Kapitel 5

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Percy und Luke lagen beziehungsweise saßen fast den gesamten Tag im Fluss und obwohl beide einen Bärenhunger hatten, wollte keiner von beiden aufstehen und etwas holen. Es war ein ziemlich warmer Sommertag und die Sonne glitzerte im Fluss. Die beiden Halbgötter lauschten den Geräuschen des Waldes, dem Wind, den Vögeln und dem Gesang der Nymphen. Erst als Percy sich aufsetzte, fiel ihm etwas siedend heiß ein: Luke hatte ihn verletzt. Percy konnte spüren, wie sich jeder einzelne Muskel seines Körpers zusammen zog und spürte, dass er blass wurde. Luke beobachtete dies mit wachsendem Unbehagen.

"Was hast du?" fragte Luke vorsichtig. Percy schaute ihn mit großen Augen und offenem Mund an.

"Luke, du hast mich verletzt" sagte er flüsternd.

"Ich hab doch gar nichts gemacht", sagte er leicht verärgert.

"Nein, du Dussel, du hast mich verletzt! Mit deinem Schwert!"

Jetzt kapierte auch Luke endlich, was Percy meinte und ihm fiel ebenfalls die Kinnlade runter.

"Wir müssen sofort zu Chiron!" Luke war wesendlich schneller auf den Beinen als Percy und er zog den jüngeren Halbgott ungeduldig auf die Beine. "Los, los, komm!" sagte Luke und zerrte an Percy herum. Percy ließ sich und Luke vom Wasser ans Flussufer tragen und die beiden jagten so schnell sie konnten durch den Wald. Wie Gewehrkugeln schossen sie durch das gesamte Camp zum Haupthaus und wären beinahe mir Mr D zusammengestoßen. Luke, der vor Percy gerannt war, konnte gerade noch so rechtzeitig bremsen. Percy rannte jedoch mit vollem Tempo gegen Luke und wenn Chiron nicht gewesen wäre, hätten sie beide den Boden geküsst. Der Zentaur fing die Halbgötter im Sturz auf.

"Chiron! Wir haben Sie gesucht!" Percy schnappte nach Luft und Luke stützte sich keuchend auf seinen Knien ab.

"Was ist los, Kinder?" fragte er und zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen.

"Luke hat mich verletzt!" platzte es aus Percy heraus, der noch immer kaum Luft bekam.

Chiron schien verärgert. "Hör mal, Junge, wir haben doch fest gestellt, dass es in Ordnung ist, das Luke-"

"Nein, Chiron, Sir!" fuhr Percy dazwischen. "Ich meine, er hat mich wirklich verletzt!"

"Das kann nicht sein, Perseus Jackson." Mr D hatte sich nun eingemischt und schaute auf den Sohn des Poseidon herab. "Du trägst den Fluch des Achilles. Du bist, bis auf deine Achillesferse unverwundbar", stellte er fest, als ob Percy das nicht schon wüsste. Aber natürlich war Percy nicht an seiner Ferse verwundbar, wie Achilles, sonder im unteren Kreuz knapp über dem Steißbein. Doch das tat nichts zur Sache.

Luke fackelte nicht lage, zog einen seiner Dolche und schnitt Percy in den Oberarm. "Au!" Percy sprang von Luke weg und presste seine Hand auf die Schnittwunde. Der junge Halbgott stieß unabsichtlich gegen Mr D und dieser packte mit festem Griff Percys Ellenbogen und zog mit der anderen Hand Percys eigene von der Wunde, die tiefer geraten war, als Luke es beabsichtigt hatte. Percys Blut lief ihm den Arm hinunter. Zwei Halbgötter, ein Gott und ein Zentaur starrten ungläubig auf die blutende Wunde, aus der das Lebenselexier strömte und schon einige Tropfen auf dem Boden hinterlassen hatte. "Das.. das ist doch nicht möglich..." murmelte Mr D und starte noch immer Percys Wunde an.

"Vielleicht kann ich euch weiter helfen."Percy zucke in Mr D's Griff zusammen und Luke drehte sich schlagartig um, während Mr D und Chiron sich umdrehten, als hätte die Person, die gerade das Haupthaus betrat, schon immer dort gestanden.

"Dad." Luke lächelte seinen Vater an. "Hallo, mein Sohn" gab Hermes ebenso lächelnd zurück und zog seinen Sohn in eine Umarmung, ehe er auf Percys Arm deutete, der noch immer von Mr D festgehalten wurde.

"Zeus hat dir den Fluch des Achilles wieder abgenommen. Er ist der Meinung, das du uns gegenüber zu respecktlos bist. Ich zitiere: Er Flucht und schimpft über uns und wir haben seit längerem keine Opfergabe mehr von ihm erhalten."

Percy war darüber zutiefst schockiert. Er entzo Mr D seine Arme. "Bitte was? Soll das ein Witz sein?!"

"Ich fürchte nein, kleiner Heros. Wie du siehst und spürst, ist das kein Scherz."

Empört warf Percy seine Arme hin die Luft und Atmete zischend aus. Ohne mit irgendjemandem ein weiteres Wort zu wechseln verzog er sich aus dem Haupthaus, marschierte direkt in seine Hütte und verließ diese bis zum nächsten Morgen nicht mehr.

Der Hunger war das einzige, was ihn unter seinem Bett hervor jagte. Andernfalls hätte er den Rest seines Lebens dort verbracht und das Lattenrost angestarrt. Aber so musste er sich hervorquälen um zu Frühstücken. Wie immer saß er alleine am Tisch der Kinder des Poseidon. Sein Halbbruder Tyson, ein Zyklop, war diesen Sommer nicht ins Camp zurück gekehrt und Percy war nach wie vor der einzige Halb Menschliche Nachkomme von Poseidon. Nico saß ebenfalls allein am Tisch des Hades und der Tisch für die Hütte des Zeus war ganz leer. Thalia würde dort so bald nicht mehr speisen.

Percy hatte sich drei Teller vollgeladen, wovon der einen Komplett ins Feuer für die Opfergaben der Götter warf. Grummelnd aß er zügig, was er sich zum Frühstück geholt hatte und verließ den Pavillon als erstes. Anders als die letzten Wochen ging er dieses mal aber nicht in die Arena. Percy steuerte den Fluss an, in dem Luke und ehr vor nicht mal einem Tag gesessen hatten. Auch setzte er sich dieses mal nicht auf die Sandbank, sondern ließ sich auf den Grund sinken.

Percy war noch nie in seinem Leben so schwer Beleidigt worden. Zeus hin oder her. Schließlich hatte Percy die schmerzen im Styx auf sich genommen, wäre beinahe darin gestorben, um den Fluch des Achilles zu bekommen. Und das wiederum hatte er nur gemacht um den Olymp und die Götter vor Kronos zu retten.

Percys Gedanken schweiften zu den Bildern ab, die ihn am Leben gehalten haben, als er im Styx gebadet hatte: Annabeth, die ihm auf einem Steg ihre Hand entgegen streckte, um ihm au dem Wasser zu helfen.

Er war so sehr in diese Gedanken versunken, dass er alles um sich herum vergaß. Er war so sehr in Gedanken vertieft, dass Percy die Gefahr, die sich ihm von hinten näherte, absolut gar nicht mitbekam. Erst als ihn jemand mit eisernem Griff an der Schulter packte und nach oben zog, bekam Percy wieder etwas mit.

Percy wurde aus dem Wasser und gegen den nächsten Baum geschleudert. Der Aufprall fühlte sich für Percy so an, als würden ihm alle Knochen gebrochen. Er schnappte nach Luft und hatte schon beinahe vergessen, wie sich diese Art von Schmerz anfühlte. Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen richtete Percy sich wieder auf und sah in die Richtung, aus der er geschleudert wurde. Na super, das hatte ihm gerade noch gefehlt: eine kleinere Version des Minotaurus aus Metall.

Beckendorf hatte ihn von fünf Jahren, als Percy das Original zum ersten Mal besiegte, für das Training gebaut. Und jetzt hatte er es mal wieder auf Percy abgesehen. Langsam glaubte er wirklich, dass er Verflucht war, was den Minotaurus anging.

Denn jedes mal, wenn der Minotaurus in der Nähe war, zerlegte er nur Percy in seine Einzelteile.

Percy griff nach Anaklysmos und wartete auf den Minotaurus. Den Göttern sei dank hatte Beckendorf ihn so Programmiert, wie das Original drauf war. Das hieß im Klartext: nur eine Richtung, wenn er erstmal los gerannt war.

Der Minotaurus rannte mit vollem Tempo auf Percy zu und dieser wich erst in letzer Sekunde aus. Der Halbgott konnte die Erschütterung, als der Minotaurus gegen den Baum rannte, gegen den er Percy zuvor geschleudert hatte. Er blieb mit einem Horn darin stecken und Percy konnte so in den Nacken des Mechanischen Minotaurus klettern und ihn ausschalten. Percys Schwert verschwand ungenutzt in der Hosentasche.

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