Kapitel 3

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Luke und Percy standen sich schwer atmend gegenüber, unfähig noch eine einzige Bewegung zu machen.

"Ich weiß, dass ich dir das Leben wirklich ziemlich schwer gemacht habe", keuchte der ältere. "Aber bitte, Percy, gib mir noch eine Chance.

"Nachdem du Kronos dabei geholfen hast, wieder aufzuerstehen? Nachdem du meine Freunde verletzt und getötet hast? Nachdem du beinahe meine Mom, meinen Dad und meinen Stiefvater getötet hast?", keuchte Percy, der schwer mit sich rang, Luke nicht doch noch die Pest an den Hals zu wünschen. "Vergiss es, Luke. Und ich warne dich jetzt das erste und letzte mal: Lass mich in Ruhe und rück mir vor allem nicht auf die Pelle."

"Ich habe lange für meine Fehler gebüßt, Perseus!"

"Eindeutig nicht lange genug!" fauchte Percy zurück. Er zitterte am ganzen Körper. Zum Teil, weil er sehr erschöpft war und zum Teil, weil er rasend vor wut war.

"Was willst du? Was muss ich machen, damit auch du mir noch eine Chance gibst?"

"Es gibt nichts, das du tun kannst, Luke" sagte Percy, steckte die Kappe auf sein Schwert und ließ es so wieder zum Kugelschreiber werden. Ohne auf Lukes rufen zu reagieren taumelte er aus der Arena und schleppte sich zurück in seine Hütte. Chiron sah ihn und wollte ebenfalls mit ihm reden, fragte ihn, wieso er so fertig war. Doch Percy ignorierte alles und jeden, der mit ihm reden wollte. Er schlug sämtliche Hände weg, die versuchten ihn aufzuhalten. Als er auf seiner Veranda ankam, hatte er endlich seine Ruhe. Niemand, nicht mal Thalia oder Nico, wagte es in seine Hütte, ohne Percys Erlaubnis einzutreten. Nun ja, niemand außer Grover.

Drinnen angekommen zog er sich sein verschwitztes und klebriges Oberteil über den Kopf und ließ es achtlos auf den Boden fallen. Er ging zu dem Springbrunnen in der Ecke, den sein Vater ersetzt hatte, nachdem er den ersten unabsichtlich in seine Einzelteile zerschlagen hatte.

Der Junge setzte sich davor hin und hielt die Rechte Hand in das salzige, einskalte Wasser. Sofort durchströhmte ihn neue Kraft und seine schmerzenden Muskeln entkrampften sich allmählich.

Er fühlte sich wieder wohl und keine zwei Minuten später meldete sich sein Magen lautstark. Richtig, er hatte ja seit gestern Mittag nichts mehr zwischen den Zähnen gehabt. Aber zum Frühstücken war es schon zu spät. Wo bekam er denn jetzt noch was zu Futtern her?

Als hätte er den Gesanken laut herausgebrüllt klopfte es an einem Pfeiler, der das Dach seiner Veranda trug. "Percy?" hörte er eine vertraute Mädchenstimme.

"Darf ich rein kommen, bitte?" Es war Clarisse, die Tochter von Ares. Seit sie den Krieg gegen Kronos und seine Armee gewonnen hatten, verstanden sich die beiden sehr viel besser. Percy seufzte, aber erlaubte ihr den Eintritt in seine Hütte. Clarisse kam mit einem riesigen Tablett mit Essen herein und Percy hätte sie küssen können, als sie es vor ihm abstellte.

Er schnappte sich eine Handvoll Weintrauben und warf sie in das nächstbeste Feuer, um seinem Vater eine kleine Opfergabe zu bieten und mehr hätte Percy sowieso nicht rausgerückt, er hatte Hunger wie ein Bär nach dem Winterschlaf. Percy verschlag zügig sämtliche Früchte, Brötchen und Eier, die Clarisse ihm gebracht hatte. Für das gesammte Tablett hatte er nicht mal zehn Minuten gebraucht und schon war es wie leer gefegt.

Zufrieden klopfte er sich auf den Bauch und lehnte sich an den Springbrunnen.

"Danke, Clarisse. Du hast mich vor dem Hungertod gerettet." Clarisse lächelte ihn zur Anrtwort an und dann wurde ihr Gesichtsausdruck Todernst. Percy beobachtete dies mit einem mulmigen Gefühl.

"Oh oh", sagte er.

