||T H R E E||

76 8 13
                                    

||T H R E E||

~Man muß wissen, daß es Dinge gibt, die unserer Macht nicht unterliegen und die wir nur zu erkennen, nicht hervorzubringen imstande sind~

-Dante Alighieri

Es war eine lange Nacht und die Müdigkeit hing mir schwer in den Knochen.
Seit Stunden dröhnte mein Kopf unaufhörlich und in Gedanken verfluchte ich jedes noch so leise Geräusch. So auch meine Schwester.

»Und dann war da diese Fee und sie hatte ein richtig schönes Kleid an! Es war blau und mit Glitzer, wie in Cinderella!«, erzählte Saphira von ihrem Traum.
Allerdings konnte ich nur mit einem Ohr zuhören.
Wir saßen im großen Saal und ich schlürfte meinen Kaffee.

»Alpha Mark aus Minot beantragt eine Videobesprechung in etwa zehn Minuten. Sie wurden heute Nacht von Kontrolllosen  angegriffen«, unterbrach Brandon meine Schwester. Saphira ließ sich davon jedoch nicht stören und sprach weiter über ihren Traum - die Fee und das glitzernde Kleid.

Schnell atmend ließ Brandon sich auf der langen Seite des Tisches nieder.
Wir sprachen über den leeren Platz neben mir - den meiner zukünftigen Gefährtin - hinweg.

Alpha Mark war einer unserer wichtigsten Verbündeten und da Minot keine Stunde von Rosewood entfernt war, betraf diese Situation auch uns. Es war wichtig, dass wir uns vorbereiten konnten.

»Hat er noch etwas dazu gesagt?«, wollte ich wissen.

»Nur, dass er uns zur Videobesprechung in zehn Minuten erwartet. Er möchte unsere Rudel' vor eventuellen Gefahren warnen und uns den Angriff heute Nacht detailliert schildern. Etwas ungewöhnliches muss passiert sein.«

Nickend nahm ich diese Informationen zur Kenntnis und stand auf.
Schnell drückte ich der nun doch verstummten Saphira einen Kuss auf den Scheitel:»Wir sehen uns später.«

Mit großen Schritten lief ich mit  Brandon im Schlepptau in mein Büro. Es lag im Erdgeschoss, damit man schnell Zugang dazu hatte.
Ohne Umschweife startete ich den Laptop und öffnete den Videochat. Mit uns, waren noch zwei andere Rudel' zu sehen. Mein Blick richtete sich auf  Alpha Mark und seine Tochter Eve, von der ich wusste, dass sie in absehbarer Zeit sein Rudel übernehmen sollte. Es war deutlich zu sehen, dass Mark und seine Tochter angeschlagen waren. Die Nacht hatte anscheinend Spuren hinterlassen, denn die tiefen und dunklen Schatten unter ihren Augen und die zerzausten Haare zeigten deutlich, dass beide keinerlei Schlaf genießen konnten.

»Alpha Nathan, Beta Brandon. Schön, dass Sie es beide geschafft haben. Ich bin Alpha Mark, das ist meine Tochter, Eve Brighton. Sie wird meine Nachfolgerin sein und ist zur Zeit in der Ausbildung", er zeigte in einer einladenden Geste auf seine freundlich lächelnde Tochter.
»Mein Beta ist zur Zeit leider verreist, einige Angelegenheiten mit einem befreundeten Rudel in der Nähe New Yorks besprechen. Ich nehme an, ich brauche Sie und die anderen nicht einander vorzustellen?«

Prüfend warf ich einen Blick auf die Videoübertragung. Unten rechts erblickte ich Alpha Cordon, ein höflicher, dennoch distanzierter Mann in den dreißigern. Neben ihm Beta Leopold. Ihr Rudel lag in den Wäldern Grand Forks', an der Grenze zu Minnesota.
Unten links jedoch, war Alpha Jacob zu sehen, mit seiner Gefährtin Tara und seinem Beta Charlie. Jacob und ich musterten uns kurz feindselig, bevor ich mich abwandte und höflich nickte.
»Guten Tag, meine Herren, Ms Brighton, Tara.«

