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Es blühte. Die Natur war bunt. Überall waren Blumen, Blüten – alles war saftig grün. Und genauso liebte ich es. Wenn man sehen konnte, wie die Welt nach einem langen, kalten, harten Winter wieder zum Leben erwachte. Wenn man den Duft von frischen Gras einatmen und beim Aufwachen schon die Vögel zwitschern hören konnte. Ich spürte das Gras zwischen meinen Zehen, wie es mich kitzelte...

Meine Mutter streckte ihren Kopf durch die Tür herein. „Guten Morgen, mein Schatz. Gut geschlafen?", fragte sie mich. Ich nickte, obwohl es nicht stimmte. Seit dem es passiert war, konnte ich nicht mehr gut schlafen. Doch sie fragte es jeden Morgen wieder. Ich glaube, sie merkte nicht einmal, dass ich sie jeden Tag aufs Neue anlog. Aber ihr konnte es ja auch egal sein, wie es mir ging.

Jetzt schaute sie mich fragend an: „Willst du aufstehen? Ich habe Frühstück für uns gemacht." Ich nickte und so half mir meine Mutter aus dem Bett. Ich muss sagen, ich gewöhnte mich nicht daran, wie anstrengend es jedes Mal wieder war. Als ich dann endlich am Frühstückstisch saß, lief mir das Wasser im Mund zusammen. Es gab Rühreier mit Speck. Aber wieso hatte sie sich heute so viel Mühe gemacht? Bevor ich jedoch fragen konnte, fiel sie mir schon ins Wort. „Du weißt, was heute für ein Tag ist, oder?", fragte sie mich. Und dann fiel es mir wieder ein. Heute hatte mein Vater Geburtstag, nur dass er nicht da sein konnte – es nie wieder sein wird.

Eine Träne lief mir die Wange hinunter und ich bemerkte sie erst, als meine Mutter sie mir mit ihrem Finger wegwischte. „Ist schon gut, mein Schatz, ist schon gut.", flüsterte sie. Auch sie weinte. Dann räusperte sie sich: „Lass uns essen, okay? Sonst wir es noch kalt." Ich nickte und fing an, obwohl ich mit dem Klos in meinem Hals so gut wie keinen Bissen runter bekam.

a shortstory Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt