Willkommen in der Alltäglichen Langeweile -3-

408 24 7
                                    

Ich knallte die Haustür hinter mir zu, schmiss meine Tasche in die Ecke und blieb erst mal stumm im Flur stehen. Vor sechs Wochen wäre ich jetzt mit Finchen und Malte auf dem Weg zur Kantine gewesen und hätte mir von der Kantienenfrau Doris saure Kartoffeln und matschige Bohnen servieren lassen, aber jetzt?

Jetzt stand ich dumm im rum, starte ins Nichts und wusste nicht was ich tun sollte.

Was macht man als normaler Mensch wenn man von der Schule kommt?

Ich versuchte mich angestrengt daran zu erinnern, was ich gemacht hatte als ich noch zur Grundschule gegangen war, ich war schließlich erst seit der fünften Klasse auf dem Meinhofer gewesen.

Bevor ich dazu kam in den tiefen meines Unterbewusstseins die Abteilung „Grundschule“ zu finden, meldete sich mein Magen zu Wort.

Essen!

Das war ja jetzt auch eigentlich nicht so schwer zu erraten. Hätte ich früher drauf kommen sollen. Typischer Fall von „Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht“.

Bevor ich in der Küche verschwand um meinem Magen was zum Verdauen zu suchen, musste ich noch schnell irgendetwas gegen diese unerträgliche Stille tun. Stille machte mich irgendwie nervös und depressiv. Noch so eine Macke aus der Internatszeit. Außer zwischen Mitternacht und fünf Uhr Morgens, hattest du auf dem Meinhofer selten deine Ruhe. Gestört hatte mich das allerdings nur selten.

Warum haben wir eigentlich keine nervigen Nachbarn!? Das wäre doch eine schöne Sache. Dann wäre das Stille Problem jedenfalls gelöst.

Leider wohnten wir zwischen einem kinderlosen Ehepaar, das, laut Dads Aussage, schon mindestens drei Jahre auf Weltreise war, und einem alleinstehendem Rentner, bei dem ich mir gar nicht so sicher war, ob der überhaupt noch lebte.

Also musste ich wohl selbst für ein bisschen Krach sorgen. Und war da naheliegender als der Fernseher?

Ich drückte also schnell den roten Knopf der Fehlbedienung, ohne darauf zu achten, was gerade überhaupt lief, und huschte anschließend eine Tür weiter in die Küche.

Wie erwartet lag auf der Kücheninsel eine Nachricht von Dad.

Sucht euch was zu essen aus dem Gefrierfach.

Koche heute Abend was frisches.

Macht keinen Mist.

Dady

Wo wir gerade von Mist bauen reden, wo war Erik eigentlich? Hatte der nicht auch Schulschluss? Geweigedenn Hunger?

Naja, ist nicht mein Problem. Erik ist fast neunzehn, der ist erwachsen, der weiß schon was er tut. Auch wenn man das nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennen konnte.

Nun aber endlich zu den wichtigen Dingen im Leben. Essen.

Da ich im Hauswirschaftsunterricht am Meinhofer oft genug unter Beweis gestellt hatte, das ich eine ziemlich miese Köchin bin, versuchte ich es heute nicht einmal.

Ich öffnete denn Gefrierschrank und musste enttäuscht feststellen, dass er nicht viel essbares inPetto hatte. Bis auf Spinat, einer Packung gefrorener Erbsen und Möhren, irgendeinem chinesischem Gericht, einer abgelaufenen Packung Fischstäbchen und Vanilleeiscreme sah er ziemlich ausgerottet aus.

Und es kommt jetzt vielleicht sehr überraschend, aber ich entschied mich schlussendlich für die Eisscreme. Ist zwar nicht unbedingt, das was ein Jugendlicher, der noch in seiner Wachstumsphase steckt, zum Mittag essen sollte, aber darauf sei heute mal getrost geschissen.

Ich machte es mir mit meinem Eis auf dem Sofa bequem und platzierte die Packung in meinem Schoß.

Als ich gerade den ersten Löffel nehmen wollte, vibrierte mein Handy.

Rockstars (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt