Langsam ließ ich das Buch sinken und musste ein paar mal heftig blinzeln. Irgendwoher kam mir diese Geschichte schmerzlich bekannt vor. Aus irgendeinem Grund wurde meine Brust ganz eng, so als ob ich diesem Jungen irgendwann einmal begegnet wäre, nein ihn sogar gekannt hätte. Mein Atem ging um einiges schneller als normalerweise und meine Augen glänzten verräterisch. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, wieso mich diese Geschichte derartig traf. Neugierig schlug ich die nächste Seite auf, doch diese war leer. Ungläubig blätterte ich weiter und weiter, doch auf keiner der nächsten Seiten stand etwas, rein gar nichts. Schwer enttäuscht ließ ich es sinken und legte es behutsam auf den Nachttisch. Schon seltsam, dass mich ein alter halbvermoderter Schinken derartig mitnehmen konnte. Kopfschüttelnd ließ ich meinen Kopf zurück in mein Kopfkissen sinken und versuchte einzuschlafen... Eine Weile wälzte ich mich unruhig und ruhelos hin und her und versuchte dennoch meine Gedanken zu beruhigen und endlich einzuschlafen. Doch egal wie sehr ich es auch probierte, es gelang nicht. Hellwach setzte ich mich auf und trat an das kleine runde Fenster, welches sich neben meinem Nachttisch befand. Der Mond tauchte das schwarze Meer in ein wunderschönes silbernes Licht und verlieh der ganzen Umgebung eine nahezu magische Atmosphäre. Die Strahlen hüllten mein Gesicht komplett ein. Von einen auf den anderen Moment und ganz plötzlich überkam mich eine bleierne Müdigkeit und bevor ich noch einen Schritt in Richtung Bett tun konnte umfing mich auch schon völlige Dunkelheit. Sie raubte mir die Luft zum Atmen und es war fast so als würde ich eine Weile lang im absoluten Nichts treiben.
Dann schlug ich die Augen auf.
Völlig verwirrt erkannte ich, dass ich mich nicht mehr in meiner Kabine befand. Der Untergrund auf dem ich lag war zwar weich, aber dennoch nicht mit meinem Bett und schon gar nicht mit dem harten Boden, auf dem ich mich eigentlich zu der Zeit hätte befinden müssen, zu vergleichen. Etwas Kaltes und Nasses kitzelte mich an meinen Zehen. Dies veranlasste mich dazu ruckartig hochzufahren und mehr als verwirrt meinen Blick um mich schweifen zu lassen.
Was ich dann sah lies meinen Mund weit offen stehen und meine Augen immer größer und größer werden. Der Anblick, der sich mir bot war einfach unbeschreiblich. Es war eine kleine Bucht die von Bäumen umrahmt wurde und ein paar Meter weiter kamen aalglatte Felsen in Sicht. Nicht langweilige graue Klumpen, sondern buntschillernde Steine in den schönsten Farbvariationen.
Ich rieb mir verwirrt die Augen und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Eine ganze Weile verharrte ich in dieser Position, bis ich mich schließlich dazu aufraffen konnte aufzustehen.
Auch wenn ich nicht wusste wo ich war, geschweige denn wie spät wir es hatten, machte ich mich auf den Weg. Es war egal, dass ich nicht den Hauch einer Ahnung hatte wohin.
Eine Weile trugen mich meine Füße nun schon einen gewundenen Pfad entlang. Rundherum war weit und breit kein Wasser oder Strand mehr zu erkennen, nur noch Blumen, Bäume und Gestrüpp säumten den Pfad. So wanderte und wanderte ich immer weiter bis zu dem Punkt, an dem ich schon dachte keinen Schritt mehr gehen zu können und meine Beine nachzugeben drohten. Als ich wirklich schon soweit war, dass ich mich erschöpft, verschwizt und mit der Welt fertig gegen eine Stein sinken lassen wollte, ertönten ganz in der Nähe Geräusche. Keine Ahnung wo meine plötzliche Motivation herangeflogen war, aber irgendetwas zog mich wie magisch zu diesen Felsen. Aus diesem Grund war ich mehr als fest entschlossen die Ursache auszumachen und stapfte somit den Geräuschen entgegen.
Ich kam immer näher und näher. Nach einer Weile war ich mir relativ sicher was es war, dass so einen Lärm veranstaltete, den man beinahe durch den ganzen Urwald schallen hörte. Es waren unverkennbar die Geräusche eines Kampfes. Nicht einer der harmlosen Sorte, wenn sich zwei kleine Jungen um das letze Stück Pizza stritten oder wer das blaue Auto bekam. Oh nein, dies mit größter Wahrscheinlichkeit nicht. Ich bahnte mir die letzten Meter durch das dicht bewachsene Unterholz und trat schließlich auf eine weitläufige Lichtung. Ich konnte mir gut vorstellen, dass dieser Ort sonst wohl zu einem der Friedvollsten und Ruhigsten der Ganzen Insel zählte, doch nicht zu diesem Zeitpunkt.
Was ich dann sah könnte genauso gut aus einem Actionfilm oder einer Abenteuergeschichte stammen. Ein Haufen bis an die Zähne bewaffneter Männer mit Augenklappen, Holzbeinen und krummen Säbeln standen breitbeinig auf der Lichtung. Ihre Schwerter glänzten in der bald untergehenden Sonne und die Gesichter waren zu böse grinsenden Grimassen verzogen. Ich hatte zwar noch nie in meinem ganzen Leben jemanden ihrer Art gesehen, aber ich wusste sofort mit wem oder was ich es zu tun hatte.
Piraten.
Das war jedoch nur nebensächlich, denn als ich erkannte wer ihnen gegenüber stand stockte mir der Atem und mein Herz setzte einen Schlag aus. Es war ein gutaussehender Junge, der nicht älter als 14 sein konnte. Seine verwuschelten braunen Haare hingen ihm ungebändigt in die Stirn und seine smaragdgrünen Augen funkelten abenteuerlustig. Als hätte er gespürt, dass ich ihn angestarrt hatte, traf sein Blick auf meinen. Dann...
Schwarz....
Schwer atmend saß ich aufrecht im Bett. Verwirrt sah ich mich um. Wo waren die Piraten hin und was war mit dem Jungen passiert? Orientierungslos und leicht panisch blickte ich mich um. Erst nach ein paar einigen Minuten begriff ich, dass ich wohl niemals auf der geheimnisvollen Insel gewesen und Piraten begegnet war. Eine Sache hatte sich jedoch in mein Gehirn eingebrannt, der Blick des fremden Jungen, bevor ich wieder aufgewacht war. Er hatte mich nicht etwa erstaunt, misstrauisch oder gleichgülig angesehen, wie das bei Fremden so üblich war. Es war ein Blick den nur jemand besaß, wenn etwas lang Vermisstes oder Verlorengeglaubtes wieder zurückkehrte...
Sooooo.... Nächster Teil:D Meinung¿ Verbesserungsvorschläge?

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Neverland
FantasyMan sagt jeder stirbt irgendwann einmal. Jeder wird älter und schließlich erwachsen. Es ist oder besser gesagt es war eine Tatsache. Unausweichlich, unumgänglich. Doch vor langer, langer Zeit gab es einen Jungen, der das nicht akzeptieren wollte, ni...