Epilog Teil 2

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Robin hielt mir wie gestern das grüne Päckchen mit dem roten Band entgegen. „Möchtest du mir das wirklich schenken? Ich hab dir doch auch nicht schenken können" versuchte ich mich notdürftig zu rechtfertigen. Als Antwort kam nur ein stummes Kopfschütteln. „Das geht schon in Ordnung, du hast mich vor diesen bösen Leuten gerettet und damit kann ich dir zeigen das ich dir dankbar bin. Deine Schwester hat dir doch bestimmt auch mal gesagt, wenn dir jemand hilft bedank dich bei ihnen oder?". Der Kleine hatte nicht unrecht, ich schlug meinen Blick nieder und schickte ein stilles danke an meine Schwester Luna, sowohl die gegenwärtig als auch die zukünftige die leider nicht mehr in ihrer Zeit am Leben war.

Voller Aufregung löste ich das rote Band auf dem Packen, war dies die Vorfreude die Leute an Weihnachten verspürten? Nach dem Band riss ich das grüne Geschenkpapier herunter, das Geschenk war in eine kleine und unscheinbare Pappkiste verstaut. Ich war den Müll weg und öffnete vorsichtig die Schachtel. Kaum richtete sich mein erster Blick auf das Geschenk musste ich unwillkürlich schmunzeln. Meine beiden Hände griffen in das Paket rein und holten das Geschenk heraus, so dass ich es besser betrachten konnte.
Es war ein gestrickter roter Schal. „Wow, danke. Hast du ihn alleine gemacht?", meine Stimme klang unüblich schwächelnd. Robin grinse mir frech ins Gesicht was mir die Möglichkeit gab zu sehen das ihm einer seiner vorderen Zähne fehlte. „Nein, den haben meine Mama zusammen gemacht. Sie hat gestrickt und ich habe die Wolle gehalten. Ich hoffe du magst ihn". Der Kleine wirkte so glücklich darüber das ich sogar fühlte wie Wärme in meiner Brust aufstieg. Wieder schmunzelte ich ein wenig und richtete mich an meinen Schenker. Ich tächelte ihm einfach über den Kopf und bedankte mich. „Das ist ein super Geschenk, ich werde ihn in Ehren halten. Sag deiner Mama bitte das ich ihr sehr dankbar dafür bin. Ich muss jetzt leider weiter. Ich möchte meiner Familie etwas mindestens genauso Schönes schenken wie du mir gerade. Also dann, vielleicht sehen wir uns irgendwann mal wieder". Ich erhob mich und winkte zum Abschied.

Nun gab es noch eine Sache die ich erledigen musste und nur ein Ort konnte das bieten was ich suchte. Mein Weg führte mich in eines der schlimmsten und heruntergekommensten Viertel der Stadt. Wo hin man auch sah, kaputte Häuser und dunkle Gestalten die einem zu wieder war aber hier war auch einer der wenigen Händler den ich vertraute. Vor einer stählernen Nietentür blieb ich stehen, mein Blick so eiskalt und abschätzig wie eh und je. Mein Klopfen war schlicht und schnell, alles rein professionell gehalten denn länger als nötig wollte ich hier nicht sitzen bleiben. Wieder öffnete sich eine Tür. Vor mir stand eine hoch gewachsene Frau mit pechschwarzen Haar, gehüllt in einer violetten Kutte. „Oho, was sieht mein gesundes Auge denn da? Wenn das nicht ein Mitglied des Odd Squads ist, was verschafft mir diese Ehre". Der Ironie war deutlich in ihrer Stimme zuhören. Ich knurrte böse, dies war kein Ort für Späße „Spar dir das Morgana, ich bin wegen dem Geschäft hier also". Ohne noch ein Wort zu verlieren verschaffte ich mir alleine Einlass zum Sanktuarium, welches sie ihr eigen nannte. Ein verspieltes Kichern kam ihr über die Lippen. „Du scheinst gereizt junger Wolf. Entweder hast du Flöhe oder du kommst mit einer besonderen Bitte zu mir". Auch wenn ich es nicht gerne sagte, diese Frau wusste, ähnlich wie meine Schwestern, sofort was mit mir los war.
Ich fackelte gar nicht lange herum berichtete ihr von meiner Bitte. Ich beugte ich langsam vor und flüsterte der bleichen Frau meine Idee ins Ohr. Diese war sichtlich überrascht aber nicht abgeneigt. „Gut, das können wir hinkriegen. Mich würde das Ergebnis interessieren, voraus gesetzt du schaffst das überhaupt, hihi". Dieses überhebliche Lachen reizte mich aufs äußerste aber ich musste mir immer wieder vor Augen führen was ich eigentlich erreichen wollte. Morgana bereitete alles für meine Bitte vor, unterdessen stellte ich ihr noch eine letzte Bitte in Anfrage. „Hättest du vielleicht noch einen Weihnachtsmann Outfit und einen Jutesack übrig?", nicht minder überrascht folgte die Antwort. „Ähm ich glaube schon aber warum brauchst gerade du sowas, du schienst mir nie wie der feiernde" sprach die unheimlich wirkende Frau die über ihre Arbeitsutensilien gelehnt war. Ich grinse verlogen und dachte mir meinen Teil. Mit einem einfachen „schon gut" beendete ich die Unterredung, lehnte mich zurück und lies die Frau ihre Arbeit machen.

