Szene Neununddreißig (Jax)
Ich hatte zwar geschlafen, aber wie soll ich sagen, gut geschlafen hatte ich jetzt nicht. Ich wurde immer wieder wach und habe nach Katherine geschaut. Sie schlief friedlich und der Umschlag blieb immer wieder unberührt. Mittlerweile war es fünf Uhr in der Früh und ich horchte leicht panisch auf, als ich die Dusche hörte. Ich stand auf und wieso auch immer, ging ich zuerst in Katherines Zimmer. Sie lag nicht mehr im Bett und die Jalousie war hochgezogen. Der Brief stand immer noch an seinem Platz und so schnell ich konnte, schnappte ich mir den Brief- hielt aber trotzdem inne. Nein. Das ist an sie gerichtet. Ich kann das nicht lesen oder unterschlagen. Nein. Ich musste in dem Fall ehrlich sein. Es geht hier schließlich um Katherine und ihre Tochter. Sie muss doch auch auf den Laufenden gehalten werden. Ich wollte gerade den Brief zurücklegen, da wurde ich von Katherine gefragt, was ich da mache. Hä? Wie kann sie hier sein? Die Dusche lief doch noch!?
„Uhm, können wir reden und dann gebe ich dir den Brief."
„Was für ein Brief?", fragte sie mich und zog ihre Stirn in Falten. Sie musterte mich kurz und ich seufzte nur.
„Das werde ich dir alles nach der Reihe erzählen."
Kat fuhr sich durch das lange, braune Haar, welches auch noch trocken war. Dann machte sie die Tür zu.
„Wer ist denn unter der Dusche?", wollte ich wissen.
„Gemma. Die hat ziemlich übel mit dem Kaffee geklettert. Sagst du mir, was sie auf der Couch zu suchen hat?"
Ich setzte mich aufs Bett und blickte zu Katherine.
„Ich denke mal, ich hab dir eine kleine Menge zu erzählen."
„Na, da bin ich aber mal gespannt", murmelte Kat und blickte mich fragend an.
Da stand Katherine; Kreidebleich, mit leerem Blick und wie angewurzelt, nachdem ich ihr das alles erzählt hatte.
"Vermutlich willst du für dich alleine sein, aber ich kann das nicht tun. Dich alleine lassen."
"Will ich auch nicht", murmelte Katherine und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Ich stand vom Bett auf und stellte mich vor Katherine. "Was machen wir jetzt? Was ist, wenn Chris Noemi hat und sonst irgendwas mit ihr macht? Es sind bereits zwei weitere von diesem Idioten umgebracht wurden. Zwei Unschuldige."
"Wir werden Noemi und Chris finden. Juice kennt reichlich Leute. Er hat an sämtlichen Leuten ein Foto der Kleinen geschickt. Zu den anderen Chaptern. Noemi kommt wohlbehalten zu dir uns Chris wird euch nie wieder etwas an tun."
"Hieß es vorher auch schon", motzte Katherine herum. "Und nun? Jetzt hat er meine Tochter und stellt sonst noch was mit ihr an."
Ich hielt Katherine am Handgelenk fest. "Noemi passiert nichts."
"Ich hoffe es", murmelte sie. "Was ist mit dem Brief?"
"Der ist vermutlich von Chris."
"Bah", schnaubte Kat. Sie drückte mich bei Seite und schnappte sich den Brief. Dann setzte sie sich auf das Bett und blickte mich an.
"Sag Bescheid, wenn du was brauchst", meinte ich und fuhr mir durchs Haar.
Gerade als ich das Zimmer verlassen wollte, pfiff mich Katherine zurück.
Ich drehte mich zu ihr.
"Danke", sagte sie emotionlos und blickte auf den Umschlag, den sie keine zwei Sekunden später ungeduldig aufriss. Und ich verließ das Zimmer.Es verging eine halbe Stunde, bis Katherine aus dem Zimmer kam. Sie zeigte immer noch keine großartigen Emotionen und hielt den Brief in der Hand. Meine Mutter war bereits gefahren, da sie Schicht in der Werkstatt hatte. Ich saß da und trank von meinem Kaffee.
"Und, was schreibt er?", fragte ich sie.
Sie sagte nichts, sondern reichte mir nur den Brief. Ich sollte ihn selber lesen. Na gut. Ich faltete das Stück Papier auf und fing an die ersten Zeilen zu lesen, hielt aber inne, um zu gucken, was Katherine machte. Sie ging zum Kühlschrank und blickte dort rein. Ich schaute wieder auf den Brief und fing von vorne an.Meine geliebte Katherine,
wir hätten doch so viel erleben können. So viel. Ich hätte mich wirklich geändert. Ja wirklich. Aber wieso musstest Du mir, meine geliebte Freundin & Verlobte einfach den Rücken kehren, um mit irgendwelchen Biker-Wichsern abzuhauen.
Irgendwie kann ich Dir nicht ansatzweise sauer sein, dafür liebe ich Dich einfach viel zu sehr. An meinen Gefühlen hat sich nichts geändert. Ganz im Gegenteil.
Ich will mit Dir und unserer Tochter ein neues Leben aufbauen. Ganz von vorne. In einem anderen Land. Ganz weit weg. Noemi ist so ein bezauberndes Kind. Sie kommt nach Dir. Sie ist genauso hübsch wie Du. Ein Prachtstück. Eben ganz ihre geliebte Mutter. Sie ist zurückhaltend gegenüber mir, aber nimmt schon meine Hand in ihre, redet mehr als vorher mit mir. Ich zeigte ihr ein Foto von ihrer richtigen Mama. Von Dir, geliebte Katherine. Sie sagte erst nichts. Fragte, ob ich sicher sei, dass Du ihre Mama bist. Ich meinte, Du bist es. Sie hat das Foto von Dir jetzt in dem kleinen Rucksack von ihrem Teddybär. Trägt es immer bei Dir.
Ich will doch nur eins. Eine Familie mit meinen wunderschönen Mädels. Ich will von vorne anfangen. Ganz von vorne. Gemeinsam mit unserer Tochter.
Noemi und ich warten auf Dich. Besuch uns doch einfach.
Die Adresse liegt in Deinem Briefkasten.
Dein geliebter Chris.Er hat eine Adresse in meinem Briefkasten gelegt? Er war hier? Ich schmiss den Zettel auf den Tisch und sprang auf. Mit schnellen Schritten ging ich zum Briefkasten und öffnete diesen. Da war tatsächlich ein kleiner gelber Zettel mit einer Adresse draufgekritzelt.
"Hier", sagte ich und hielt Katherine den Zettel hin. "Er ist in einem Motel in Stockton."
"Dann fahr ich da hin", meinte Katherine. "Ich hab einen Plan."
"Der wäre?"
"Wenn ich alleine dort mit einer Tasche voller Klamotten auftauche, denkt er ich will mit. Erstmal in Sicherheit wähnen. Du klopfst als Zimmerservice an, nachdem ich mit Noemi nach draußen bin. Ich kriege die Kleine da schon raus. Vorwand da ist eine Katze oder so."
"Und ich kümmere mich um Chris?", fragte ich.
"Ich kümmere mich um ihn", hörte ich Happy sagen, der in der Tür stand. Katherine und ich blickten zu ihm.
"Dann so", meinte ich.
DU LIEST GERADE
Mr. Vize [SOA] | ⏸.
FanfictionKatherine Shaw hat von ihrem aktuellen Leben die Schnauze voll. Die Schnauze voll von ihrer Arbeit, von ihrem Alkoholiker-Freund und von ihrer Heimat. Da kommen die Sons Of Anarchy, rund um Jax Teller gerade recht. Nach ein paar Tiefschlägen, bes...