Concord | New Hampshire - 4

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Da war ein Brummen. Ein tiefer Ton, ähnlich einem starken Bass, der meinen Schädel durchzog und eine tiefe, schmerzhafte Kluft hinterließ.

Ein Brennen auf meiner Wange und ein kaltes, tiefes Ziehen an meinem Magen zwangen mich dazu, meine Augen zu öffnen.

Schmerzlich wurde mir bewusst, dass mir das jedoch auch keine Minderung, ganz im Gegenteil, eine Verstärkung der Schmerzen einbrachte.

Ich starrte an die bröselige, ekelerregende Decke, während ich mit Tränen in den Augen meine Fingerkuppen über meinen Bauch wandern ließ. Er war weich und warm, fast zu angenehm. Langsam kamen meine Finger in die Gegend, wo mein Vater mit Sicherheit einen gigantischen Bluterguss hinterlassen hatte. Ich hob die Finger leicht an, sodass sie fast nur noch über meiner Haut schwebten.

Und dennoch schmerzte mein ganzer Körper bei der Berührung und ließ mich zucken.

Wie in Trance begann die andere Hand mein Gesicht zu erkunden. Ganz vorsichtig, wie als würden sie neues, fremdes Terrain erforschen, streiften meine knorrigen Finger über meinen Kiefer, hinauf zu meinen Wangenknochen, wo augenblicklich die Schwellung zu spüren war.

Der Schmerz unter den beiden Händen wurde fast unerträglich.

Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, das aus Schock und Schmerz seine Hand nicht alleine von der heißen Herdplatte nehmen kann. Ich war gequält und fasziniert zugleich von diesen Torturen.

Mein Wecker riss mich aus meinem Delirium. Er erinnerte mich daran, dass es meine grauenvolle Pflicht war, an diesem schrecklichen Donnerstag so verunstaltet wie der Joker, zur Schule zu gehen.

Langsam, und so zitterig wie Yoda, hiefte ich meinen langen Körper von meinem Bett.

- - -

In der ersten Stunde hatte ich Religion.

Es war ein Dilemma. Dieses Fach war ein Grauen. Ich hatte nie begreifen können, wie Menschen an sinnlose Dinge wie Schicksal oder Götter glauben konnten. Noch weniger jedoch begriff ich, warum ich mich auch noch damit beschäftigen musste.

Trotzdem besuchte ich den Unterricht gerne, da unser Lehrer einfach heiß war. Auch wenn Mr. Johnson schnellen Schrittes auf die vierzig zuging. Er war sicherlich kein Adonis, aber dennoch eine Augenweide.

Der kleine Huckel auf seiner Nase, der Dreitagebart und seine Körperhaltung waren einfach toll. Außerdem trug er nie, wie all die anderen spießigen Lehrer, feine Kleidung, wie ein Hemd. Er hatte stets einfache Kleidung an, an der man die Konturen seiner Brustmuskeln sehen konnte.

In keinem anderen Fach war es so still, wie bei Mr. Johnson. Da unsere Klassen nach Mädchen und Jungen getrennt waren, war es auch nicht verwunderlich, dass all diese östrogengesteuerten Wesen in diesem Klassenzimmer ihre volle Konzentration dem einzigen Mann im Raum widmeten.

Und so peinlich es mir auch ist, da muss ich mich mit einschließen.

Vollkommen in meinen Gedanken versunken, merkte ich erst, dass Mr. Johnson eine Frage gestellt hatte, als ungefähr ein Dutzend Arme mit pinken Nägeln in die Luft schossen. Natürlich nicht, ohne dass dabei die Brüste nach vorne gereckt wurden.

"Mrs. Young, was ist ihre Meinung dazu?"

Young.

Maya Young.

Das war ich.

Mir lief ein Schauer über den Rücken. Einerseits, weil ich jetzt keine gute Antwort parat hatte und andererseits, weil seine Stimme so unglaublich tief und männlich klang.

Peach TeaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt