Sechzehn - Nächtliche Störenfriede

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Also drehe ich mich verletzt um und verlasse seine Wohnung.

Harry's P.o.V.

Mein Schädel dröhnt höllisch. In meiner Hand halte ich eine zur Hälfte geleerte Whisky-Flasche. Mit einem halbherzigen Seufzen, lasse ich sie aus meinen Fingern gleiten, wodurch sie zu Boden fällt, gegen den Türrahmen rollt und sich dort sofort auf dem Boden eine durchsichtige Lache bildet. Für einen kurzen Moment beobachte ich, wie sich die Flüssigkeit ihren eigenen Weg auf dem Boden bahnt und entschließe mich aufgrund dessen schlussendlich dazu, auch meinen eigenen Weg zu gehen. Und der führt mich im Moment einfach nur in mein Badezimmer und dort direkt unter die Dusche. Selbstverständlich entkleide ich mich zuvor, das bekomme ich gerade noch so auf die Reihe, obwohl ich bereits einige Promille intus habe.

Ich verstehe es nicht. Ich verstehe ihn einfach nicht. Wieso ist er so? Und wieso verhalte ich mich so bescheuert, wenn ich bei ihm bin? Das ist doch nicht normal. Als der kalte Strahl auf meine Schultern prasst, entweicht mir instinktiv ein leises Keuchen und blitzschnell greift meine Hand an die Armatur, um das Wasser heißer zu stellen. Als sich die Temperatur reguliert hat, entspannen sich meine Schultern wieder und augenblicklich schweifen meine Gedanken erneut zu Louis und all den kleinen Dingen an ihm, die ihn für mich perfekt machen.

Ehrlich gesagt verstehe ich seine Anschuldigungen und auch, dass ihn mein Verhalten verwirrt. Aber ebenso könnte ich behaupten, dass er nicht immer ganz fair mit mir umgeht. Immerhin manipuliert er mich ganz schön, ich weiß ja immer noch nicht, was letztens eigentlich zwischen uns gelaufen ist und ob wir miteinander geschlafen haben. Letztendlich kann ich mir das eigentlich nicht vorstellen, schon alleine, weil er mir ja immer wieder beweisen will, dass er keine 08/15-Eroberung ist, geschweige denn eine von mir sein möchte. Was wiederum eine vollkommen unbegründete Sorge seinerseits ist, da ich nicht vorhabe, ihn einfach abzuschleppen, um jemanden zu haben, den ich nach Lust und Laune vögeln kann. Klar, habe ich anfangs mit dem Gedanken gespielt, da Louis einfach unwiderstehlich ist und ich mich kaum beherrschen kann, nicht über ihn herzufallen, aber dennoch weiß ich, dass er weitaus mehr zu bieten hat, weitaus mehr ist. Dass er mir weitaus mehr bedeutet.

Meine unausstehliches Suhlen im eigenen Selbstmitleid wird von einer vertrauten Melodie in meinen Ohren unterbrochen. Zum Glück ist mein Bewusstsein schon so weit wieder hergestellt, dass ich sie eindeutig als meinen iPhone-Klingelton einordnen kann. Egal. Soll es doch klingeln. Als ich vor meinem Date mit dem Whisky auf die Uhr geschaut habe, war es bereits kurz vor Mitternacht, wer auch immer also jetzt noch stört, kann mit Sicherheit auch noch morgen früh anrufen. Also heute. In ein paar Stunden, meine ich.

Genervt massiere ich mir mit Daumen und Zeigefinger meine Nasenwurzel und Schläfe, in der Hoffnung, das Ziehen würde endlich nachlassen. Doch das schmerzhafte Pochen bleibt weiterhin bestehen. Genauso wie der nervtötende Ton bestehen bleibt, der immer wieder zwischen dem Prasseln des Wassers herauszuhören ist. Kann man nicht einmal in seinem verfickten Leben einfach unter der Dusche stehen und Trübsal blasen, ohne dass irgendjemand irgendetwas tut, um das zu stören oder gar zu verhindern? Es ist wichtig, auch mit sich selbst Mitgefühl zu haben, verdammt!

Als ich jedoch bemerke, dass meine psychologischen Behauptungen auch nichts bringen, den Anrufer von seinem Tun abzubringen, stelle ich grummelnd das Wasser ab, schnappe mir ein Handtuch, um erst meine Hände zu trocknen und es dann eilig umzubinden und nehme mein Handy in die Hand. Zuerst sticht mir die Uhrzeit ins Auge. Es ist bereits kurz nach 2 und noch immer gibt es Leute, die es wagen, meine kostbare Zeit zu beanspruchen. Doch als ich bereits leicht säuerlich das Gespräch annehme, nehme ich stumm augenblicklich alles zurück, was ich eben noch gesagt habe.

"Louis?", hauche ich atemlos. Keine Antwort. Einzig hektischer Atem und gedämpfte Schluchzer dringen durch den Lautsprecher an mein Ohr. Was zur Hölle? "Alles okay? Wo bist du, Baby? Geht es dir gut?", frage ich leicht panisch weiter, während der Griff um mein iPhone stärker wird. Wenn ihm irgendjemand wehgetan hat, dann - "Kannst du bitte kommen, Harry?", dringt seine weinerliche Stimme zart und leise zu mir durch.

