Lost and Found

Kapitel 10

POV. Valerie

Ich schaue auf und blicke geradewegs in Rebeccas Gesicht. Diese lächelt mich nur süffisant an. „Och, entschuldige. Ich habe dich leider nicht gesehen. Kann ich dir irgendwie helfen ?", beginne ich mich zu entschuldigen und versuche es auf die nette Art. „Nein danke, du hast schon genug angerichtet. Obwohl du könntest mir schon helfen...indem du einfach verschwindest.", fährt mich Rebecca an.Madame wird biestig. Na schön, das kann ich auch. „Ich glaube dein Verschwinden würde hier viel mehr Leute erfreuen. Du erdolchst förmlich jeden mit deinen Blicken, als wäre es schon eine Zumutung,dass die sie dieselbe Luft atmen wie du.", werfe ich ihr vor. Diese Blicke sind ja nicht auszuhalten. Ich bin gerade mal den zweiten Tag an der Uni und schon geht mir diese Frau gewaltig auf die Nerven.„Was wirst du denn jetzt so unhöflich. Nichts von Respekt gehört oder was ?" Ihr Ausdruck ist so selbstsicher, dass ich das Bedürfnis verspüre es ihr aus dem Gesicht zu wischen. Oder zuschlagen. „Weißt du, wenn du auf Höflichkeit allergisch reagierst brauchst du dich nicht wundern, dass man dir nur das Gegenteil entgegenbringt. Außerdem beruht Respekt auf Gegenseitigkeit und du hast mir definitiv keinen erwiesen." Damit ist für mich das Gespräch zuende. Ich verschwende meine Zeit nicht weiterhin mit dieser Frau. Ich komme sowieso schon zu spät zum nächsten Seminar.Sie blickt mich immer noch mit einer hasserfüllten Miene an. Da ich genug habe von diesem Mist drehe ich mich um, und gehe meines Weges.Ich merke noch wie sie ihr arrogantes Lächeln aufsetzt und dann ebenfalls wie ich mit erhobenem Haupt davon schreitet. Am Ende des Ganges erblicke ich noch Sam und Katie wie sie ihre Köpfe schütteln und sichtlich versuchen ein Lachen zu verkneifen. Auch sonst guck uns die ganze Uni an, nicht weil sich alle ehrfürchtig vor Queen Rebecca verneigen, sondern viel mehr aus Interesse. Wir sind nicht mehr in der Highschool. Natürlich gibt es hier einzelne Gruppen und Menschen die sich für was besseres halten, jedoch ordnet sich hier niemand unter. Sowas wie „Oh, die sind die Coolen, vor denen muss ich Angst haben." gibt es nicht mehr. Selbst die „Badboys", so nenne ich sie jetzt einfach mal, die heißen Kerle, werden nicht mehr penetrant von Frauen umzingelt. Klar ziehen die weiblichen Studenten die Kerle mit ihren Blicken aus und flirten diese auch an, aber dennoch mit gewisser Selbstachtung. Sie fangen an sich selbst zuschätzen. Auch wenn es einige sichtlich übertreiben mit der Selbstschätzung.

Da der Streit beendet ist, verfolgen alle ihre weiteren Ziele und die Flure leeren sich. Ich begebe mich ebenfalls zum nächsten Raum und treffe dort auch schon auf Lara und Ben. Wir begrüßen uns und unterhalten uns solange der Dozent noch nicht da ist. Laut Plan soll es ein Er sein. „Mensch Valerie! Das war aber ein Show heute Morgen, wie hast du das denn angestellt ?", fragt mich Lara und versucht nicht am eigenen Lachen zu ersticken. „Ich habe garnichts gemacht. Obwohl doch..., aber nicht mit Absicht. Ich bin gegen Rebecca gerannt und habe ihr meinen Kaffee ausversehen übergeschüttet, da ich sie nicht gesehen habe. Wisst ihr, ich war etwas spät dran.", erkläre ich ihnen die Situation wobei ich selber Lachen muss. „Das hat Miss-Perfect bestimmt nicht gefallen.Sie ist es doch nur gewohnt, dass sich alle vor ihr niederknien. Nur fällt ihr nicht auf, dass das keiner tut außer ihre Schoßhündchen.", entgegnet Lara mit einem genervten Blick, der nicht so ganz zu ihr passen will. Sie ist eher diese nette Art von Mensch. „Wie schaffst du es eigentlich, dass du erst zwei Tage an dieser Uni bist und schon Aufsehen erregst ?", lacht mich Ben aus.„Ich kann es halt.", sage ich und lege so viel Arroganz wie möglich in meine Stimme, „Na gut vielleicht liegt es doch eher an meiner großen Klappe und meiner Tollpatschigkeit." Ich blicke an die Decke wie ein kleines Kind, das irgendwas ausgefressen hat.Wiedermal lachen Ben und Lara mich aus. Oder wohl eher immer noch.„Wie lustig das auch alles ist, bald wird es nicht mehr lustig sein.Rebecca ist vielleicht nicht so „billig" wie die anderen, dafür aber umso rachsüchtiger. Vor allem ihr Ego ist aufgeblasen. Glaub es mir mit der wirst du noch deinen Spaß haben.", gibt mir Lara zu wissen. Vielleicht sollte ich mich in nächster Zeit etwas zurückziehen. Ich habe zwar keine Angst vor ihr, solche Menschen kenne ich schon zu genüge, aber ich habe nicht wirklich Lust auf unnötigen Streit. „Woher weißt du das alles ? Kennst du Rebecca persönlich ?", stelle ich Lara die Frage, die mir schon die ganze Zeit im Kopf schwirrt. „Nicht direkt. Mein älterer Bruder ist mit ihr im selben Studienjahrgang." Das erklärt natürlich einiges.Ich nicke als Zeichen, dass ich verstanden habe. „Wo bleibt eigentlich der Dozent ?", fragt Ben. Da wo er es sagt fällt mir auf, dass vom Dozenten jede Spur fehlt. Ich war schon ziemlich spät dran, aber der Dozent fehlt jetzt bestimmt schon seit 15 Minuten.Genau in diesem Moment schwingt die Tür auf und ein Mann Ende 20 läuft in den Raum. Ich sehe schon die weiblichen Wesen in diesem Raum dahin schmelzen. Nachvollziehen kann ich es. Der Mann sieht echt nicht schlecht aus. „Hallo alle miteinander. Ich entschuldige mich für die Verspätung, aber mir ist was wichtiges dazwischengekommen." Er lächelt in die Runde und ich werde das Gefühl nicht los, dass ich ihn irgendwo her kenne. Auch die Stimme kommt mir bekannt vor. Sein Blick schweift durch den Raum und trifft schließlich mich. Er guckt mich leicht verwirrt an und fängt schlussendlich an zu strahlen. Da verstehe auch ich was hier los ist.Die Erkenntnis kommt über mich wie eine Welle. Am liebsten würde ich jetzt aufstehen und zu ihm rennen, jedoch geht das jetzt schlecht und so beginnen wir mit unserem Seminar.

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Wie versprochen noch ein Kapitel. Ich hoffe euch gefällt es und ja... Schönen Abend noch :)

~Lena