Schwarzer Flügel

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Ich lächelte sanft, als ich diese sanfte und bekannte Melodie hörte. Weich und voller Gefühle. Meine Augen hatte ich geschlossen, ich mochte es, die Dunkelheit bei mir zu haben. Die Nacht, sie war es, die mich richtig verstand. Ich liebte es auf dem Geländer oder den Dächern zu sitzen und einfach nur in die weite, dunkle Nacht zu blicken. Erneut konzentrierte ich mich auf die Musik, sie war nur leise doch ich hörte sie genau. Doch da war noch was Anderes. Ein leises Schluchzen oder Wimmern? Sollte ich mich dazu überwinden meine Augen zu öffnen? oder sollte ich es einfach ignorieren und mich wieder auf die schöne, sanfte Melodie konzentrieren? Wenn ich ehrlich bin, ist es mir ziemlich egal, wer da ist und weint. Es geht mich ja nichts an. Ein Lächeln huschte mir über die Wangen. Eigentlich wusste ich nämlich ganz genau, wer da so erbärmlich heulte. Genervt öffnete ich die Augen und blickte auf einen wunderschönen, schwarzen Flügel. Der Klang des Klaviers war leise und doch präsent. Ich spielte weiter, obwohl ich nicht mal die Noten wusste. Hinter mir hörte ich ein Rascheln, doch dieses Geräusch brachte mich nicht aus meiner Trance heraus. Mit erhobenen Händen hämmerte ich auf die Tasten ein, lachte, wie ein verrückter. Ob ich wirklich verrückt bin? Keine Ahnung, dass überlasse ich euch. Ich blickte nach rechts zum Stuhl, wo ein kleiner Junge sass, der bitterlich am Weinen war. Als die Klänge des Flügels verhalt waren, zuckte der Junge zusammen und wagte sich nicht mehr zu bewegen. Ich wusste genau, wie ängstlich seine Augen waren, auch wenn ich diese nicht sehen konnte, da sie durch ein Tuch verdeckt waren. Langsam erhob ich mich und ging zum Jungen hin. Ich stand vor ihm, sagte kein Wort, starrte ihn an und nahm ihm schließlich die Binde ab. Er traute sich gar nicht seine Augen zu öffnen. Ängstlich blickte er mich dann doch an und schien zu erschrecken, als er seinen Freund hängen sah. Ein kichern ging durch den Raum. Es war mein Kichern. Mein verrücktes, krankes Kichern. Der Junge, der übrigens Jules heißt, begann zu schreien. 

Plötzlich ging im ganzen Saal das Licht an. Obwohl, Licht konnte man es nicht nennen, denn wie schon erwähnt mag ich das Licht nicht sonderlich gerne. Das Geschrei hallte von den Saalwänden nieder. Sein Schluchzen, so erbärmlich, so schwach. Ich breitete meinen rechten Arm aus, die Hand gestreckt und zischte ihn voller Wut an: «HALT DEINE KLAPPE DU RATTE!» Seine Augen wurden groß, sein Schreien verstummte. Das einzige was noch zu hören war, war das tropfen des Blutes. Er keuchte auf, wagte sich nicht zu bewegen und blickte zu seiner Schulter runter. Ein Fluss von Tränen überströmte sein Gesicht, als er den Schmerz realisierte und vor allem, als er sah, dass es meine Hand war, die in seiner Schulter steckte. Ich grinste und zog die Hand mit einem Ruck aus ihm heraus. Ich blickte den Knochen in meiner Hand an. Jules schrie voller Schmerzen, seine Schulter hängte, der rechte Körperteil mit Blut überströmt. 

«Tut es etwa weh, Jules, warte ich helfe dir», flüsterte ich ihm ins Ohr. Es knackte, man hörte die Muskeln reißen, die Sehnen trennten sich, das Gelenk renkte sich aus. «Na sowas», kicherte ich und hielt seinen Arm in der Hand. Der Junge wandte sich wie ein Fisch im Netzt auf dem Stuhl, fiel zu Boden, schrie um sein Leben. In Windeseile hat sich der ganze Boden rot gefärbt. Das nächste was er erblickte, waren meine Füsse, dann wohl der Schmerz in seinem Magen, als ich ihn voller Wucht in den Bauch trat. Einmal, Zweimal, Dreimal, Vier, Fünf, Sechs, Sieben...! Seine Schreie verstummten, sein keuchen und wimmern erfüllten den Raum. Ich schritt zu ihm, meine schwarzen Flügel schleiften auf dem Boden hinter mir her. Die schönen, ehemaligen schwarzen Federn nahmen die rostige Farbe des Blutes an, leuchteten sogar leicht. Ich kniete mich neben ihn, blickte ihn kalt an und legte meine Hand aus seinen Brustkorb. «Und dass passiert mit frechen Ratten wie dir, die nicht gehorchen...» Ohne seine Antwort abzuwarten, krümmte ich meine Finger, vergrub sie in seiner Brust, drückte die Rippen auseinander und krallte nach seinem schwach schlagenden Herz.

Und dann...erklang eine sanfte Melodie, beruhigend und ruhig. Helle, warme Töne. Und schließlich das Kichern aus weiter Ferne...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 10, 2017 ⏰

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