Other place, other world

6.Patrick

,,Schaltet jemand den blöden Wecker aus?", motzte ich.

,,Nö, mach du doch", sagten die beiden wie aus einem Mund.

,,Verhext", sagte ich verschlafen.

Dann musste ich wohl aufstehen....

Ich wollte, aus meinem Bett aus, nach dem Wecker greifen. Ich hatte es fast geschafft, nur noch einige Zentimeter.... und ich fiel aus dem Bett.

,,Hahahahaha, das hast du jetzt davon", lachte Ronja.

,,Ach, halt die Klappe. Du bist sowieso verhext, dann darf ich dich später schlagen"

Ich schmiss den Wecker gegen die Wand und legte mich wieder in mein Bett.
Mein Kopf dröhnte. Man bin ich unsanft gelandet.
Toller erster Abend; scheiß erster Morgen.
Aber nagut, vielleicht wird das im Laufe des Tages ja noch besser.
Hoffentlich.

,,Dass der Wecker nicht mehr klingelt, bringt nichts. Aufstehen müssen wir trotzdem.", sagte Sonja und stand auf.

,,Och neeeeeee", meckerte jetzt auch noch Ronja.

Am Ende gewann Sonja. Wir mussten wohl oder übel aufstehen und zum Frühstück gehen.

Nach dem Frühstück kam Patrick zu uns.

,,Und, hast du jetzt Zeit für die Führung?"

,,Oh, jetzt schon? Ähmm, ja wieso nicht."

Vor hatte ich sowieso nicht, also nutzte ich lieber die freie Zeit.

Zum Abschied umarmte ich Sonja und Ronja, der ich danach noch einen Schlag auf die Schulter gab.
,,Dafür, dass du geredet hast, obwohl du verhext warst!", sagte ich und streckte ihr beim Verlassen des Speisesaals die Zunge raus.

Wir gingen zum Gang der Klassenräume und ich fühlte mich wieder so, als sei ich in einem Labyrinth.

,,Yannick hat es euch also nicht so genau gezeigt? Na dann hoffe ich, dass ich das besser hinbekomme!", sagte er lachend, ,,Yannick ist ein komischer Typ, weißt du? Wir gehen beide in dieselbe Klasse und das schon seit 2 Jahren. Falls du dich wunderst, wie er es geschafft hat, Betreuer zu werden, ich kanns dir sagen."

Liest er jetzt meine Gedanken?

,,Ja, ich würde das gerne wissen"

,,Weißt du was, da wir jetzt da sind und du das jetzt nicht durcheinanderbringen sollst, erzähl ich dir das nachher, ja?"

Och menno, ich wollte das doch wissen. Aber er hatte Recht. Sonst würde ich mich hier nie zurechtfinden können.

,,Na gut, wie du willst."

,,Braves Mädchen."

Ich musste lachen. Patrick war nett. Ich wünschte, ich hätte so einen großen Bruder.

,,Alsoo, hier sind wir schon. Weißt du, das sieht zwar alles kompliziert aus, aber zum Glück ist hier alles nach einem ganz bestimmten System geordnet, welches euch Yannick eigentlich erklären sollte.
Und zwar gibt es hier sogenannte Blöcke. Block A - Block F.
Die Blöcke werden nach Jahrgängen geordnet. Dabei ist zu beachten, dass.....", erklärte er immer so weiter.

Die Führung dauerte dann ganze 25 Minuten. Er hatte mir alles total ausführlich und ordentlich erklärt und er hatte sich dabei viel Mühe gegeben.
Und ich muss zugeben, er hat das sehr gut hinbekommen. Es hat mir total geholfen und jetzt kannte ich mich dort endlich aus. Er hatte Recht, man müsste nur das System kennen und das Labyrinth wäre ein Kinderspiel.
Ja, Yannick eben, der war wahrscheinlich zu faul...

,,Wow, das hat mir sehr geholfen. Dankeschön!"

,,Kein Problem, habe ich gerne gemacht."

,,Ach, du wolltest mir doch erzählen, wie um alles in der Welt Yannick es geschafft hat, Betreuer zu werden.", erinnerte ich ihn dran, denn ich wollte das wirklich wissen.

,,Alsooooo, es war so, dass die Schüler den Betreuer wählen durften und nicht die Lehrer.
Yannick hatte dabei die zweitmeisten Stimmen, da er bei unserem Jahrgang, sagen wir mal, beliebt ist, und hat den Posten dann angenommen."

,,Achso, okay. Du meintest zweitmeisten? Wer hatte denn die meisten?"

,,Ach, das war ich."

Er sagte das, als wäre es das normalste der Welt.

,,Wirklich? Und warum hast du nicht angenommen?"

,,Ach, ich hatte keine Lust auf Stress mit Yannick. Das wollte ich mir ersparen."

,,Oh, ist er so schlimm?", hakte ich nach.

,,Du bist aber sehr neugierig", lachte er, ,,Das ist eine lange Geschichte. Willst du sie wirklich hören?"

,,Ja, ja ich will!"

,,Du hörst dich ja an, wie auf einer Hochzeit."

Jetzt mussten wir beide lachen. Patrick war wirklich lustig.

,,Aber gut, ich erzähls dir."

Er machte eine kurze Pause.

,,Vor einem Jahr habe ich mich in so einem Mädchen verknallt, Hannah. Sie war in der Parallelklasse. Wir verstanden uns gut miteinander.
Yannick war nie der Typ, der sich verliebte oder so. Viele Mädchen mochten ihn, er hatte aber keiner Interesse an einer Beziehung.
Als es jedoch zwischen mir und Hannah sehr gut klappte, fand er "plötzlich" Interesse an Hannah. Es war schlimm. Er versuchte alles, um und auseinanderzubringen. Es klappte jedoch nicht und das machte ihn sauer. Er verbreitete lauter Lügen über mich rum und nutzte jede Chance, mich vor allen bloßzustellen. Sagen wir es mal so, es war schon immer sehr angespannt zwischen uns. Und das ist es immernoch, denn ich und Hannah sind jetzt zusammen und da wollte ich ihm jetzt nicht noch einen Grund geben, sauer auf mich zu sein, da er langsam an Interesse verlor, mich zu ärgern und jetzt gelassener wirkt und so ist das auch besser. Ich hasse es nämlich, jedes Mal mit ihm diskutieren zu müssen, wer denn nun Recht hat. Diese Diskussionen sind echt zum Kotzen. Yannick versteht man nie und einigen kann man sich mit ihm erstrecht nicht. Er ist komisch, sehr komisch. Manchmal ist er nett und voller Gefühle, aber die steckt er dann weg, damit das ja keiner bemerkt. Mit Yannick befreundet zu sein und ihn ausstehen zu können ist schon eine große Sache.
Die meisten machen das auch nur, um beliebter zu werden.
Manchmal verstehe ich ihn einfach nicht. Er ist zu keinem so, wie zu mir. Wenn ich in seiner Nähe bin, wirkt er gleich viel angespannter. Keine Ahnung, weshalb er so ist. Anfangs hatte er mich sogar mal gefragt, ob ich zu seiner "Gruppe" gehören möchte. Ich hatte jedoch abgelehnt. Vielleich ist er deshalb so. Keiner hatte bisher dieses Angebot abgelehnt. Jeder wollte zur coolen und beliebten Gruppe von Yannick gehören. Ich fand das aber doof und kitschig. Sie gaben sich sogar den Namen "Badboys". Das war einfach nicht mein Geschmack. Dahin gehörte ich nicht. Was sollten meine Schwestern von mir denken? Sie würden sich für mich schämen. ,,Mein Bruder gehört zu den Badboys", müssten sie dann sagen. Nein, das wollte ich nicht. Ganz sicher nicht."