1.4. Risse

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Mit verschlossenen Augen saß ich mit dem Rücken zur Wand gelehnt und lauschte dem Gemurmel der anderen Slytherins. Ich befand mich in unseren Gemeinschaftsräumen, da ich völlige Einsamkeit momentan nicht ertragen konnte.
Ich brauchte Ablenkung. Ablenkung von Potter's Worten. Eine Träne rollte über meine Wange und einige Gespräche verstummten.

"Draco?", ertönte vorsichtig die mädchenhafte Stimme von Greengrass.

Ohne die Augen zu öffnen, antwortete ich knapp: "Für dich immer noch Malfoy."

Nun wurde alles still.

Nach einigen Sekunden räusperte sich Greengrass: "Warum bist du ständig so unhöflich zu uns allen? Ich weiß, dass deine Freunde das Schuljahr nicht wiederholen, aber anstatt zu verzweifeln solltest du vielleicht versuchen Neue zu finden!"

Ich schnaubte verächtlich und öffnete schließlich meine Augen. Ohne eine Mine zu verziehen starrte ich die junge Slytherin mit durchdringendem Blick an.

"Lass gut sein, Astoria", Pansy legte ihre Hände beruhigend auf Greengrass' Schultern, "Wir gehen in die Mädchenschlafsäle, Gute Nacht."

"Gute Nacht", sagte ich kalt aber mit einem Grinsen im Gesicht und Astoria's Wangen färbten sich zartrosa.

Als die Mädchen verschwunden waren richtete ich mich müde auf und verließ den Gemeinschaftsraum ohne ein weiteres Wort. Einsamkeit war mir vielleicht doch etwas lieber.
Es war schon spät und eigentlich hatten alle Schüler längst Ausgangssperre, doch mittlerweile bewies ich mich als echtes Talent im Hinausschleichen. Zu Hause tat ich schließlich nichts anderes.

"Lumos", flüsterte ich kaum hörbar, als ich nach kurzer Zeit am Rande des verbotenen Waldes ankam.

Mein Zauberstab erhellte gerade so viel, dass ich erkennen konnte wohin ich trat und ich begann in Gedanken versunken am Waldrand entlang zu spazieren. Die Nacht war kälter als erwartet und ich begann zu frösteln. Verwundert begann ich zu zittern. War es tatsächlich so kalt draußen?
Fröstelnd lief ich weiter und versuchte meinen Kopf frei zu bekommen. Natürlich dachte ich an niemand anderes als Potter. Dieser Junge quälte mich nun schon seit Jahren. Ob ich ihn je vergessen könnte?
Ich spielte mit dem Gedanken umzukehren als plötzlich ein zuckender Schmerz durch meinen linken Unterarm fuhr.

Das dunkle Mal!, dachte ich voller Panik und riss erschrocken meinen Ärmel nach oben; den Zauberstab immer noch fest in meiner Hand.

Mein Herz begann zu rasen als ich erkannte, dass sich das Mal zu bewegen schien. Es war unmöglich! Ich begann weiße Lichtpunkte vor meinen Augen zu sehen und der Schmerz begann sich durch meinen gesamten Körper auszubreiten. Mein Hals schien sich zuzuschnüren. Ich zitterte immer stärker sodass mein Zauberstab zu Boden fiel und sein Licht augenblicklich erlosch. Ich spürte, wie ich auf die Knie sank.

"Voldemort...", keuchte ich schwach ehe ich mein Bewusstsein verlor.

Narben  |  drarry pt. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt