15: Nagato

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Ich kann nicht schlafen...
Egal wie sehr ich es versuche, wie lange ich mich auch von einer Seite auf die andere drehe: Ich finde keinen Weg ins Land der Träume.
Meine Gedanken überschlagen sich. Über Hidan, über Deidara.
Über Pain...
Nach weiteren endlos scheinenden Minuten, in denen mich mein Gehirn mit qualvollen Erinnerungen und Schuldgefühlen wach hält, setze ich mich schließlich seufzend auf. Mein Blick wandert durch das dunkle Zimmer. Selbst draußen haben sich schwarze Gewitterwolken vor Mond und Sterne geschoben, sodass kaum Licht durch das Fenster hinein fällt.
An Schlaf ist für mich überhaupt nicht zu denken und so stehe ich auf, streife mir eine Strickjacke über meine Schlafklamotten und verlasse mein Zimmer.
Leise schleiche ich durch die Gänge, versuche jedem Pfleger möglichst aus dem Weg zu gehen. Zum Glück sind nicht all zu viele Nachts wach und die wenigen die es sind unterhalten sich, sodass ich sie einfach umgehen kann.
Eine ganze Weile lang irre ich ziellos umher.
Da die Pfleger unter anderem vor den Gruppenräumen stehen kann ich keinen davon betreten. Dort hätten wenigstens ein paar Bücher gelegen, die man jedoch nicht mit auf sein Zimmer nehmen darf, um sie da zu lesen.
Nur all zu gerne hätte ich mich mit einem guten Buch in einen der vielen Sitzsäcke sinken lassen und die Nacht dort verbracht. Ich weiß nur zu gut, dass mich jedoch die Pfleger wieder in mein Zimmer schicken, vielleicht mir irgendwelche Mittel zum Einschlafen geben würden, sobald ich versuche an ihnen vorbei zu gehen.
Ich will das nicht.
Also laufe ich einfach weiter, schleiche leise durch die leeren Gänge. Immer weiter, ohne bestimmtes Ziel, bis ich schließlich vor einer Zimmertüre stehen bleibe.
Zögernd sehe ich mich um bevor ich leise die Klinke nach unten drücke und den Raum betrete.
Auch hier ist es dunkel und nur vage kann ich die Umrisse des Rollstuhles neben dem Bett erkennen. Vorsichtig gehe ich darauf zu.
"Pain?", flüstere ich.
Meine leise Stimme kommt mir dennoch viel zu laut vor in der Stille der Nacht und unsicher bleibe ich stehen.
Das war eine blöde Idee...
Ich sollte einfach zurück in mein Zimmer. Vielleicht finde ich irgendwann den Weg in das Land der Träume, wenn ich lang genug an die Decke starre. Langsam mache ich einen Schritt zurück, drehe mich in der Bewegung um, doch bleibe abrupt stehen als eine dunkle Stimme erklingt.
"Wer ist da?", fragt Pain verschlafen und tief atme ich durch bevor ich mich wieder ihm zu wende.
Ein paar Sekunden lang betrachte ich lediglich den dunklen Schatten auf dem Bett, dann antworte ich.
"Konan."
Stille breitet sich aus, dann ist das Rascheln der Bettdecke zu hören.
"Entschuldige aber kenne ich dich?"
Verwirrt starre ich auf die Silhouette auf dem Bett. Habe ich mich im Zimmer geirrt?
Nein, unmöglich...
Seit Tagen komme ich immer wieder hier her, würde den Weg mit verbundenen Augen finden.
"Komm näher.", meint der Junge und zögernd komme ich dieser Bitte nach.
Bis an seine Bettkante trete ich und der Rothaarige setzt sich mühsam auf, um mich genauer zu betrachten. Ein paar Sekunden ist es still bevor er mir eine Hand hinhält.
"Schön dich kennenzulernen, Konan. Mein Name ist Nagato."
Noch verwirrter als bis gerade eben greife ich zögernd seine warme Hand, schüttel sie kurz.
"Ähm... ja.", murmel ich, da mir diese unwirkliche Situation jede Möglichkeit nimmt, einen anständigen Satz zu formulieren.
Was ist nur los mit ihm?
Wieso kennt er mich nicht?
"Darf ich fragen wieso du mich so spät besuchst?", will Nagato von mir wissen, hält noch immer meine Hand in seiner.
Diese Berührung hinterlässt ein angenehm warmes Prickeln.
"Ich... konnte nicht schlafen, deshalb...", antworte ich wahrheitsgemäß, stoppe aber und überlege. 

Okay...
Das klingt merkwürdig...
Ich konnte nicht schlafen, deshalb komme ich einfach so in dein Zimmer und wecke dich auf, um dann festzustellen, dass du dich nicht an mich erinnerst und dich verhältst, als wärst du eine ganz andere Person...

Moment.
Pain... Nagato...
Kann es sein...?
Sind es tatsächlich zwei Personen? Ist er deshalb hier eingewiesen worden?

"Nagato?", setze ich vorsichtig an, betrachte die dunkle Silhouette direkt vor mir eingehend.
"Konan?", entgegnet er im selben Tonfall, ein amüsiertes Kichern folgt, welches auch mir ein kleines Grinsen entlockt und mein Herz schneller schlagen lässt.
"Sag mal, wieso bist du hier? In der Klinik?"
"Huh? Welche Klinik?"
Er klingt verwirrt und tief atme ich durch.

Er weiß es nicht...
Er ist verrückt und weiß es nicht. Womutlich weiß er selbst nicht einmal, dass er auch noch Pain ist.
Und es ist nicht meine Aufgabe ihm das zu erklären.

"Nicht so wichtig..."
Vorsichtig löse ich meine Hand von seiner, gehe langsam einen kleinen Schritt zurück.
"Ähm... ich denke ich werde wieder gehen. Schlaf einfach weiter, okay?"
Ein lautes Grollen ist draußen zu hören und sofort greift Nagato wieder nach meiner Hand.
"Lass mich nicht allein, Konan. Bitte."
"Ich..."
Als ein heller Blitz am Himmel draußen erscheint zuckt der Rotschopf erschrocken zusammen.
"Bitte...", wiederholt er leise, verstärkt den Griff um meine Hand ein wenig.
"Bitte bleib da. Lass mich nicht allein."
Er klingt verängstigt und so hilflos, dass sich mein Herz sofort schmerzhaft zusammenzieht.
"Okay...", murmel ich, hebe die Decke ein wenig an und lege mich neben ihn auf die Matraze.
Auch er lässt sich wieder sinken und ich ziehe ihm die Decke über die Schulter nach oben.
Beim nächsten Donnergrollen zuckt er erneut zusammen.
"Alles gut...", flüstere ich leise, lege zögernd meine Hand an die Seite seines Kopfes und streichel vorsichtig darüber.
"Alles gut, Nagato... Ich bleibe hier bei dir."

An Angel's Pain (Konan FF || Akatsuki FF) [Slow Updates]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt