Auf Nach Polis

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3. August 2135

„Lexa, kommst du bitte?“ hörte ich meine Mutter, die vor unserem Haus stand und zu mir blickte.
Ich war sieben Jahre alt und konnte nicht einmal wie ein richtiges Kind leben.
Seit zwei Jahren schon nicht mehr.
Ich hatte drei Stunden um mit meinen Freunden zu spielen.
Lincoln, Costia und Nyko.
Sie wuchsen auch in meinem Dorf auf.
„Aber Mom“ beleidigt sah ich diese an.
„Du musst zu deinem Training“ leise seufzte ich und ging ins Haus.
„Können wir das nicht ausfallen lassen?“ ich zog mir meine Rüstung an, die ich zum Schutz trug.
Denn ich und meine Lehrerin, trainierten mit echten Waffen.
„Lexa, sobald der Commander tot ist, hast du die Chance Commander zu werden, also musst du oft trainieren. Deswegen wird Anya dich auch bald mit nach Polis nehmen“ Polis, unsere Hauptstadt.
Schon viel hatte ich davon gehört.
Aber ich war noch nie dort gewesen.
„Und was ist mit dir?“ ich legte meinen Kopf schief und sah meine Mutter fragend an.
„Ich bleibe mit deinem Bruder hier“ ich sah zu meinem kleinen Bruder.
Er war gerade mal drei Monate alt.
Er war auch nicht mein richtiger Bruder, sondern nur mein Halbbruder.
Als ich drei war, lernte meine Mutter einen neuen Mann kennen.
Er war nett, aber dennoch mochte ich ihn nicht.
„Könnt ihr nicht mit?“ ich wollte nicht ohne meine Familie gehen.
Was sollte ich ohne meine Familie bitte machen?
Ich war doch erst sieben Jahre alt.
„Lexa, du wirst auf das vorbereitet, was auf dich zu kommen wird. Du weißt, dass du ein besonderes Kind bist. Ein ganz besonderes Kind. Es gibt nicht viele von euch und nur ihr habt die Chance, Commander zu werden. Ich habe vertrauen in dich mein Kind. Und Anya wird auf dich aufpassen. Genauso wie Gustus“ lächelte meine Mutter, als sie mir eine Strähne aus dem Gesicht strich.
Gerade wollte ich etwas sagen, da ging die Türe auf und Anya trat ins Haus.
Ich sah zu meiner Lehrerin.
Diese Frau bildete mich seit zwei Jahren aus.
Seit zwei Jahren sorgte sie dafür, dass aus mir später jemand ganz besonderes wurde.
„Hast du alles?“ verwirrt sah ich sie an.
„Hier“ meine Mutter gab ihr eine Tasche, was mich nur noch mehr verwirrte.
„Mom?“ fragte ich und sah zwischen ihr und Anya hin und her.
„Du wirst heute schon gehen Lexa. Es gibt Gerüchte, dass dich jemand töten will, also musst du so schnell wie es nur geht weg von hier“
„Und was ist mit dir und Aden?“ ich würde meine Mutter und meinen Halbbruder doch nicht alleine lassen.
Jemand musste sie doch beschützen.
„Uns wird nichts passieren Lexa. Du wirst das alles schon schaffen. Und dein Bruder ist genauso besonders wie du. Also wird er auch bald kommen. Und wer weiß, vielleicht wirst du ihn dann ausbilden“ tief atmete ich durch und schloss meine Augen.
Jetzt zu weinen ging nicht.
Dies hatte mir Anya schon beigebracht.
Gefühle konnte ein Krieger nicht gebrauchen.
Und ich würde alles dafür tun um eine gute Kriegerin zu werden.
„Darf ich mich noch eben von den anderen verabschieden?“
„Ich warte bei den Pferden“ ich nickte und verließ schnell das Haus und rannte zu Costia und den anderen.

„Lexa? Ich dachte du trainierst?“ verwirrt sah mich Costia an.
Sie war einen Monat jünger als ich.
Lincoln und Nyko waren beide fünf Jahre älter als ich und bereits in ihrer Ausbildung.
Doch wurden sie hier von ihren Vätern trainiert.
Bei mir war es etwas anderes.
Es lag an meinem Blut.
Ich hatte anderes Blut als meine Freunde.
Jeder sagte, es sei etwas besonderes, dieses Blut zu haben.
Ich verstand noch nicht so wirklich, wieso es etwas besonderes sein sollte, schwarzes Blut zu haben.
„Anya und Gustus nehmen mich heute mit nach Polis“ geschockt sahen mich meine Freunde an.
„Heute schon?“ schwach nickte ich und sah zu Anya, die sich mit Gustus unterhielt.
Anya war gerade 18 geworden und Gustus war 23.
Gustus war seit meiner Geburt, also seit sieben Jahren, für meinen Schutz da.
Anya trainierte mich seit zwei Jahren, hatte mir aber schon vorher vieles gezeigt, was ich wissen musste, damit ich schon vorbereitet war.
„Aber wir werden uns bestimmt wiedersehen“ lächelte ich und umarmte die drei kurz.
Sie wussten was auf mich zu kommen würde.
Jeder hier im Dorf wusste dies.
Seitdem ich mich vor vier Jahren verletzt hatte und geblutet hatte.
Das Getuschel ging sofort los und wirklich jeder sah mich seitdem auch komisch an.
„Lexa!“ rief Anya laut, was mich zusammen zucken ließ.
„Ich muss los Leute“ die drei nickten und ließen von mir, ehe ich auch schon zu Anya ging.
Ich war erst sieben Jahre alt, musste aber schon verdammt verantwortungsbewusst sein.
Ich war ein Kind und konnte kein Kind mehr sein.
Doch daran musste ich mich gewöhnen.
Anya half mir aufs Pferd und setzte sich wenig später hinter mich.

„Wieso muss ich nach Polis?“ fragte ich schmollend, als wir schon einige Zeit unterwegs waren.
„Weil dort alle trainiert werden, die so sind wie du Lexa. Du bist was ganz besonderes und das weißt du auch“ hörte ich Gustus und sah zu ihm.
Ich mochte ihn.
Er war immer für mich da, wenn ich Probleme hatte.
Beschützte mich vor Angriffen aus meinem Dorf, denn ich war dort nicht gern gesehen.
Auch wenn jeder zu wissen schien, dass ich besonders war.
Nicht jeder wollte dies akzeptieren.
Aber Gustus beschützte mich und passte auf mich auf.
Er hatte mir gesagt, dass er dies immer tun würde.
Solange, biss er starb.
Doch daran wollte ich nicht denken.
Ich wollte nicht, dass er starb.
Gustus bedeutete mir viel und war wie ein großer Bruder für mich.
„Und wie besonders bitte?“ ich drehte meinen Kopf zu Anya, da Gustus diese ansah.
„Dies erzähle ich dir, wenn wir in Polis sind Lexa. Nicht vorher“ finster sah ich die Ältere an, was diese nur lachen ließ.
„Ja, du hast große Chancen der nächste Commander zu werden, sehr große sogar“ ich verdrehte nur meine Augen und blickte wieder nach vorne.
Ich wusste nicht wie lange es nach Polis dauern würde.
Ich wusste auch nicht, wie lange ich dort bleiben würde.
Das Einzige, was ich wusste war, dass ich dies für meine Familie tun würde und für niemanden sonst.
Nur für Mom und Anden.
Und für meine Freunde.
Für sonst keinen anderen Menschen auf dieser Welt.

Heute will ich euch erzählen, wie ich starbWo Geschichten leben. Entdecke jetzt