Bis zum nächsten Abend, der Abend des 25.12, sahen mich meine Geschwister nicht wieder und irgendwie schien keiner Anstalten zu machen dies bezüglich. Wahrscheinlich dachte sie sich schon ich würde mich irgendwo verstecken und Weihnachten aussitzen doch dieses Jahr sah es anders aus. Ich zog mich um, nun gehüllt in einen roten Mantel und bewaffnet mit einem weißen Bart samt Jutesack auf den Rücken. „Ich mach mich dann mal auf den Weg. Danke für deine Hilfe" sprach ich ruhig aber mit einem dankbaren Unterton. Mehr wollte ich dieser Person nicht zukommen lassen, denn letztendlich konnte man in diesem Viertel niemanden voll und ganz vertrauen. Die ältere Dame winkte mir zum Abschied und schon war ich wieder los, unterwegs auf den Dächern auf den Weg nachhause.

Unser Zuhause leuchtete in vielen hübschen Farben, Rot, Grün aber auch Weiß und Golden. Es wirkte sehr festlich und nun konnte ich auch die Schönheit darin erkennen. Auf Zehnspitzen näherte ich mich der Eingangstür und klopfte lautstark. Es war Yumi die angerannt kam und mir aufmachte. Ihre Frage wer denn da sei ging in einem Kichern unter. Sie riss die Tür auf und ich trat schmunzeln durch diese hindurch. Mit einem lauten „Ho Ho Ho, fröhliche Weihnachten alle zusammen" begrüßte ich meine Geschwister die wie wild am Geschenke auspacken waren doch noch mehr von meinem Auftreten überrascht waren.
Sofort ließen die anderen alles stehen und liegen und rannten auf mich zu. Umringt von meiner Familie konnte ich mein Lachen nicht mehr unterdrücken.
Ich trat aus der Menge heraus und warf mein Jutesack auf den Boden. „Na liebe Kinder, wart ihr alle artig" sprach ich mit übermäßig geschwollener Weihnachtsmann stimme was mir einige Lacher der Anwesenden einbrachte. Alle schrien laut ja und wieder folgte mein „Ho ho ho". Da hob sich auch die Hand meine 'Publikums'. Es war die von Yuki. „Du, Weihnachtsmann, warum trägst du zu deinem Mantel einen roten Schal?". Nun begann das Tuscheln. Ich kicherte ein wenig in meinen falschen Bart hinein und offenbarte so gleich die Antwort. „Das kleine Yuki war das Geschenk eines netten Kindes das deinem Bruder eine Freude machen wollte und dein Bruder hat ihn mir ausgeliehen, Ho ho ho". Es war überraschend anstrengend wie ein dicker alter Mann zu sprechen doch bereitete mir viel Freude.
Direkt folgte die nächste gehobene Hand. Nun war es Neko. Genau wie die anderen trug die junge Herrscherin einen dieser kitschigen Weihnachtspullover die man von seinen Großeltern bekam, ich konnte mir schon denken wer sie verschenkte und schaute unbewusst zu Momo hinüber. „Weihnachtsmann, was hast du da in diesem Jutesack mitgebracht?", nun war die Spannung wohl an ihrem Höhepunkt. Wieder kam mein Weihnachtsmann Lachen, gefolgt von der Offenbarung des Inhalts.

Zuerst war nur ein breiter und flacher Gegenstand zu sehen, umhüllt von einem Lacken. Ohne noch weiter die Spannung hoch zutreiben zog ich das beigefarbene Tuch weg. Seine Aufschrift, oder eher gesagt seine Aufzeichnung versetzte die staunenden Maße in Schweigen. Auf dem Bild waren meine Geschwister, Neko eingeschlossen mit mir zusehen. Alle zusammen, das war alles was ich mir zu Weihnachten wünschen würde. In stiller Bewunderung stellte ich mich neben das Bild und begutachtete es noch einen Moment. Noch während ich meine stille Begeisterung zum Ausdruck brachte fiel meine Familie über mich her. Alle versuchten auf einmal mich zu drücken doch am Ende lief es so schief das wir alle zu einem riesigen Haufen zusammenlagen und nicht einmal ich mir ein Lachen verkneifen konnte, egal wie dämlich es auch war.
Alle bedankten sich bei mir für dieses tolle Geschenk und ich versuchte mich notdürftig für meinen vergangenen Auftritt zu entschuldigen aber keinen interessierte es. Für die anderen war die Sache nie von Relevanz. So feierten wir zehn, der Squad mit seinen Gästen Neko und Smash, ein unvergessliches Weihnachtsfest.
Wir feierten bis in den späten Abend und darüber hinaus, letztendlich kam nicht die Frage auf woher ich dieses Bild hatte aber es war nun nicht wichtig. Mein erstes richtiges Weihnachten endete so mit meiner Familie und einer komischen Begegnung die ich so schnell nicht verstehen würde. 

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Das ist schon das Ende. Etwas ironisch wenn ich bedenke das es eine Weihnachtsgeschichte ist und wir jetzt Ostern haben :D. Ich hab dieses Projekt echt gemocht, hat mir mega viel Spaß gemacht und es war mal was neues. Ich hoffe ihr hattet genauso viel Spaß wie ich dabei. Wie immer großen Dank an meine ältere Schwester, die mir das Cover und die Charaktere zur Verfügung stellte. Alle Links sind in der Infobox.

Abschließend kann ich nur sagen, vielen dank fürs Lesen und denkt immer daran wie wichtig die Familie ist. Ihr wisst nie wann sie weg ist ;)


Odd Squad: Eine WeihnachtsgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt