Vor 7 Monaten
Als ich sie das erste Mal sah, war sie umgeben von stapelweisen Kartons und jeder Menge Koffer und Taschen. Gerade war sie dabei die letzte dieser Taschen - ein besonderes großes Exemplar aus hellbraunem Kunstleder - in den Aufzug zu hiefen.
"Halt, warte!" rief ich, als ich sah, wie die Aufzugtüren sich zu schließen drohten. Als sie merkte, dass sie gemeint war, hob sie rasch ihren linken Arm und schob ihn in den immer enger werdenden Türspalt.
"Dankeschön!" mit einem dankbaren Lächeln quetsche ich mich zu ihr und dem Rest der tausend Sachen in den kleinen, verspiegelten Raum.
"Keine Ursache" erwiderte sie und machte mir so gut es ging Platz. "Es wäre geradezu unmenschlich von mir gewesen, hätte ich dich hier unten darauf warten lassen, dass der Aufzug wieder kommt." Sie warf einen vielsagenden Blick in Richtung ihrer, wie mir schien, gesammten Einrichtungen.
Ich musste lachen. "Na ja, im Notfall gibt es ja immer noch so was, dass nennt sich Treppe..."
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und grinste mich an. "Wir betonen: im Notfall!"Vor 6 Monaten und 15 Tagen
Obwohl sie seit zwei Wochen offiziell über mir wohnte, hatte ich sie seid jener ersten Begegnung im Aufzug nicht mehr gesehen. Bis zu diesem Tag.
Ehrlich gesagt hatte ich auch nicht weiter über sie nachdenken müssen. Sie lebte nun zwar im gleichen Haus wie ich, aber das taten 27 andere Menschen auch. Trotzdem war es eine angenehme Überraschung, als ich den Aufzug betrat und ihr fröhliches Gesicht erblickte. Hatten sich ihre Haare beim letzten mal auch schon auf so spielerische Weise um ihr Gesicht gekräuselt? Und diese Sommersprossen, waren die auch schon immer da gewesen?
Ich konnte mich nicht dran erinnern.
"Oh, hallo!" sagte sie überrascht. Sie hatte mich wohl auch wiedererkannt. "Wohnst du hier?"
Ich nickte. "Ja. Und ich war Erster. "
Sie zuckte verlegen mit den Schultern." Ich mein ja nur, hätte ja auch sein können das du nur jemanden besuchst. Das kommt davon, wenn man sich so lange davor drückt sich bei seinen Nachbarn vorzustellen... "
" Uh, das hab ich auch nie gemacht. Ich hab immer gehofft, dass sollte meinen Nachbarn, bei einer meiner Partys, mal die Musik zu laut sein, könnte ich einfach so tun, als wäre ich auch nur ein Gast."
Sie musste lachen. "Gar keine schlechte Idee! Vielleicht sollte ich das auch so handhaben!"
"Könntest du natürlich. Der Nachteil dabei ist nur, dass wenn ich zum Beispiel morgens ein paar Eier für meine Pfannkuchen brauche, ich extra zum nächsten Edika fahren muss, weil meine Tarnung sonst auffliegen würde."
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Begegnung in Fahrt
عاطفيةIch schätze mal, ihr kennt alle diesen Moment, wenn man mit einer anderen Person in einem Aufzug steht und die Zeit einfach nicht verstreichen will?! Wohin mit den Händen? Wohin mit deinem Blick? Ist ein "Auf Wiedersehen!" angebracht oder doch liebe...