1.2. Lügen töten

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Harry saß zusammen mit Hermine in der Bibliothek. Sommerregen prasselte gegen die Fenster und er genoß die Ruhe um ihn herum. Oft wurde er von vielen, meist jüngeren Schülern bedrängt, er solle ihnen alles über die Schlacht und Voldemort's Tod erzählen. Harry fühlte sich jedes Mal unwohl auch nur darüber nachdenken zu müssen.
Dieses Schuljahr war alles anders. Viele Schüler aus seinem Jahrgang wiederholten das letzte Schuljahr nicht, so wie sein bester Freund Ron, der sich dazu entschlossen hatte mit seinem großen Bruder nach Rumänien zu gehen, um Drachen zu erforschen. Eine Auszeit, hatte er es genannt und Harry wusste ganz genau, dass Ron es einfach nicht ertragen konnte an den Ort zurückzukehren, an dem einer seiner Brüder gestorben war.

"Geht es dir gut?", Hermine legte mit besorgtem Blick eine Hand auf Harry's.

Schnell zog er seine Hand weg: "Natürlich. Ich bin nur in Gedanken. Ich vermisse Ron."

Hermine lächelte schwach: "Ich auch. Wenigstens hast du Ginny an deiner Seite."

Er wurde augenblicklich rot: "Shh, nicht so laut! Das muss doch nicht die ganze Schule mitkriegen..."

"Willst du eure Beziehung für immer geheim halten? Ist es wegen-"

Draco, beendete Harry Hermine's Satz in Gedanken.

"Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst!", murmelte der Gryffindor schnell und sprang mit glühenden Wangen auf, "Viel Spaß noch beim Lernen, Hermine."

Dann packte er schnell seine Schulsachen zusammen und machte sich hektisch auf in den Gryffindor Gemeinschaftsraum zu gelangen. Es war erst eine Schulwoche vergangen, doch Harry fiel es jetzt schon schwer, Malfoy aus dem Weg zu gehen. Er spürte seine traurigen Blicke die ständig auf ihm ruhten, doch Harry wollte nicht mit ihm sprechen. Es war zu viel geschehen. Malfoy hatte sich auf die Seite Voldemort's gestellt und obwohl er versprochen hatte es nicht zu sein, war er ein Todesser.

"Harry!", der Gryffindor drehte sich erleichtert um, als ihm die freudestrahlende Ginny entgegen lief, "Habe ich dich endlich gefunden!"

Die Rothaarige versuchte ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken, doch er wich zurück: "Sei vorsichtig, ich will nicht, dass uns jemand sieht..."

"Jemand?", schmunzelte Ginny und verschränkte die Arme, "Kann es sein, dass ich dir peinlich bin?"

Mit großen Augen schüttelte Harry den Kopf: "Nein, es ist nur..."

"Malfoy?"

Der Gryffindor erschrakt.

Wütend tippte Ginny mit einem Finger gegen Harry's Brust: "Hermine hat mir alles erzählt! Ich weiß, dass Malfoy und du irgendeine komische, ungesunde Beziehung am laufen hattet, aber ich habe versucht es zu verdrängen. Jeder macht schließlich Fehler, nicht wahr? Aber, dass du nicht willst, dass ER sieht, dass du eine Freundin hast - wie krank ist das bitte?"

"Ginny, ich", Harry versuchte ihre Arme festzuhalten und die junge Weasley zu beruhigen, "Ich hatte keine Beziehung mit Malfoy! Ich finde es einfach unangebracht mit dir in der Öffentlichkeit rumzumachen, wenn so viele Schüler noch in Trauer sind."

Enttäuscht schüttelte Ginny den Kopf: "Irgendwann holen dich deine ganzen Lügen ein. Diese unheimliche Sache mit dir und Malfoy wird ans Licht kommen. Ich weiß nicht was genau da zwischen euch war, aber es ist krank. ER ist krank! Du solltest dich langsam mal entscheiden, was du eigentlich willst und anfangen ehrlich mit uns allen zu sein. Das haben wir verdient."

Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand. Diese ganzen Lügen... Harry traten Tränen in die Augen. Ihm war nie wirklich bewusst gewesen, wie oft er seine Freunde wegen Malfoy angelogen hatte.

"Verdammt..."

Vielleicht hatte er wirklich keine andere Wahl mehr und musste endlich mit dem Slytherin reden?

Narben  |  drarry pt. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt