Langsam öffne ich meine Augen, aber auch nur einen Spalt breit, da das Licht viel zu grell ist. Und ich könnte schwören, dass mein Kopf jeden Moment explodiert, solche Schmerzen habe ich. Was hab ich denn letzte Nacht getrieben? Ich hab das Bedürfnis, mich zu strecken, aber irgendwie gelingt mir das nicht. Aber wieso? Sobald ich meine Beine lang machen will, stoß ich gegen etwas, was mich daran hindert. "Aua, was soll das?" Von der anderen Seite des Bettes brummt mir jemand entgegen. Heiliger Mist, ich bin nicht alleine.
Jetzt muss ich doch meine Augen öffnen und das erste was ich feststelle ist, dass ich nicht in dem Zimmer meiner neuen WG bin. Ich liege in einem unglaublich großem Zimmer mit Panorama Fenster und einem Blick auf einen Wald. WO BIN ICH? Und wie spät ist es? Ich versuche mich zu drehen, um irgendwo einen Uhr zu finden. Da! Wir haben 16 Uhr 40. SCHEIßE! Ich muss mich doch noch auf morgen vorbereiten, meine Sachen rauslegen und mein Zimmer aufräumen. Mit einmal versuche ich aus dem Bett zu hüpfen und ganz schnell von hier zu verschwinden, bis ich bemerke, dass ich rein gar nichts an haben.
Ich könnte heulen. Was hab ich nur getan? Und vor allem mit wem? Und wieso? Und wo um alles in der Welt bin ich? All die ganzen Fragen lassen mich noch mehr verzweifeln als so schon. Wieso hab ich mich nur darauf eingelassen mit Emelie und Anna loszuziehen. EMELIE UND ANNA!! Die wissen ja gar nicht wo ich bin und ich bin einfach verschwunden ohne denen was zu sagen. Ich weiß nur noch, dass ich von WC kam und dann auf diesen durchaus sehr hübschen Mann traf.
"Bist du wach?" Eine verschlafene, tiefe Stimme riss mich aus meinen Gedanken. "J-Ja." Wirklich viel mehr konnte ich gerade nicht zustande bringen. "Wie geht es dir? Ist dir auch so schlecht wie mir?" Der Typ, von dem ich immer noch nicht genau weiß, wie er heißt, setzt sich auf und verwirft wieder jeglichen klaren Gedanken. "Eh ja, obwohl mir dröhnt er der Kopf. Kannst du mir sagen, was gestern passiert ist?" Meine Wangen glühen vor Hitze und ich möchte mich am liebsten wieder unter der Decke verstecken, so peinlich ist mir das ganze. "Wir beide sind gestern auf einander gestoßen, haben einiges getrunken und viel gelacht, bis uns der Wirrt um 5 Uhr aus der Bar geworfen hat. Dann sind wir hier gelandet und ehm ja.." Er muss schmunzeln. "Hatten wir..?" Ich sprach die Frage nicht mal ganz aus, aber er fing langsam an zu nicken. "Ja, hatten wir. Und ich muss sagen, es war verdammt gut." Er fing an zu lachen und ich konnte seine wunderschönen Zähne sehen. Wäre ich nicht so verdammt müde und wütend auf mich selber, hätte ich wahrscheinlich angefangen zu sabbern, stattdessen habe ich das Bedürfnis jetzt einfach nur noch zu weinen.
"Oh Gott. Es tut mir so leid. Das wollte ich alles nicht. Ich wollte nur einen schönen Abend haben, bevor morgen mein Praktikum los geht. Oh Gott, das Praktikum. Es tut mir wirklich leid, aber ich muss jetzt gehen." Somit sprang ich auf, zog mir alles an, was nur ansatzweise mir gehört und sprinte aus seine Wohnung. Raus ins Freie. Mein Handy hatte ich zum Glück noch bei mir, sodass ich mir ein Taxi rufen konnte. Gesagt- Getan!
MIST! Ich hab meinen Schlüssel vergessen. Ich hatte gehofft, das ich einfach in mein Zimmer schlüpfen könnte, ohne das einer meiner Mitbewohnerinnen mitbekommt, dass ich zurück bin. Da ich nun aber klingeln muss, bleibt mir das wohl nicht erspart. Ich höre ein Poltern in der Wohnung, bis die Tür endlich aufgerissen wird. "Sophie! Da bist du ja endlich!" Eine frisch geduschte Anna öffnete mir die Tür und zog mich in die Wohnung. "Wo warst du bitte?!" Ich weiß nicht ob sie besorgt, wütend oder genervt klang. "Um ehrlich zu sein, kann ich es dir selber nicht genau sagen. Ich bin heute morgen bei einem Mann wach geworden, aber wie ich da hin kam oder sonst was, weiß ich nicht. Er hat es mir erklärt, aber ich weiß nichts mehr." "Wie du weißt nichts mehr?" Jetzt kam auch Emelie dazu und wollte alles wissen. "Ich weiß nur noch, dass ich auf Toilette gegangen bin und dann mit diesem Mann zusammen gestoßen bin. Danach haben wir einen nach dem anderen getrunken und das war es. Mehr weiß ich nicht." Ich lies meinen Kopf auf die Tischplatte knallen und atmete ganz tief aus. Das darf doch alles echt nicht wahr sein.
"Aber du hast ja nichts mit ihm gehabt, oder? Dann ist doch alles gut." Anna lächelte mich hoffnungsvoll an. "Wenn das mal so wäre." Zack, da war es raus. Jetzt hielten sie mich bestimmt für eine Schlampe oder sonst was. Gerade mal hier in Irland angekommen und direkt muss ich Mist bauen. Und dabei ist mir das noch nie passiert. Ich weiß nicht, warum ich mich gestern so habe gehen lassen. Aber jetzt ist es eh zu spät. Die Zeit zurück drehen kann ich nicht mehr und das geschehene rückgängig machen kann ich auch nicht. Was ein klasse Start für mein Jahr in Irland.
Nachdem Anna und Emelie mir noch von ihrem restlich Abend erzählt hatten, hab ich mich in mein Zimmer zurück gezogen. Ich wollte gerne etwas Zeit für mich haben und mich auch auf morgen vorbereiten. Aber erst einmal nahm ich mir mein Handy, um meiner Familie zu sagen, dass es mir hier gut geht. Ich schrieb jedem eben in Whatsapp eine Nachricht und sagte ihnen, dass ich gestern einen interessanten Abend hatte und mein Gespräch erst morgen mit dem Chef stattfinden wird.
Mein Zimmer war noch ziemlich kahl, weswegen ich die Musik anschaltete und meine Ganzen Sachen, die noch in meinem Koffer waren, auspackte und an Ort und Stelle brachte. Es machte mir irgendwie Spaß alles einzurichten. Es gab mir das Gefühl, von etwas eigenem. Ich hab zwar auch in Deutschland schon alleine gelebt, aber da hatte ich mir innerhalb der WG mit meiner besten Freundin ein Zimmer geteilt und dementsprechend war es alles eher chaotisch.
Als ich dann später mit allem fertig war, fuhr ich meinen Laptop hoch um mich auf der Internetseite von Westwood International schlau zu lesen, damit ich auch wirklich gut auf morgen vorbereitet bin. Es ist nämlich schon einiges, was eine Rolle spielt.
Als ich das auch endlich erledigt habe, mach ich mich fertig fürs Bett und lege meine Sachen für morgen früh raus. Auch die Busverbindung habe ich mir noch rausgesucht, damit das morgen nicht mehr getan werden muss. Gegen 11 Uhr nachts liege ich dann eingekuschelt in meinem Bett, wo ich dann die erste richtige Nacht verbringen kann.
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Just a year in Ireland.
RomansaSophie Hillen ist jetzt für ein Jahr in Irland. Sie ist eine der Jahrgangs Besten und hat die besten Aussichten für die Stelle bei Irlands größtem und bekanntesten Unternehmen - Westwood International. Doch ihr ist die Stelle noch nicht sicher. Sie...