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Daheim machte ich erst einmal meine Hausaufgaben, um mich abzulenken. Doch es half nichts und so schaltete ich den Fernseher ein.

Die Blätter des Baumes neben mir kitzelten mich am Kopf. Ich musste lachen. Bienen flogen an mir vorbei und ich hörte noch lange ihr Summen. Ich lief los und ließ mich in das warme, grüne, weiche Gras fallen. Sofort umschloss mich wieder dieser Geruch nach Freiheit. Ich fühlte mich geborgen und lebendig. Ich konnte mich bewegen, so wie ich wollte. Ich setzte mich auf und bemerkte, dass eine Ameise mein Bein hinaufkletterte. Es kitzelte leicht und ich musste lachen. Es war ein schönes Gefühl. Eine Brise frischte auf und wehte mir mein Haar in mein Gesicht. Ich schaute den einzelnen Haarsträhnen zu, wie sie im Wind flatterten. Blätter flogen an mir vorbei und ich sprang auf, um sie zu fangen. Dann sah ich, wie mir eine Gestalt entgegen kam. Sie lächelte mich an. Sie nahm immer mehr Form an und jetzt erkannte ich, dass es mein Vater war. Ich lief auf ihn zu und warf mich in seine Arme. Ich konnte sein Lachen auf meiner Haut fühlen. Hach, wie sehr ich ihn vermisst hatte...

Meine Mutter schaltete den Fernseher aus und rüttelte an meiner Schulter. „Und hast du gut geschlafen, mein Schatz?", meinte sie lächelnd zu mir. Geschlafen? Enttäuscht ließ ich mich zurück an die Lehne fallen. Geschlafen. Ich hatte nur geschlafen. Nichts war real gewesen. Wieder spürte ich, wie sich Tränen in mir anbahnten. Meine Mutter setzte sich neben mich und nahm mich in den Arm. Sie verstand mich ohne Worte, sie wusste von wem ich geträumt hatte – doch von was ich geträumt hatte, das wusste sie nicht. Das sollte sie auch nicht wissen, denn das würde sie nur noch trauriger machen.

Am Abend half sie mir in mein Bett. Ich war geschafft von diesem anstrengenden Tag und sehnte mich nach Schlaf. Doch er wollte nicht kommen. Und so dachte ich nach, was vor genau einem Jahr passiert war.

a shortstory Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt