||T W O||

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||T W O||

~Je vollkommener eine Sache, desto empfindlicher für gute und böse Behandlung~
Dante Alighieri

Meinen achtzehnten Geburtstag hatte ich mir anders vorgestellt.
Ruhig und gemütlich, mit meinen Freunden. Meiner Familie.
Zwischendurch mit den Mitgliedern meines Rudels, aber ganz sicher nicht, mit dem Besuch eines Vampirs.

Ich war im Aufenthaltsraum der Betafamilie - im obersten Stockwerk - und unterhielt mich mit meinen Freunden.
Liv plante bereits, wie meine Gefährtin sein würde. Schließlich, so sagte sie, hätte sie es im Blut, das wir beide uns bald treffen dürften. Sehr bald.
Ich blieb dem gegenüber skeptisch.
Connor unterhielt sich mit Brandon's Vater, derweil hörte ich Seth und Sean zu, wie sie über das letzte American Football Spiel sprachen und beobachtete meinen Bruder und seinen besten Freund Jordan. Beide hingen über einem Stück Kuchen und verzerrten es gierig.
Jordan lachte über irgendetwas.
Es war noch nicht lange her, vielleicht ein wenig mehr, als ein Jahr, da holte ich ihn von der Straße.

Soviel wir wussten, wurde er von einem Werwolf gebissen- vor etwa anderthalb Jahren. Seine Sinne veränderten sich, wurden intensiver und sein natürlicher Instinkt zu einem Rudel zu gehören, trieb ihn zu uns. Ich fand ihn Mitten im Wald, innerhalb unseres Territoriums. Er war komplett ausgehungert und so nahm ich ihn auf. Mein Beschützerinstinkt hatte auch bei ihm bewirkt, ihn in mein Rudel aufzunehmen und so wurde er in den letzten fünfzehn Monaten wir ein zweiter kleiner Bruder für mich, den ich am liebsten vor dem Bösen in der Welt schützen wollte. Vermutlich, weil er mich so an Jaxon erinnerte. Seine Hilflosigkeit- der Ausdruck in Jordans Augen war genau der gleiche wie der, den Jaxon hatte, als sein Leben zerstört wurde.

»Wo ist eigentlich Brandon?«, fragte Liv auf einmal.
Ja, wo war Brandon?

»Eben schnell was klären, er sollte gleich wieder kommen«, antwortete ich mit einem gezwungenem Zucken meiner Mundwinkel. Mir war nicht danach zumute, zu lächeln, aber ich wollte nicht, dass sie sich aufregten oder gar sorgten.
Brandon hatte darauf bestanden, dass ich heute nicht wissen sollte, was es für Probleme gäbe. Er würde alles regeln und ich solle meinen Geburtstag genießen. Nur widerwillig ließ ich mich darauf ein und wartete seitdem die ganze Zeit auf jedes klitzekleines Anzeichen auf ein Problem.
Erfolglos versuchte ich Brandon über die Gedankenübertragung zu fragen, was passiert sei, doch antwortete er nicht.

»Entspann dich Schätzchen«, sagte auf einmal eine Frauenstimme. Brandons Mum.
»Es wird schon nichts schlimmes sein und wenn doch, wird Brandon dir ganz sicher Bescheid geben. Und jetzt genieß deinen Geburtstag.«

Seufzend nickte ich und fuhr mir durch mein Haar. Was anderes blieb mir wohl kaum übrig.
»In Ordnung«, murmelte ich von daher, zwang mich zu einem Lächeln.
Nur um im nächsten Moment die Stimme meines Betas in meinem Kopf zu hören.

»Okay, du solltest in dein Büro kommen, Nate. Wir haben Besuch.«

»Besuch? Was für einen Besuch?!«, alarmiert stand ich auf.

»Komm runter, dann siehst du's«, und mit diesen Worten kappte er die Verbindung.

Augenblicklich stand ich auf:»Ich bin kurz weg«, rief ich, ehe ich mich auf den Weg machte und die Treppen praktisch runter rannte.
Sobald ich dann im Erdgeschoss ankam, drosselte ich mein Tempo und lief mit großen Schritten in Richtung meines Büros. Dabei fiel mir auf, dass der Gemeinschaftsraum ziemlich leer war.
Stirnrunzelnd bog ich in den Gang ein und öffnete die einzige Tür.
Das Erste, dass ich sah, war Brandon. Ein grimmig aussehender Brandon.
Er lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und hatte seine Augen zusammen gekniffen.
Misstrauisch hatte er seinen Blick auf unseren Gast gerichtet und wandte sich nicht einmal ab, als ich mit einem Knall die Tür schloss.

»James«, sprach ich matt.
Genannter saß entspannt im Anzug auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch.

Augenblicklich stand der Dunkelhaarige auf, breitete seine Arme auf und sagte:»Nathan. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Ich dachte, jetzt, wo ich wieder hier bin, statte ich dir einen Besuch ab.«

Grinsend schlugen wir ein und klopften uns auf den Rücken.
»Ich dachte, du seist in Ägypten?«, fragte ich sogleich wieder ernst.
Die Anwesehenheit James' würde zumindest Brandon's schlechte Laune erklären.

»Nicht so erfreut«, erwiderte er sarkastisch, während ich mich auf den Stuhl meines Schreibtisches setzte.
James selbst nahm wieder auf dem Stuhl Platz und Brandon machte nicht mal Anstalten, sich zu bewegen.

»Also, warum bist du nicht mehr in Ägypten?«

Bevor James antwortete, warf er meinem Beta einen missmutigen Blick zu. Sein Hass beruhte definitiv auf Gegenseitigkeit.
»Es gab Komplikationen.«

»Gerne ein bisschen präziser«, bat ich auffordernd.

»Nun ja«, James suchte nach den richtigen Worten, »Als ich nach langer Suche bei den angegebenen Koordinaten verweilte, war das Grab Unas' leer.«

Regungslos musterte ich den Vampir. Er sah aus wie immer. Anzug, ordentliches, schwarzes Haar, schwarze Augen und ohne jegliches Anzeichen einer Lüge.

Tief einatmend schloss ich die Augen, versuchte mich zu beruhigen.
Die Wut legte sich wie ein heißer Schleier über mich.
Meine Hände zitterten, ich ballte sie zu Fäuste.
James musste lügen. Wir hatten nicht umsonst fast drei Jahre lang danach gesucht. Es konnte nicht umsonst sein.
Er musste einfach lügen!

Beinahe lächerlich hoffnungsvoll öffnete ich die Augen, blickte den Mann mir gegenüber an.
Äußerlich schien er Anfang zwanzig zu sein, doch in Wahrheit war sein wahres Alter ein Mysterium, welches nicht einmal ich lüften konnte.

Ein mitleidiger Ausdruck trat in seine Augen, die wie schwarze Tunnel waren und allein der Blick war Antwort genug.

Mit einem Schlag verschwand die Wut und machte purer Verzweiflung Platz.
Ich konnte nicht anders, als mein Gesicht in meinen Händen zu vergraben und so zu verharren.
Es hätten Stunden vergehen können, ohne, dass ich es gemerkt hätte.
Ich hörte meinen dumpfen Herzschlag, die Vögel vor dem Rudelhaus.
Ich hörte Brandons Atem und das nervtötende Auf- und Abtippeln von James' Fuß.
Und ich hörte, dass der Vampir seinen Stuhl zurückzog, aufstand und verschwand.
In Gedanken zählte ich die Sekunden - versuchte mich ein wenig abzulenken.
Eins, zwei, drei...
Irgendwann war ich bei  hundertdreiundzwanzig  Sekunden, bis ich von Brandon unterbrochen wurde.

»Das wird schon wieder! Wir werden diese verdammte Mumie finden, das verspreche ich dir.«

Leicht nickte ich und erhob mich vom Stuhl.
Ich durfte nicht schwach sein! Ich hatte ein Rudel zu führen.

Mit neuem Optimismus schaute ich Brandon an.
»Du hast Recht.«

»Ich weiß«, grinste er keck.

Ich verdrehte die Augen, konnte aber ein Zucken meiner Mundwinkel nicht unterdrücken.

»Heute hast du deinen freien Tag, Nate. Du kannst dir morgen den Kopf darüber zerbrechen, wie es weiter geht«, verordnete Brandon kurzer Hand und schob mich an der Schulter zur Tür raus.
Und da ich weder die nötige Motivation, noch den Hauch von Lust verspürte, mir verzweifelt die Hände über den Kopf zu schlagen, weil ich nicht wusste, was ich wegen der Unas-Sache machen sollte, widersprach ich ihm nicht und ließ mich wortlos nach oben dirigieren.

---•~•---

Sorry, dass das Update erst so spät kommt, aber mein Kopf ist mega voll und da ich heute krank war, dachte ich mir:»Warum setze ich mich nicht einfach an ein Kapitel von Moon Whisper?«
Sooo, hier habt ihr das Kapitel. Klein, aber fein.

Bis denne
Kay xxx

Moon WhisperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt