"Das klingt aber nach einem sehr lebhaften Traum.", meinte Joel unseren, mittlerweile mehr als bekannten Freund, Bruno den Besen, schwingend. Er zeigte keinerlei Anzeichen von Erschöpfung, während ich schon beinahe im Stehen einschlief. "Glaub mir das war es auch. Ich war mir so sicher..." Eigentlich wollte ich sagen, dass es mir mehr als sicher schien, dass der geheimnisvolle Junge mit den grünen Augen nicht nur ein Hirngespinst meinerseits war, sondern wirklich existierte. Doch dann wurde mir bewusst, wie absolut verrückt das klang und so ließ ich es dabei bewenden. Natürlich konnte Joel es nicht einfach so hinnehmen, dass ich meinen Satz unterbrochen hatte und musste wieder, kurz in seiner Arbeit stockend und das Gesicht auf den Besen gestüzt, nachharken:"Wobei warst du dir so sicher?", fragte er mit einem Schimmer von Neugier in seinen Augen. Ich tat so als wäre ich wieder völlig in meiner eigentlichen Arbeit, das Deck mit einem Lappen sauberzuschrubben, vertieft und winkte nur ab. Ohne jeden Zweifel konnte es Joel nicht dabei belassen und ich spürte wie mein Rücken von seinen Blicken durchbohrt wurde. Genervt blickte ich wieder von meiner Arbeit auf, doch nur um zu bemerken, dass Joel schon längst nicht mehr an seinem Platz stand. Bevor ich auch nur den Hauch einer Chance hatte, mich zu wehren, wurde ich auch schon an Ort und Stelle festgehalten und durchgekitzelt. Laut lachend und empört nach Luft schnappend versuchte ich den Übeltäter von mir zu stoßen, obwohl ich im Vorhinein schon wusste, dass es nicht gelingen würde, denn mein lieber Freund war nicht gerade das schmächtigste Kerlchen und so musste ich die Kitzelattacke über mich ergehen lassen. Mir blieb auch nichts anderes übrig, da ich nicht daran dachte meinen vorher halbausgesprochenen Satz zu Ende zu führen. Nach einer Weile verebbte die Flut an Kitzelattentaten und eine völlig fertige Luna lag alle Viere von sich gestreckt am Boden. "Und? Sagst du's mir jetzt?", fragte Joel mit leicht geröteten Wangen. Ich tat so als würde ich ernsthaft über seinen Vorschlag nachdenken..."Nö.", gab ich mit einem fetten Grinsen im Gesicht zurück. Joel schien meine Antwort nicht sonderlich zu gefallen, denn einen Moment später hatte er mich auch schon über seine Schulter geworfen und ging mit beschwingten Schritten auf die Reling zu. Meine Augen wurden immer größer und wieder einmal drohte mein Temperament mit mir durchzugehen, denn wenn es eine Sache gab die ich nicht ausstehen konnte, dann war es Wasser. Vielleicht war es aufgrund der Tatsache, dass ich eine ausgeprägte Wasserphobie hatte nicht die beste Sache an einem Schiff anzuheuern, aber was für eine Wahl hätte ich schon gehabt. Duschen, baden und Gewässer bei denen ich bis auf den Grund sehen konnte gingen noch, aber der Rest... Um es präzise auszudrücken waren eine Katastrophe und da Joel von meiner Angst bestens bescheid wusste blieb er ein paar Meter vor der Reling stehen und lachte in sich hinein. "Keine Angst ich werde dich nicht ins Wasser werfen, ich bin ja keine Unmensch.", sagte er amüsiert und setzte mich wieder am Boden ab. Erleichtert atmete ich auf und nachdem ich ihn ein paar Momente lang böse angestarrt hatte, fuhren wir beide mit unserer Arbeit fort. An diesem Tag geschah nicht mehr viel, die meiste Arbeit war erledigt und so hatte der alte Kapitän keinerlei Aufgaben mehr, die er uns auftragen konnte. Erschöpft ließ ich mich nach den ganzen Putzarbeiten in mein Bett fallen. Ich sollte mir wirklich einmal eine neue Matratze oder wenigstens etwas mit dem ich mein Bett gemütlicher gestalten konnte suchen, denn in diesem war es nahezu unmöglich geruhsamen Schlaf zu finden. Möglicherweise hatte Baltasar noch ein paar Stoffe im Frachtraum gelagert, die ich dafür nutzen konnte. Mit dem Gedanken an ein bald gemütlicheres Bett, ging ich beschwingten Schrittes in Richtung Frachtraum und schließlich auf die Türen, hinter denen hoffentlich die Stoffe gelagert waren zu und schob sie langsam, aber bestimmt auf. Zögerlich linste ich hinein. Mir war noch nie ganz wohl an dunklen Orten gewesen und da ich eine Kerze vollkommen vergessen hatte und es dort keine andere Möglichkeit gab den Raum zu erleuchten, musste ich mich wohl oder übel ohne zusätzliche Hilfsmittel in die Dunkelheit wagen. Aus reiner Gewohnheit umklammerte ich die Kette meiner Mutter fester und musste einmal stark schlucken. Ich war schon beinahe erwachsen und verhielt mich noch immer wie ein verängstigtes Kind, dass sich vor dem Dunkeln fürchtete. Kopfschüttelnd trat ich ein. Am Anfang war es ganz schwarz und ich konnte meine eigene Hand vor Augen nicht sehen, doch nach einer Weile gewöhnte ich mich daran und begann Umrisse zu erkennen. "Ups." Beinahe hätte ich ein Regel umgestoßen, dass neben einer alten, fast schon vermoderten Truhe stand. Ich wäre schon beinahe daran vorbeigeigegangen, als mir auffiel, dass aus der Truhe ein ganz schwaches Licht auszutreten schien. So neugierig wie ich war musste ich einfach nachsehen. Mit Schwung klappte ich den Deckel auf und gleißend helles Licht trat mir entgegen. Diese eine Müdigkeit, die ich schon zuvor verspürt hatte erfasste mich abermals. Ich versuchte dagegen anzukämpfen, aber vergeblich. Es dauerte nicht lange und das dämmrige Licht des Frachtraumes machte einer durchgängigen Schwärze Platz.
Ich weiß es ist sehr lange her, aber ich bin wieder da:)) Ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen, denn es geht sehr bald weiter;)

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Neverland
FantasyMan sagt jeder stirbt irgendwann einmal. Jeder wird älter und schließlich erwachsen. Es ist oder besser gesagt es war eine Tatsache. Unausweichlich, unumgänglich. Doch vor langer, langer Zeit gab es einen Jungen, der das nicht akzeptieren wollte, ni...