinden, aber es machte sie erträglicher.

Die kleine Höhle bot mir Unterschlupf für die Nacht, sodass ich wenigstens nicht nass wurde, das Lagerfeuer dadurch auch an blieb und ich vor dem Wind geschützt war. Wie bereits gesagt, war es keine Luxusunterkunft und nicht gerade hygienisch, aber es reichte.
Vorerst.
Denn ich würde bald zum Mythical-Internat aufbrechen um dort meine Fähigkeiten zu trainieren und um wieder glücklich zu werden.

Früher war ich immer glücklich, habe immer gelacht und nichts konnte meine Laune verderben. Manche sagten, ich wäre wie das Licht in der Dunkelheit gewesen und hätte immer nur das positive gesehen. In allem und jedem.
Nach dem 'Schicksalsschlag' war es eher andersherum. Ich war immer schlecht gelaunt, habe alles und jeden ausgeschlossen und nicht mehr gelacht. Ich war wie ein Schatten, der sich langsam vor das Licht schob und das Glück auffrass.
Immer und immer mehr.
Zwar langsam, aber doch beständig.
Angst davor, sich zu zeigen, Gefühle für jemanden zu entwickeln und Verzweiflung, wegen der gesamten Situation, breiteten sich in meinem Herzen aus.
Doch diese Gefühle waren nicht alleine.
Auch der Schmerz war unter ihnen. Er frass, langsam und qualvoll, Löcher in die Wände meines Herzens, wie eine Motte in ein Kleidungsstück. Nach und nach verschwand der Schmerz jedoch, zwar nicht ganz, aber dennoch größtenteils.
An seiner Stelle war nun Wut.
Ungebändigte Wut auf die Mörder meiner Familie.
Ungebändigte Wut auf mein Schicksal, dass es einfach so scheiß beschissen war.
Ungebändigte Wut auf mich selber, da ich alle meine Familienangehörigen auf dem Gewissen hatte und sie meinetwegen gestorben waren, da ich einfach in ihrer Nähe war.
Es war ganz einfach.
Jeder der mit mir zutun hatte wurde umgebracht.
Jeder der mich kannte wurde umgebracht.
Jeder der auch nur ansatzweise etwas von mir wusste wurde umgebracht.

Erst Leben, dann Tod und wie geht es weiter?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt