Teil 2

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"Was willst du Joel?", fragte ich noch immer etwas abwesend. Still stand er in der Tür und musterte mein Antlitz, ohne das kleinste Zeichen eines Gefühls in seinem ebenmäßigen Gesicht. Joel war der erste Maat des Käptn's und ich hatte ihn in der Zeit, die ich hier verbracht hatte ziemlich gut kennengelernt. Wir hatten uns gemeinsam, die langweiligen Dienste und Arbeiten, die zu verrichten waren, vertrieben und er war schlussendlich zu einem guten Freund geworden. Ein Seufzen ertöhnte und das Bett neben mir senkte sich ein Stück. Joel's Haare hingen ihm ins Gesicht und er setzte an um etwas zu sagen, brach dann jedoch ab und setzte erneut an."Ich weiß das war sicher nicht das, was du dir unter einer guten Bezahlung vorgestellt hast und ich weiß auch, dass du damit neu anfangen wolltest.", sagte er mit ruhiger Stimme und fuhr sich dabei durchs Gesicht. "Danke, sehr aufbauend.", murmelte ich leise in meine Hand, mit der ich mein Kinn stützte. "Aber...Ich glaube fest daran, dass du es auch ohne irgendwelche Hilfe schaffst und ich bin mir ebenfalls sicher, dass du genau das erreichen wirst, was du dir vornimmst.. Du bist niemand, der so leicht aufgibt. Ich erinnere mich noch genau an das ausgehungerte und völlig verschlossene Mädchen, dass hier ankam. Es sah so aus, als hättest du einiges durchgemacht und ich denke kaum, das du das Alles, was auch immer es gewesen ist, geschafft hättest, wenn du nicht unglaublich stur und dickköpfig gewesen wärst." Ich hob den Kopf ein wenig und kniff meine Augen zusammen. "Woher weißt du eigentlich von dem Gespräch mit dem Kapitän?", fragte ich misstrauisch. Schlagartig färbte sich sein Kopf knallrot. Schmunzelnd boxte ich ihn gegen seinen Oberarm. "Du hat uns wohl jemand bespitzelt.", kicherte ich leise. Er wandte sein Gesicht verlegen ab und stammelte leise ein paar unverständliche Sätze, die wie billige Ausflüchte klangen. Kopfschüttelnd ließ ich mich ganz auf das wenig gemütliche Bett sinken. Das war Joel's Zeichen sich zurückzuziehen. Er erhob sich langsam und machte beim Verlassen leise die Tür hinter sich zu. Ich schloss meine Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Langsam öffnete ich sie wieder und linste zu dem Buch, das die Schuld an meiner Misere trug. Langsam hob ich meine Hand und war im Begriff das Buch an mich zu nehmen, als sich meine Tür abermals öffnete. Wie von der Tarantel gestochen zog ich meine Hand zurück und ließ meine grünen Augen aufgeschreckt auf die Person, die mich gerade in meinem Vorhaben gestört hatte, schweifen. Besser gesagt auf die Person, die da stehen sollte, denn es war rein gar nichts zu sehen. Die Tür war wohl von alleine aufgegangen. Schulterzuckend lehnte ich mich wieder zurück und schnappte mir das Buch. "Neverland?" Was war den das für ein komischer Titel? Abermals laut seufzend schlug ich es auf.

Es war einmal ein kleiner Junge, der sich nichts sehnlicher wünschte als es mit den Vögel aufzunehmen und einfach davonfliegen zu können, dem langweiligen Alltag, dem öden grau in grau zu entkommen. Die Sehnsucht nach Freiheit verfolgte ihn bei Tag, wie auch bei Nacht, seine Gedanken kreisten nur noch um dieses Thema und bescherten ihm schlaflose Nächte. Eines Tages konnte er diesem Wunsch einfach nicht mehr länger wiederstehen und trat an das Fenster . Zögerlich sah er hinab in die Tiefe. Er wusste, wenn es nicht funktionierte würde er mit seinem Leben dafür bezahlen müssen. Dafür wäre ihm wenigstens ein kurzer Moment von unendlichem Glück und Schwerelosigkeit wiederfahren und das war es ihm in diesem Moment absolut wert. Gleich darauf befand er sich auch schon in freiem Fall. Keiner wusste wie, aber der Junge starb nicht bei dem Versuch der Schwerkraft zu trotzen. Das Schicksal meinte es wohl gut mit ihm und ihm wuchsen ein Paar starker Schwingen, er wurde zu einem Wesen halb Vogel, halb Mensch. Über seine neugewonnene Freiheit jubilierend flog er immer weiter und weiter weg von seinem Zuhause, mit den Wolken ringend und den Wind bezwingend. So entdeckte er auch eine geheimnisvoll aussehende Insel, welche von Bäumen bewachsen und Wellen umspielt wurde. Dort verweilte er eine Weile und erlebte unglaubliche Abenteuer und gewann viele neue Freunde. Für einige Zeit genoss er dieses Leben und freute sich über seine neugewonnene Freiheit, dennoch packte ihn nach einer Weile das Heimweh und bevor ihn dieses drückende Gefühl zu übermächtigen drohte beschloss er, dass es an der Zeit war zu seiner Familie zurückzukehren. Abermals flog und flog der Junge, dieses Mal sogar bis seine Flügel drohten aufzugeben. Nichtsdestotrotz machte er immer weiter. Endlich, nach einer Ewigkeit, wie es schien, erschienen die schwachen Lichter seiner Heimatstadt. Nach einiger Zeit kam auch das ihm nur allzubekannte Haus, mit dem leicht verblichenen mattgelben Anstrich und dem kleinen, verträumt aussehenden Garten, in Sicht. Voller Vorfreude flog er zu dem Fenster seines Kinderzimmers, um seinen Eltern einen kleinen Schreck einzujagen. Doch was er dann sah, ließ sein Herz in Zwei brechen. Er sah seine Mutter und seinen Vater, ein anderes Kind im Arm haltend...Überglücklich und ohne jegliche Sorgen...Anscheinend hatten seine Eltern gar nicht bemerkt, dass der Junge so lange Zeit fort war und hatten ihn schlicht und einfach vergessen. Tränenüberströhmt machte das nicht mehr ganz so junge Kind kehrt und trat die Rückreise, zu seiner wirklichen Heimat 'Neverland' an. Peter war wohl nie so ganz über den Verlust seiner Eltern hinweggekommen, denn nur so konnte man es erklären, dass er sobald er auf der Insel gelandet war seine Flügel verlor. An diesem Tag schwor er sich nie so wie seine Eltern zu werden. Peter Pan schwor sich, dass er einen Weg finden würde niemals erwachsen zu werden...

Hellou:D

Hoffe es hat euch gefallen;) Bald kommt das nächste:*Und voten + kommentieren nicht vergessen. Tipps oder Verbesserungsvorschläge sind immer erwünscht^-^

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