»Gut, da wir nun alle beisamen sind, können wir ja anfangen«, sprach Alpha Mark und räusperte sich leise. »Heute Nacht - vor wenigen Stunden - wurden wir von etwa einem Dutzend Rudellosen angegriffen. Wir konnten die Kontrolllosen töten, ohne selbst verletzt zu werden, bloß hatte einer von ihnen Andeutungen gemacht, dass das noch nicht alles war. Dass noch einiges passieren wird. Ich sage Ihnen allen das, damit sie sich schützen können. Denn wenn es wirklich wahr ist, was der Kontrolllose gesagt hat, dann sollten wir alle vorbereitet sein.«

»Kontrolllose arbeiten nicht im Team«, stellte Alpha Cordon trocken fest. 

»Stimmt. Vermutlich haben oder hatten - wer weiß, wie viele es sind - sie eine Art Friedensabkommen. Verbündete, bis das Ziel erreicht ist?«, überlegte ich stirnrunzelnd. 

Alpha Mark ergriff wieder das Wort:»Der Gedanke kam mir auch schon und ich glaube, dass ist die naheliegendste Erklärung. Der Angriff fand gegen Ein Uhr in der Nacht statt. Genau dann, als wir den Patrouillenwechsel machten. Sie griffen von allen Seiten an und überfielen uns somit. Wir können von Glück sprechen, dass es keine Tote gibt.«
Ich verstand die Zweideutigkeit hinter diesen Worten.
Entweder im Inneren gab es einen Spion, oder die Kontrolllosen hatten das Rudel ganz genau beobachtet.
Anhand der Blicke, die viele austauschten, merkte ich, dass auch sie dies bemerkten.

»Dauerte der Angriff lange?«, stellte Jacob die Frage, die mir auf der Zunge lag. Sein Rudel besaß das Territorium in Fargo, in der Nähe von Grand Forks. Es ist Jahre her, dass wir uns persönlich gesehen haben.

»Etwa eine dreiviertel Stunde. Einen Großteil der Kontrolllosen konnten wir töten. Einige andere flüchteten, als sie merkten, dass wir ihnen überlegen waren.«

Stirnrunzelnd blickte ich über den Laptop hinweg.
Die nächste Frage stellte Brandon:»Wollten sie irgendetwas haben? Suchten sie etwas?«

»Ich bezweifle es. Sie machten jedenfalls nicht den Eindruck. Vielmehr, als wollten sie uns in Panik versetzen.«
Anscheinend hatte niemand mehr Fragen, weshalb wir uns bei Alpha Mark für die Warnung bedankten und das Gespräch beendeten.

Nachdenklich blies ich die Luft aus meinen Wangen, klappte den Laptop zu und ließ mich in den Stuhl zurück fallen. 

»Meinst du, wir werden auch angegriffen?«, brach Brandon stirnrunzelnd die Stille.

»Früher oder später«, war meine Antwort,»Aber wir werden dank Alpha Mark vorbereitet sein. Wir müssen die Grenzen stärker besetzen. Und die Patrouillen werden mit geringerem Zeitabstand geleistet.«
Gemeinsam änderten wir die Arbeitspläne um, setzten mehr Patrouillen an und organisierten ein Rudelrat's Treffen zu Mittag.
»Hoffentlich werden es alle so kurzfristig schaffen«, murmelte Brandon leise.
Ich ging nicht näher darauf ein. Stattdessen überflog ich noch einmal alles und lief dann in Richtung Tür:»Sag du schon mal denen Bescheid, die jetzt Patrouille laufen und häng den Plan an das Schwarze Brett. Ich geh derweil meine Tante aufsuchen.«

---

Tut mir Leid, dass ihr solange warten müsst und das Kapitel dazu noch so kurz ist. Ich hatte eine Schreibblockade vom feinsten, aber ich versuche jetzt wieder mein Bestes zu geben und schnell an Kapitel vier zu schreiben.

Ich hoffe, dieses Kapitel war nicht zu lahm...

Kay xxx

Moon WhisperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt