"Sophie, jetzt setzt du dich aber mal ganz zügig zu mir und erzählst, was an den Gerüchten dran ist, die hier seit heute morgen rumgehen." empfing mich Mila, während sie kribbelig auf ihrem Stuhl rumrutschte. Auch die anderen sahen sehr gespannt aus, bis auf Sam. Der wusste schließlich schon etwas, obwohl das ja auch noch lange nicht alles war. Nach meinem Vormittag heute, kann ich denen noch einiges erzählen. "Leute, dass ist hier echt eine ziemlich blöde Atmosphäre dafür." versuche ich mich raus zu reden. "Du musst ja auch nicht schreien und anstatt seinem Namen sagst du einfach einen anderen." Mila bemühte sich wirklich mich davon zu überzeugen, aber ehrlich gesagt wollte ich es auch gar nicht erzählen. Zum einen würden die mich dann wahrscheinlich für schwach, dumm und naiv halten, da ich trotz der ganzen Vorgeschichte ihm helfe und mich da immer weiter in etwas verrenne. Und wenn ich es auch nochmal wieder laut ausspreche, dann wird es möglicherweise zu real.
Die Blicke der anderen Leute sind mir nur zu bewusst und ich möchte mich am liebsten einfach unter den Tisch verstecken und erst wieder raus kommen, wenn alle weg sind. Unbewusst mach ich mich kleiner und schiebe mir den Teller ganz nah an die Tischkante, damit ich gar nicht mehr aufsehen muss. Meine Kollegen am Tisch sehen mich immer noch erwartungsvoll an, aber ich probiere es gekonnt zu ignorieren. Das schlimmste an der ganzen Geschichte ist allerdings, dass ich mich insgeheim auf die kommenden Veranstaltungen mit Adam freue. Ich hab mich noch nicht getraut, den Gedanken weiter auszuführen. Denn ich habe Angst, dass wenn ich mich darauf freue, ich möglicherweise enttäuscht werde oder sogar noch schlimmer, es super läuft und ich mich in ihn verliebe. Obwohl das möglicherweise schon darauf hinaus läuft.. Die Jungs und Mädels an meinen Tisch hören auf, auf mich einzureden und blicken etwas hinter mir an.
"Ich möchte nur ungern stören, aber welche Gerüchte machen denn seit heute den Umlauf?" Adam setzt sich ganz entspannt neben mich und tut so, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. Das alle anderen im Raum jetzt auch aufmerksam unser Gespräch beobachten scheint er gar nicht mit zu bekommen. Ich sehe ihn einfach nur verdattert und wütend an und wünsche mir, dass er es einfach bleiben lässt. Dylan hat anscheinend kein Problem damit, denn er antwortet ihm. "Es geht rum, dass Sie und Sophie die Nacht wohl mit einander verbracht haben. Sie wissen was ich meine." Er blickt verschmitzt drein und amüsiert sich über mein Unbehagen. "Nein, tut mir Leid. Ich weiß nicht was Sie meinen, Mr. Wood." Adam lehnt sich mit den Ellenbogen über den Tisch und sieht ihn herausfordernd an. Ich wette, dass er nicht glaubt, dass Dylan darauf weiter eingehen wird. Schade nur für mich, dass Dylan das sehr wohl tut und somit alle anderen anwesenden damit beglückt. "Na, dass sie miteinander gevögelt haben." Oh man, schöner hätte er es auch echt nicht ausdrücken können. Adam lässt sich davon nicht beirren und selbst wenn es so sein sollte, sieht man es ihm nicht an. Die anderen am Tisch müssen sich ziemlich ein Lachen verkneifen, vor allem Sam. "Oh achso. Davon weiß ich jetzt nichts, aber nur damit Sie es beruhigt, Sophie hat trotzdem heute Nacht mein Bett mit mir geteilt, aber nur auf die herkömmliche Art. Nämlich zum schlafen." "Ah, wusste ich's doch. Irgendwas war da doch im Busch. Sophie, wieso hast du das denn nicht gleich gesagt." gibt jetzt auch noch Mila ihren Senf dazu. Beschämt richte ich meinen Blick wieder auf meinen immer noch gefüllten Teller. "Vielleicht wollte sie einfach nicht darüber reden, weil es ihr doch wohl unangenehm ist." rettet mich Mike. Dankbar bring ich ein lächeln zu Stande und bedanke mich im Geiste bei ihm. Adam kommt sich wohl nicht mehr nützlich vor, denn er steht auf und nickt allen einmal zu. "Aber falls Sie es interessiert Mr. Wood, ich wäre nicht abgeneigt gewesen." schelmisch blickt er in die Runde und verzieht sich dann. Die anderen am Tisch brechen in Gelächter aus und ich wünsche mir mehr denn je, dass sich der Boden auftut und ich einfach in ein dunkles schwarzes Loch fallen kann. Ich denke, dass es mir da viel besser gehen würde. Außerdem bin ich einfach nur sprachlos, dass Adam so dreist lügen kann. Ich hätte es ihm selber fast abgekauft, und das obwohl ich gestern tatsächlich mit ihm geschlafen habe.
Am Tisch herrscht noch lange keine Ruhe und auch die umliegenden Tische tun so, als wäre mein Privatleben die interessanteste Soap seit langem. Adam hat sich mit seinem Vater an seinem üblichen Tisch zurück gezogen und genießen ihre Mahlzeit. Sein Vater wirft immer mal wieder einen Blick zu mir rüber, aber ich gehe gar nicht wirklich drauf ein. Zu groß ist die Demütigung gerade. Es ist ja das eine, dass ich vorhin von beiden Westwoods belagert wurde und mich hab breitschlagen seine Freundin zu spielen, aber jetzt auch noch die Geschichte hier am Tisch. "Sophie, schau doch nicht so traurig drein." Mila stupst mich an der Schulter an und wirft mir ihr strahlendes Lächeln zu. Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass sie Dylan damit immer wieder in die Knie zwingt. "Doch, ich finde es ziemlich unmöglich, was er da gemacht hat. Nicht nur, dass er damit über meinen Kopf hinweg entscheidet und euch davon etwas erzählt, was ich vielleicht auch lieber selber gemacht hätte. Nein, auch dass es einfach jeder Idiot mitbekommen hat und ich dadurch einfach noch viel mehr im Mittelpunkt stehe. Also lass mich bitte für ein paar Stunden heute noch bockig sein." Ich schiebe meine Unterlippe vor, um mein Argument nochmal zu bekräftigen und verschränke dazu noch die Arme vor der Brust. Pah, schließlich muss ich hier ja nicht jeden mit meinem Leben beglücken. Vor allem weil ich mich selbst damit noch nicht mal wirklich glücklich fühle.
Später in meinem Büro bin ich viel zu vertieft in meinen Unterlagen, dass ich gar nicht bemerke, dass Mila mein Büro betritt. Viel zu wichtig sind die neuen Aufträge und E-Mails die ich alle für meinen Chef sichten muss. Da die eigentliche Assistentin von dem Senior heute auch fehlt, muss ich da genauso mit drüber blicken wie bei Adam. Erst nach einiger Zeit bemerke ich Mila und bin ziemlich darüber erschrocken. "Heilige Mutter! Was machst du denn hier?" schockiert sehe ich mich in meinem Zimmer um, um zu gucken.. ja also genau weiß ich auch nicht wonach ich gucke, aber jedenfalls gucke ich. "Ich wollte mal in Ruhe mit dir reden.", sagt sie ruhig, steht auf und schließt die Tür meines Büros. Danach setzt sie sich auf den Sessel gegenüber von mir und verkreuzt ihre langen Beine. "Ach Mila." seufze ich und richte mich auf. "Ich will da gar nicht drüber reden, das ist alles viel zu kompliziert und anstrengend, um das ganze Thema wieder neu aufzuwühlen." "Glaub ich dir. Aber ich möchte es trotzdem gerne hören. Ich möchte es gerne hören, damit ich dir in Zukunft eine bessere Stütze sein kann. Ich möchte, dass es dir einigermaßen gut geht und du dich auf mich verlassen kannst. Also schieß los.", aufbauend fordert sie mich auf und faltet ihre Hände, um sie dann in ihren Schoss legen zu können. Sie ist wirklich sehr aufmerksam und mitfühlend. Es ist unglaublich lieb von ihr und ich bin ihr dafür sehr dankbar. Also erzähle ich ihr von Anfang bis Ende die ganze Geschichte. Zwischen durch reißt sie geschockt ihre blauen Augen auf um sie dann wieder zu schließen, wenn ich etwas lustiges erzähle. Obwohl das aufreißen der Augen überwiegt.
"Heiliger Strohsack." flüstert sie geschockt, nachdem ich mit allem fertig bin. "Das ist ja heftiger als ich es erwartet hätte. Vor allem die Geschichte aus London." "Bitte? Die findest du am heftigsten? Ich eher nicht. Das was letzte Nacht passiert ist, ist viel unangenehmer." Ich lehne mich in meinem Sessel zurück und kann mir ein schmunzeln nicht verkneifen. Das ist alles so absurd, dass es schon gar nicht mehr wahr sein kann. Ich kann es mir nur immer und immer wieder durch den Kopf gehen lassen. Ich bin gerade mal 20 Jahre und wäre ich an meinem ersten Abend hier nicht so betrunken gewesen, hätte mein Start hier höchst wahrscheinlich viel entspannter sein können. Ich kann ja schon fast von Glück sprechen, dass ich meine Stelle noch behalten darf. Und was in Zukunft mit Adam und mir geschieht, wenn wir gemeinsam auf Events auftreten sollen, möchte ich mir gar nicht erst ausmalen. Ein Vergnügen wird es nicht gerade werden, wenn der wohl heißeste Mann ganz Irland neben mir steht und meinen Freund spielt.
Mila und ich haben uns noch kurz etwas unterhalten und dann musste sie auch wieder los zurück an ihre Arbeit. Ich hingegen wollte gar nicht mehr weiter arbeiten und hätte am liebsten den halben Tag frei gehabt. Aber es nützt ja leider nichts..
Kurz vor Feierabend kam Adam noch kurz in mein Büro um mir einen schönen Abend zu wünschen. Ich tat es ihm gleich und fuhr kurz darauf auch meinen PC runter, damit ich pünktlich unten bei Mike ankomme. Als ich unten den Eingangsbereich betrat, lagen wieder mal alle Augen auf mir. Besonders bewusst waren mir aber die 3 Augenpaare von Sam, Mike und Adam. Mich verwirrte es generell, dass Adam noch im Gebäude war, wo er doch 20 Minuten vor mir sein Büro verlassen hatte. Vorsichtig geselle ich mich zu den Jungs und blicke alle irritiert an. "Was hab ich verpasst, dass ich wieder mal alle Augen auf mir liegen habe?" Das ganze war mir so unangenehm. Ich hatte schon sorge, dass ich Klopapier unterm Schuh kleben hatte. Aber hätte ich geahnt, was wirklich war, würde ich mir das Klopapier wünschen.
DU LIEST GERADE
Just a year in Ireland.
RomanceSophie Hillen ist jetzt für ein Jahr in Irland. Sie ist eine der Jahrgangs Besten und hat die besten Aussichten für die Stelle bei Irlands größtem und bekanntesten Unternehmen - Westwood International. Doch ihr ist die Stelle noch nicht sicher. Sie...