»Was? Natürlich war da wer! Alec!«, verteidigte ich mich, denn Cassie sah mich ziemlich komisch an. »Alec? Hast du jetzt einen Spitznamen für Alexander ausgedacht?«, fragte sie schnippisch. »Nein, er hat gesagt ich darf ihn so nennen...« Ich wollte eigentlich gerade fragen, ob sie sich wirklich sicher sei, dass niemand draußen war, als Cassie mich mitten im Satz unterbrach: »Du hast mit ihm geredet? Aber ich wollte das doch machen! Du hast ganz genau gewusst, dass bald meine Blase schwächer werden würde! Du bist ziemlich dreist weißt du das? Du hättest mir sagen sollen, dass du ihn auch gut findest!« War das jetzt ihr Ernst? »Hör doch mal zu! Ja, er hat mit mir geredet... lass mich doch mal ausreden! Aber das bedeutet doch nicht, dass ich auch gleich um seine Handy- Nummer gefragt habe. Eigentlich kann es dir egal sein mit wem ich rede, weil nämlich schon einen Freund hast. Er wollte nur wissen wie die Lehrer so sind!« Ich weiß das war gelogen aber wie sollte ich ihr erklären, dass er wie aus heiterem Himmel vor mir auftauchte und wusste wer ich bin ohne, dass wir vorher auch nur ein Wort gewechselt hätten? Aber Cassie schien sich mit dieser Ausrede zufrieden zu geben. Wieder beachtete sie meine Aussage nicht, dass sie schon vergeben ist. »Okay. Aber warum war Alexander dann nicht hier... Überhaupt, warum warst du so geschockt als ich sagte, dass da keiner gewesen ist?« Konnte ich ihr das sagen? Dass ich von einem Jungen angeredet wurde den ich gar nicht kenne und er meinen Namen wusste? Dass er sich von einem Ort zum anderen völlig lautlos... teleportiert? Oder war es möglich, dass ich mir das alles eingebildet habe? Nein, das glaube ich nicht. Mein Gehirn kann sich unmöglich so etwas ausdenken. Aber vielleicht hatte Cassie Alec einfach nur übersehen. Ja, das erschien mir logischer. »Hmm... Ich schätze du hast ihn einfach nicht gesehen.« Cassie sah mich zweifelnd an. »Wie könnte ich den jemanden wie Alexander übersehen? Ach egal es bringt sich nichts wenn wir uns hier jetzt streiten wie zwei hormongesteuerte Tussen. Komm gehen wir in den Unterricht.« Sie hakte sich bei mir unter und ich knuffte sie in die Seite. Sie fing an zu kreischen, weil ich ihren kitzligsten Punkt erwischte und schubste mich von sich fort. Lachend und prustend gingen wir den Korridor entlang.
Als ich endlich nach einem langem, nicht minder anstrengenden ersten Schultag nach Hause kam, arbeitete meine Mum im Garten vor unserem Haus und pflanzte Stiefmütterchen ein. »Hallo, mein Schatz. Wie war dein Tag?« Ich sagte ihr lieber nicht was ich heute so alles mitgemacht habe. »Gut. Die Schule ist langweilig wie eh und je, aber sonst gut. Soll ich dir helfen?« Ich musste mich irgendwie ablenken und im Garten zu helfen kam mir am sinnvollsten vor. »Nein, mein Schatz ruh dich aus. Im Kühlschrank ist eine Lasagne. Tut mir leid, dass du nichts frisches bekommst aber ich hatte heute viel zu tun.« Ich nicke nur und gehe in mein Zimmer ohne in den Kühlschrank zu sehen. Ich hatte keinen Hunger. Ich konnte mich ja mit Hausaufgaben ablenken. Am Abend rufte mich meine Mum dann zum Abendessen und ich stapfte widerwillig die Stufen zur Küche runter. Wir sprachen nicht viel miteinander aber ich spürte die besorgten Blicke meiner Mum auf mir. »Was ist?«, fragte ich nur wenig freundlich als es mich anfing zu nerven. Sie sah mich an- so wie die letzten male auch. »Mich wundert es nur, dass du die ganze Zeit über schon so still bist. Normalerweise bist du immer kontaktfreudig. Ist irgendetwas vorgefallen?« Nein gar nicht, denke ich sarkastisch. »Mum, ernsthaft ich bin nur extrem müde. Ich glaube ich geh jetzt ins Bett.« Ich stand auf und verräumte das Geschirr. Als ich bei Mum vorbei ging, drückte ich kurz ihre Schulter. Ich hörte noch wie sie sagte: »Schlaf gut, Süße.« Und prompt überkam mich ein schlechtes Gewissen. Aber eigentlich habe ich ihr nichts wichtiges verschwiegen, nur, dass mich ein Junge angesprochen hat. Ich duschte noch schnell und putzte mir die Zähne. Danach ging ich in mein Zimmer und wollte mich hinlegen, als ich mir plötzlich beobachtet vorkam. Ich ging zum Fenster, sah auf die Straße und entdeckte eine Person am anderen Ende der Straße. Sie war schwarz angezogen- ziemlich klischeehaft mit schwarzem Mantel und Hut- und es kam mir vor, als strich eine eiskalte Hand über meinen Rücken. Denn es sah so aus, als ob die vermummte Gestalt mich ansehe. Ich beugte mich weiter aus dem geöffneten Fenster und blinzelte... doch da war nichts. Hatte ich mir das eingebildet? Ich vermutete, dass ich einfach nur übermüdet war und ging kopfschüttelnd zu meinem Bett. Es dauerte eine Weile bis meine Atemzüge gleichmäßiger wurden und ich endlich einschlief.
»Na, Alexander? Hast du schon brauchbare Informationen?« Informationen? Worüber? Offensichtlich träumte ich wieder einen Traum über Alec und seinem Gebieter. Auch diesmal waren wir wieder an einem Waldrand aber es war diesmal viel düsterer. »Ich bin mir noch nicht sicher ob sie weiß wer sie ist oder überhaupt von uns weiß. Aber eines weiß ich; ich weiß, dass sie die Tochter von Evelyn und Ernest ist und somit die, die Ihr sucht. Sie war letztes Mal als wir uns trafen...« Er sprach nicht weiter und sah auf den Boden. Sein Gebieter fragte ihn wie diese Person, die er suche denn aussehe. Erleichtert über den Themawechsel antwortete er eifrig: »Tja, sie hat lange, glatte, blonde Haare. Sie hat eisblaue Augen und eine etwas zu große Nase...« Mir wurde übel. Diese Person die er beschrieb... das war ich. Ich, ich, ich. Ich fing an diese Träume zu hassen, denn sie waren nervig und sinnlos.
»Sie heißt Kathrin Hamilton.« Da hatte ich den Beweis, dass ich gemeint war. Ich wollte einfach nur aufwachen oder etwas anderes Träumen; das alles hier war absurd.
»Du hast gute Arbeit geleistet, Alexander. Aber ich erwarte von dir, dass du sie weiterhin beobachtest und wenn die Zeit gekommen bist bringst du sie zu mir.«
»Woher weiß ich, dass es so weit ist, Gebieter?«
»Das wirst du schon wissen und nun entschuldige mich.« Als er sich umdrehte und davon stolzierte- man konnte es durchaus als stolzieren bezeichnen, denn er straffte seine Schultern und reckte das Kinn in die Höhe- bauschte sich sein Umhang hinter ihm auf. Nach nur wenigen Schritten war er im Wald verschwunden und ich realisierte, dass ich die ganze Zeit stocksteif dagestanden bin. Jetzt standen Alec und ich uns in meinem Traum gegenüber. Er drehte sich langsam um und als er mich ansah versteifte er sich.
»Was machst du hier?«, fragte er argwöhnisch.
»Das frage ich mich schon die ganze Zeit über, glaub mir. Aber eigentlich sollte ich dich das fragen, oder? Das ist mein Traum. Also mach das du wegkommst.«
In echt hätte ich mich das nie sagen trauen aber dadurch, dass das alles nur eine Geburt meines offensichtlich zu kleines Gehirn war, konnte ich es ihm ruhig sagen.
»Nein, du verstehst nicht... wie kommst du hier her? Das ist gefährlich!«, er klang irgendwie verzweifelt.
»Warum sollte das gefährlich sein? Hör zu: dieser Traum... also ich weiß nicht warum ich ausgerechnet von dir träume aber ist ja egal. Ich möchte einfach nur, dass du nicht mehr in meiner Traumwelt auftauchst.«
»Aber das bin nicht ich! Verstehst du nicht? Nicht ich tauche hier auf sondern du tust das! Und wenn du weiterhin hierher kommst bist du in großer Gefahr!«
»Warum schreist du mich denn jetzt so an? Und warum soll ich bitte in Gefahr sein, wenn ich träume?« Alec fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare und sofort standen sie in allen Richtungen von seinem Kopf ab. Mich kitzelte es in den Fingern ihm die Haare wieder zurecht zu streichen aber ich konnte mich noch davon abhalten.
»Das sind nicht einfach nur Träume. Du bist... das ist... das verstehst du nicht.« Seine Stimme klang endgültig also fragte ich nicht mehr nach obwohl mir tausend Fragen auf der Zunge lagen. Was war gefährlich? Meine Träume? Aber warum? Warum ist er so verzweifelt? Warum, warum, warum? Aber ich erhielt keine Antwort auf meine Fragen.
»Normale Jungs wären froh wenn man von ihnen träumen würde.«, sagte ich stattdessen etwas beleidigt. Alec seufzte auf und sah mich bittend an.
»Tu mir einen Gefallen und wach endlich auf.«
»Ein wahrer Gentleman«, murmelte ich mehr zu mir selbst. »Und wie soll ich das bitte anstellen?«, fügte ich etwas lauter schnippisch hinzu.
»Konzentriere dich einfach darauf, okay? Du bist ja hier die Spezialistin was Träume anbelangt.« Was meinte er damit? Du bist ja hier die Spezialistin was Träume anbelangt. Ich gab es auf aus Alec schlau zu werden und schloss die Augen. Es konnte ja nicht schaden, wenn ich es versuchte. Ich konzentrierte mich darauf endlich aufzuwachen- ich wollte nichts lieber als aus diesem Traum aufzuwachen. Wach auf, wach endlich auf, ich dachte an nichts anderes mehr. Nicht einmal an Alec der unmittelbar neben mir stand. Das nächste was ich mitbekam war, dass ich die weiche Matratze unter mir spürte. Ich hatte es also geschafft.

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When i saw you
FantasiEigentich sollte es ein normaler erster Schultag nach den Ferien werden. Doch schnell muss Kathrin begreifen, dass der Junge von dem sie letzte Nacht geträumt hat, plötzlich an ihrer Schule auftaucht. Kathrin versteht die Welt nicht mehr. Wie kann d...