||F O U R||
~Überall, wo Zwist herrschen kann, da muß es auch eine Entscheidung geben.~
-Dante Alighieri
Bis ich meine Tante Gina gefunden und in mein Büro gelotst hatte, dauerte es etwas. Noch länger dauerte es, meiner Tante zu erklären, was beim Rudel in Minot passiert war. Sie stellte zwischendurch nur Fragen (»Warum zum Teufel hast du einen Teewagen in diesem Büro, auf dem Alkohol steht, der so teuer wie mein Jahreseinkommen ist?!«) und unterbrach mich so oft mit besserwisserischen Kommentaren (»Sie hätten halt mehr Patrouillen außerhalb des Geländes machen sollen. Ganz einfach.«), dass ich mich sogleich wieder daran erinnerte, warum ich sie normalerweise aus solchen Sachen raus hielt.
»Ich möchte ja nicht undankbar klingen, dass du mir endlich mal eines dieser 'Rudel Probleme' anvertraust, aber warum erzählst du mir das?« Tante Gina saß auf dem Stuhl hinter meinem Schreibtisch und hielt ihre, bis zum Rand gefüllt Kaffeetasse in der rechten Hand. Beim Reden gestikulierte sie jedoch so stark, dass ich Angst hatte, dass sie etwas von der koffeinhaltigen Flüssigkeit verschüttete. Die meiste Zeit starrte ich deshalb auf das schwarz-weiß gestreifte Porzellan, anstatt auf ihr Gesicht.
»Ich weihe dich ein, damit du mit den Kindern heute im Haus bleibst. Und damit du darauf achtest, wer das Haus verlässt. Ich möchte sicher sein, das jeder, der raus geht, auch wieder her kommt. Wir können nicht für die Sicherheit derer verantworten, die in der Stadt leben, aber denen, hier im Haus, habe ich mein Versprechen gegeben, dass ich auf sie aufpassen werde.«
Tante Gina betreute vormittags etwa ein Dutzend Kinder, mit unter Saphira. Sie brachte ihnen wichtige Sachen bei, von rechnen und lesen, bis hin zu Gefährten und übernatürlichen Wesen.
»Ich kann dir nicht ganz folgen, Nathan Schatz.«
»Wir - das heißt Brandon und ich - werden die Grenzposten und -Patrouillen verstärken, aber trotzdem möchte ich nicht, dass du heute mit den Kindern auf die Lichtung oder in den Wald gehst. Lynn und den anderen Betreuern gibst du die selbe Anweisung, aber verrat keine Einzelheiten. Bevor ich nichts genaues weiß, sollte es geheim bleiben. Aber sobald irgendetwas ungewöhnliches passiert, möchte ich, dass du mir Bescheid gibst. Und zwar sofort.«
Stirnrunzelnd nickte sie.»Gut«, sagte ich nur und stand auf.
»Ich muss jetzt einige Sachen erledigen. Wir sehen uns bestimmt noch später.«
Ich schloss die Tür hinter meiner Tante und ließ mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen.Angespannt öffnete ich das dicke Telefonbuch und suchte die erste Nummer raus.
Nach fast zwei Stunden hatte ich jedem verbündeten Rudel Bescheid gegeben, was in Minot passiert war. Es gehörte zu unseren Friedensabkommen, alle verbündeten Rudel' über mögliche Gefahren in Kenntnis zu setzen. Wir gehörten zu einem der größten Rudel Amerikas. Demnach hatten wir mindestens genauso viele Feinde, wie Verbündete.Da ich sonst nichts mehr zu tun hatte, verließ ich mein Büro und steuerte das schwarze Brett in Nähe der Treppen an.
»Neue Patroulliengänge!«, stand groß auf einem handgeschriebenen Blatt. Ich erkannte Brandons Schrift. Es war der Plan, den wir am Morgen zusammen ausgefeilt hatten.Gemächlich lief ich weiter. Der große Aufenthaltsraum war leer. Die Leute waren bei sich Zuhause, in einem der unzähligen Räume hier im Rudelhaus oder arbeiten. Meine Füße trugen mich vor die Haustür. Die Sonne schien am Himmel und mich beschlich ein unruhiges Gefühl. Ich hatte das Gefühl etwas zu verpassen, am falschen Ort zu sein. Unwillkürlich seufzte ich und ging wieder rein. Auf dem Weg zu meinem Büro lief mir Brandon über den Weg.
»Denk an das Treffen mit Cole später«, erinnerte er mich.
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Moon Whisper
VârcolaciNathan Moon ist der Alpha- der Anführer- eines Werwolfrudels. Nun ja, nicht ganz. Offiziell ist es erst, wenn er seine Gefährtin gefunden hat. Doch diese ist ein Mensch und will nicht das geringste von ihm wissen. Dazu kommt noch die verschollene...