"Versuch es wenigstens, Percy. Dad war gestern Nacht auch bei mir, nachdem er dich besucht hat. Er hat mir erzählt, was Zeus ihm aufgetragen hat." Percy verdrehte den Kopf und legte seinen Kopf auf den Arm, der immer noch im Wasser hing. "Komm schon, Algenhirn. Luke hat gebüßt für das, was er getan hat. Und das beileibe genug. Du warst in der Unterwelt, Percy. Du hast gesehen, wohin Menschen kommen, die so wie Luke waren. Du kannst ihm nicht ewig feindlich gesinnt sein. Er gibt sich wirklich große Mühe."

Percy schloss für einen Augenblick seine Meeresgrünen Augen und Atmete hörbar aus.

"Verflucht um die Ecke, wieso will jeder, dass ich mich mit diesem Verräter vertrage?! Es reicht doch, dass ihr euch mit ihm versteht, was mir übrigens ein Rätsel ist. Lass mich mit dem Kerl in Ruhe. Ich will nichts mit ihm zu tun haben! Schlimm genug, dass ich ihn wieder unter den Lebenden und hier im Camp dulden muss." sagte er schließlich wütend.

"Percy, was ist nur in dich gefahren?" gab Clarisse zurück. "Er versucht es wirklich! Seit gestern Abend rennt er im ganzen Camp hin und her um sich bei jedem zu Entschuldigen. Und wenn sogar Zeus sagt, er ist wieder in Ordnung, sollten wir seinem Urteil trauen."

"Mich interessiert aber nicht, was mein Onkel sagt!" Donner grollte über dem Camp.

"Rede gefälligst respektvoll von den Götter, Algenhirn!"

Percy antwortete nicht nicht darauf und reagierte auch sonst nicht mehr auf Clarisse. Diese schnappte sich das leere Tablett und stapfte aus der Hütte des Poseidon.

Er hatte wieder nicht gemerkt, dass er eingeschlafen war. Wahrscheinlich war er einfach zu erschöpft und müde gewesen. Also saß Percy an seinem Brunnen, eine Hand im Wasser und den Kopf auf denselben Arm gelegt und schnarchte leise.

Percy wurde von einer schweren Hand auf seiner linken Schulter geweckt. "Wach auf, Sohn." Er hob den Kopf und öffnete die Augen und sah in das Gesicht seines Vaters. Poseidon stand in seiner Menschlichen Größe neben Percy. Sofort war er Hellwach. "Dad? Was machst du denn hier" fragte er mit verschlafener Stimme. Aber am Gesichtsausdruck seines Vater konnte er sich denken, wieso er hier war.

Percy schon die Unterlippe vor, legte sein Kinn wieder auf den Arm im Wasser und sagte: "Vergiss es, Dad. Ich weder mich nicht mit ihm rumschlagen, Geschweige denn ihm verzeihen. Schickt Onkel jetzt jeden Gott her? Na das kann ja lustig werden." Dafür erntete Percy eine Kopfnuss von seinem Vater.

"Wir alle wissen nur zu gut, was Luke getan hat. Aber wie deine Freunde bereits sagten: Luke hat genug gebüßt. Lass die vergangenheit ruhen, Kind."

"Das! Das kannst du nicht von mir verlangen! Er ist schuld am Tod so vieler Freunde! Und er hätte Mom beinahe getötet! Und ihr verlangt von mir, dass ich ihm einfach so vergebe? Was ist denn los mit euch? Unterwelt hin oder her, Dad. Ich bleibe bei meiner Meinung!"

Poseidon atmete tief ein und aus. "Du musst noch sehr viel lernen, mein Sohn. Du bist mein größter Stolz. Du hast alle Helden übertroffen, sogar Herkules und Achilles. Aber du musst lernen, zu vergeben, Kind. Gib Luke eine Chance. Hermes stand dir auch zur Seite, als zu Hilfe benötigt hast."

Poseidon ging in die Hocke, um seinem Sohn besser ins Gesicht sehen zu können.

Percy schmollte. "Das war nicht fair, Dad." Poseidon lachte und zof Percy in eine feste Umarmung und jetzt wusste er, woher Tyson seine enorme Kraft hatte. Auch Poseidon brach ihm beinahe die Rippen.

"Ich weiß, Sohn. Aber das musste sein. Versuch es bitte, Perseus."

Mit einem schweren seufzen gab er nach.

"Na schön. Aber nur, und auch nur deshalb, weil du mich darum gebeten hast und Hermes mir auch mehr als einmal aus der Patsche geholfen hat."

Er drückte seinen Vater noch einmal, ehe dieser mit einem Aufleuchten verschwand.

Das würde eine lange sehr Prozedur werden.

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