Das Marmeladen Toast -1-

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"Also irgendwie sah das Top im Laden hübscher aus. Da sah es nicht so... angekotz aus.“ Kritisch sah ich am mir herunter. „Aber ich seh doch trotzdem gut aus, oder?"

Eigentlich war das nur als rhetorische Frage angedacht, aber aus irgend einem unerfindlichen Grund schien sich mein Bruder natürlich angesprochen zu fühlen.

"Sieht du dieses Toastbrot?", fragte er mit eindeutig zu ernster Stimme und setzte passend dazu einen verständnissvollen Blick auf.

"Kurz vorm Schimmeln, total verbrannt, und mit Marmelade durchweicht?"

Er betrachtete fasziniert die Scheibe Toast in seiner Hand, so als wäre es etwas was er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Nach ein paar Sekunden hatte er dann aber doch genug von dem Anblick des nicht mehr ganz so frischen Brotes, und er sah wieder zu mir hoch.

"Sagen wir so, es könnte dein Zwillingsbruder sein."

Seine ernste Mine verwandelte augenblicklich sich in ein breites, schadenfrohes Grinsen.

Toll, Erik. Wirklich ganz toll.

Mit solchen Scherzen wirst du höchstens Komedian bei RTL. Und sein wir doch mal ehrlich, noch so einen wie Mario Brath müssen wir der Welt nicht antun.

Ich bin natürlich ein guter Mensch und daher will ich natürlich nur das beste für Erik und seine Zukunft, und so musste ich ihm leider einen kleinen Dämpfer verpassen.

"Na wenn das so ist, hab ich glaub ich einen neuen Lieblingsbruder!"

Ich lächelte ihn mit dem selben boshaften Grinsen an, das er mir gerade eben geschenkt hatte an, zeigte ihm meinen Mittelfinger und riss ihm das Toast aus der Hand um anschließend genüsslich hinein zu beißen, was ich nur wenige Sekunden später bereute. Das Toast schmeckte nämlich genau so wie es aussah. Mindestens dreimal gegessen und jedes mal wieder ausgekotz.

Hätte Dad nicht in genau diesem Moment die Küche betreten, hätte ich den ekeligen Mix aus Brot, Marmelade und alten Socken, zurück auf Eriks Teller gespuckt.

Da das wahrscheinlich etwas komisch gekommen wäre, wenn ich mein Frühstück quer über den Tisch spuckt hätte, entschied ich mich kurzer Hand dazu das Problem des ungenießbaren Lebensmittels meinem Magen zu überlassen.

Dad lehnte sich gegen den Türrahmen, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachte uns interessiert.

"Also eigentlich dachte ich, dass ihr mittlerweile aus dem Alter mit den Geschisterzickereien raus seit.", sagte er und schütelte dabei lächeln den Kopf.

"Elena hat ein Toastbrot mir vorgezogen!", protestierte mein Bruderherz natürlich sofort.

"Und Erik hat gesagt, ich seh aus wie eins!", hielt ich dagegen und funkelte ihn Böse an.

Das fing ja gut an. Der erste Alltags-Tag in meinem neuen Leben und mein Bruder und ich stritten uns wegen Toast Brot.

So funktionierte das Normale Familien Leben sicher nicht.

Nicht das ich jemals die Hoffnung gehabt hatte, das es bei uns Normal zugehen würde.

Schießlich war mir von Anfang an schon klar gewesen, dass Erik und ich nicht unbedingt das waren was man Ein Herz und eine Seele nennt, aber wir leben ja auch nicht in einer Toffiefee Webung.

"Schluss jetzt!“, sagte Dad nun deutlich ernster also zuvor. „Am ersten Schultag gleich zuspät zu kommen macht bei den meisten Lehrern keinen sonderlich guten Eindruck.", bemerkte er und sah uns Erwartungsvoll an.

Mit einem Blick auf die Küchenuhr mussten Erik und ich feststellen, dass es tatsächlich schon zwanzig vor acht war.

Erschrocken blickten wir uns an, um nur wenige Sekundenbruchteile später wie von einer Tarantel gestochen auf zuspringen. Wir ließen alles stehen und liegen und sprinteten, an Dad vorbei, aus der Küche.

Ich musste nur schnell in mein Zimmer rennen, mir meine Tasche und meine Jacke schnappen, dann hätte ich noch eine menge Zeit gehabt und hätte ganz gechillt zur Schule spazieren können.

Aber wie das immer so ist mit Plänen: Sie funktionieren leider nie.

Das mit dem zum Zimmer sprinten und sich die Sachen schnappen hatte ja noch ganz gut funktioniert, der Rückweg gestaltete sich da deutlich komplizierter.

Nachdem ich fast die Treppe heruntergefallen wäre, über unseren Kater Muschelpuschel gestolpert war, wobei ich mir beinahe das Genick gebrochen hätte, musste ich feststellen, dass ich malwieder mein Handy verlegt hatte.

Als ich das olle Teil nach Minutenlangen suchen unter dem Sofa (wie zur Hölle es auch immer da hingekommen ist) gefunden hatte, musste ich mit einem Flüchtigem Blick in den Flur-Spiegel feststellen, dass ich heute noch nicht einmal dazu gekommen war mir die Haare zu kämmen.

Als meine Frisur dann einigermaßen annehmbar aussah, verließ ich, völlig außer Atem, endlich das Haus. Draußen wartete gleich die nächste unangenehme Überraschung: Es regnete wie aus Eimern.

Da hätte ich mir das mit dem Haare bürsten auch sparen können.

Um meinem Ärger Luft zu machen schaute ich mit zusammengekniffenen Augen in den Himmel und rief laut: "Du mich auch!''

Da mein Vater mittlerweile zur Arbeit gefahren war und Erik sich natürlich auch zu fein war um auf mich zu warten, musste ich nun ganz allein zur Schule laufen.

Im Regen, in maximal fünf Minuten.

Wobei man beachten sollte, dass ich eine Ausdauer wie eine dreibeiniger Elefant habe.

Als ehemalige Internatsschülerin ist man wohl einfach zu verwöhnt, was das zum Unterricht gelangen betrifft.

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An dieser Stelle müsste jetzt eigentlich das "Das ist meine erste Geschichte, also seit nett"-Gelaber kommen, aber ich sag es lieber so:

Kritisiert so viel ihr könnt. Solange es sich um konstruktive Kritik handelt, hilft es mir ja schließlich weiter.

(Kleine Zusatzinfo: Alle Kapitel die noch ein "Kapitel" im Namen stehen haben, sind noch nicht überarbeitet wurden. Da ich ohne Reihenfolge überrarbeite befinden sich diese Kapitel immer zwischendrin. Wundert euch als nicht wegen dem eventuell leicht veränderten "Schreibstil" in diesen Kapiteln.)

Danke fürs Lesen! :)

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