"Gib mir fünf Minuten", erwidere ich entschlossen, ehe ich jedoch den Blick an mir heruntergleiten lasse und ein "Oder vielleicht doch eher 15" hinterherschiebe und auch schon aufgelegt habe.

Was auch immer passiert ist, es ist egal, dass ich jetzt eigentlich gar nicht fahren dürfte oder wir eigentlich zerstritten sind. Louis ist alles, was jetzt noch für mich zählt.

**

Knapp eine Viertelstunde später kommt mein Wagen vor dem modernen Apartmentkomplex zum Stehen, wo bereits ein Streifenwagen parkt. Ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel, dass Louis unversehrt und relativ wohlauf ist, bevor ich so schnell ich kann zur Türe eile, klingle und binnen weniger Sekunden zum Aufzug haste, mit dem ich sofort hoch zu Louis' Wohnung fahre. Dort steht bereits die Türe offen und vor ihr hält sich ein Mann in komischem weißen Maler-Anzug auf, welche ich eigentlich nur aus Krimis mit der Spurensicherung kenne. Als ich verwirrt an ihm vorbeilaufe, sehe ich im Augenwinkel, wie er irgendeinen Streifen vom Türknauf abzieht - wenn mich nicht alles täuscht, sieht das haargenau so aus, als würde er Fingerabdrücke nehmen. Wieso zur Hölle tut der das?

Ein beklemmendes Gefühl beschleicht mich und augenblicklich fällt es mir vor lauter Sorge schwerer zu atmen. Suchend blicke ich mich im Wohnzimmer um, als ich den Typen von der Spusi und die Türe passiert habe, und sofort fällt mein Blick auf eine in sich zusammen gefallene Person, die auf der Couch kauert und Louis' Statur von hinten verdächtig ähnlich sieht. Meine Vermutungen bestätigen sich, als einer der zwei Polizisten eindringlich etwas von "Mr.Tomlinson" und "irgendwas erkennen" faselt. So schnell es meinen Beinen dank des Alkohols in meinen Venen möglich ist, hechte ich zum Sofa und stoße ein gepresstes "Louis" hervor, woraufhin sich dieser sofort zu mir dreht und mich seine schreckgeweiteten Augen augenblicklich erleichtert anblicken.

Weil es gar nicht anders geht, stürme ich fast schon auf ihn zu und ziehe ihn schwungvoll in meine Arme. Ich will ihn jetzt einfach nur bei mir haben und ihn spüren lassen, dass er sicher ist. Denn im Moment scheint er absolut verängstigt zu sein. Erst jetzt nehme ich das ständige Zittern unter meiner Berührung wahr. Zudem ist sein kleiner Körper eiskalt. Kurzum: er sieht grauenhaft aus.

"Was ist passiert, Baby?", frage ich besorgt und streichle ihm immer wieder beruhigend über den Kopf, was ein Wimmern aus seinem Mund lockt. Verzweifelt huscht mein Blick zu den Polizisten, woraufhin sich einer der beiden räuspert und beginnt, den Sachverhalt knapp zu schildern: "Mr.Tomlinson ist vorhin beim Betreten seines Schlafzimmers mehr oder weniger überfallen worden."

Der Uniformierte schenkt sowohl Louis als auch mir einen bemitleidenden Blick, doch ich bin kaum in der Lage, die eben gehörten Worte richtig aufzunehmen und zu verarbeiten. Überfallen? Im Schlafzimmer? Sämtliche Muskeln in mir spannen sich an und als ich bemerke, wie meine Faust zuckt, beiße ich mir von innen auf die Wange, um die aufkeimende Wut in mir zu stoppen. Ich muss mich zusammenreißen. Für Louis. Für ihn war der Abend vermutlich, so wie sich das anhört, schon Höllentrip genug.

Louis wimmert erneut, weshalb ich ihm einen liebvollen Kuss auf die nassgeschwitzte Stirn drücke und ihn noch enger an mich presse. "Ich bin ja da", flüstere ich sanft, woraufhin er sich zumindest ein klein wenig zu entspannen scheint. "Und was ist dann mit dem Einbrecher passiert, wenn sie sagen mehr oder weniger? Und was war mit Louis?", hake ich vorsichtig nach. "Mr.Tomlinson war eben gerade auf dem Weg in sein Schlafzimmer, als er Rosenblätter am Boden verteilt wahrnahm und sofort ein komisches Gefühl verspürte. Als er diesen Zettel dann beim Betreten des Raumes vorfand, verbarrikadierte er sich im Badezimmer und hat sofort die Polizei gerufen."

Der dunkelhaarige Polizist reicht mir ein Blatt Papier. Doch was darauf geschrieben steht, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren.

~*~
Eigentlich wollte ich ja erst was zum Drehtag schreiben. Oops😅
Ich hoffe, ihr mögt das Kapitel trotzdem. (:
Was denkt ihr, wer der Einbrecher war? Eine verflossene Liebe? Zufall? Was meint ihr?😏
All the Love. L x

Frauentausch - gay special (larry stylinson)✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt