Nach Minuten voller Spannung und ununterbrochenem Augenkontakt, wandte er seinen Blick ab. Schnell schob er knarrend seinen Hocker zurück und ging eiligen Schrittes auf mich zu. Ich hatte Angst er würde vergessen zu bremsen und in mich hineinrennen, aber er kam kurz vor mir, ganz abrupt zum Stehen. Uns trennten nur wenige Zentimeter.
Er war groß. Ich war definitiv auch nicht klein, aber er war noch um Weiten größer als ich, sodass ich zu ihm aufsehen musste. Seelenruhig und mit tiefer Atmung schaute er auf mich hinab.
"Willst du dich zu mir setzen?" Seine Stimme war unbeschreiblich tief und rau. Sie war geprägt von unaussprechlicher Gelasssenheit und wunderbarer Klangtiefe.
"Ja" piepste ich. Mehr kam nicht aus mir heraus und es war mir unsagbar peinlich.
Ich fühlte mich gerade nicht mehr wie die starke Feministin, sondern wie ein ganz gewöhnliches Mädchen, dass außer ihrem Aussehen nichts besonderes aufzuweisen hatte.
Langsam, ganz langsam folgte ich dem Mann zu seinem Tisch. In mir ratterte alles, wie ein lautes und unsagbar bescheutertes Uhrwerk. Denn egal wie viele Fragen und Erklärungen mir durch meinen Kopf schossen, ich kam doch zu keinem einzigen sinnvollen Gedanken.
Als ich nach einer Ewigkeit, die sich hingezogen hatte, wie ein benutzter Kaugummi, kam ich endlich an dem sperrlichen Tischchen mit Schnörkeln an und ließ mich ganz ungalant auf den Hocker gegenüber meines Beobachters plumpsen. Ich saß da wie ein Schluck Wasser, der gleich vom Stuhl rutschte und starrte das grinsende Etwas mit gekräuselten Lippen an.
Sein Grinsen verzog sich allmählich zu einer übel aussehenden Fratze, aber selbst damit sah er noch gut aus. Wir saßen sicher schon fünf Minuten hier und schauten uns einfach nur an. Es wunderte mich nicht im geringsten, dass er nicht mehr lächeln konnte.
Allerdings schien es ihm kein Stück langweilig zu werden, mich anzuschauen. Was fand er bloß an meinen grauen Augen? Sie mussten ihn doch langweilen. Aber er starrte unbeharrlich weiter, als wäre es seine einzige Aufgabe, sein einziges Verlangen diese Augen totzustarren. Unser Augenkontakt brach nur ab, wenn einer von uns blinzelte.
Schließlich holte er tief Luft und bließ sie schnaubend wieder aus.
"Marcus."
"Was?" Man musste mir die Unsicherheit ansehen, denn seine Mundwinkel kräuselten sich wieder zu einem Schmunzeln nach oben.
"Mein Name ist Marcus." wiederholte er, ohne auch nur eine Sekunde woanders hin, als in meine Augen zu sehen. Im Ernst, langsam wurde es gruselig.
"Der Knigge verlangt jetzt eigentlich, dass du mir auch deinen Namen verrätst."
Ich zog nur eine Augenbraue nach oben und löste den Augenkontakt, indem ich auf meine gefalteten Hände in meinem Schoß blickte.
"Also normalerweise lege ich nicht so großen Wert auf Benimmregeln, aber deinen Namen würde ich schon gerne wissen. Ich meine, ich weiß dass du nicht stumm bist, sonst hättest du mich vohin nicht anpiepsen können." Er find an ein Lachen mitsamt seiner Zähne zu zeigen, während er sprach. Er lehnte sich langsam zurück und löste somit einen Teil der Anspannung. Den anderen wollte er allen Anscheins bewahren, denn er starrte mir immer noch in die Augen.
"Wie würdest du mich nennen?" Ich blickte von meinen Händen auf, lehnte mich nach vorne und schaute ihm wieder in die Augen. Ich legte mein Gesicht in meine Hände und stützte mich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab.
Spöttisch, fast schon abwertend grinste er mich von oben herab an und offenbarte mir damit eine ganz andere Seite von sich.
"Ich weiß nicht, wie würdest du denn gerne genannt werden?" Ein verähtliches Schnauben ertönte am Ende seiner Frage, wobei jedoch auch ein kleiner Hauch der Belustigung mitzuschwingen schien.
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Peach Tea
ComédieWas passiert, wenn zwei Menschen, die aus der Reihe tanzen, aufeinandertreffen? Als Maya auf Marcus trifft, verläuft ihr Leben in eine komplett andere Richtung. An seiner Seite wird Maya zur Chaosprinzessin und beschließt, sich mit ihm eine neue, e...