Kapitel 8

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PoV Manu

"N-nein, Patrick, b-bit-"

Doch zu spät. Patrick drückt mich Richtung Schüssel und zieht im nächsten Moment die Spülung durch. Panisch halte ich die Luft an, um kein Wasser in die Lungen zu bekommen. Meine Finger krallen sich um die Kloschüssel, da ich immer noch versuche, mich dagegen zu wehren. Tatsächlich lässt er etwas locker, was ich dazu ausnutze, mich nach oben zu drücken und Luft zu holen.

Doch lange kann ich nicht ruhen, da Max nach vorne schnellt und mich ebenfalls nochmal durchspült. Dieses mal kann ich aber nicht früh genug reagieren und kriege daher einiges des Ekelwassers in den Mund.

Max reißt mich weg und schmeißt mich auf den Fließenboden. Hustend und würgend krümme ich mich, während die anderen schallend anfangen zu lachen. Schluchzend vergrabe ich mein Gesicht in den Händen und versuche, mich so klein wie möglich zu machen. Flüsternd beraten die Vollidioten sich noch, ob sie mich noch verprügeln sollten. Letztend Endes entscheiden sie sich dagegen und verlassen die Toilette. 
Nervlich am Ende setze ich mich auf, reibe über meine Augen. Wieso sind die so bescheuert...?

"G-Geht's?"
Geschockt zucke ich zurück. Damit, dass noch jemand bei mir sitzen könnte, hätte ich überhaupt nicht gerechnet. Und schon gar nicht mit Patrick. "Soll ich dir beim Trocknen helfen?"
Bei diesen Worten beginnt die Wut in mir zu brodeln. "Nachdem du mich mit Klowasser überschüttet hast, bist du noch so dreist und fragst, ob du mir helfen könntest!? Ob ich DEINE fucking Hilfe bräuchte!?" Wütend springe ich auf und wische mein Gesicht an meinem Hoodie ab. Zugegebenermaßen hat eine Erfrischung in Form von Wasser auf der Haut gut getan, aber dass er SOWAS macht!
"Du bist so ein beschissenes Arschloch", knurre ich und springe auf. Patrick tut es mir gleich und hält mich auf, noch ehe ich aus dem Raum verschwinden kann. "Manu, warte mal! Ich wollte das nicht, okay? Ich will halt nur nicht-"
"Auch gemobbt werden?! Ja, kann ich verstehen! Es ist beschissen. Genauso, dass ich niemanden habe, der mir helfen kann! Keine Freunde! Ich hatte gedacht, du seist anders! Wärst nicht so ein beschissenes Arschloch, welches mich in den Tod treibt!"
"W-wie...in den Tod treibt?"
"Ach, halt doch dein Maul!", schreie ich und stoße ihn von mir weg. "Manu, nein! Warte! Ich will dir helfen!"
Wütend, aber auch leicht verletzt drehe ich mich zu ihm um. "Mir wollte noch nie jemand helfen. Warum solltest du es also tun? Dir ist doch auch nur dein Ansehen wichtig. Genau wie den anderen! Und vor allem: Warum sollte ich dir nach so einer Tat vertrauen?"
Ohne seine Antwort abzuwarten, da ich der Meinung bin, dass da eh nichts kommen wird, laufe ich nach draußen. Meinen Rucksack, den ich auf dem Flur gefunden habe, schultere ich mir auf den Rücken, ehe ich dann mit schnellen Schritten das Schulgelände verlasse. Auf diese Vollidioten, die mich eh nur auslachen und beleidigen würden, habe ich für heute genug. Auch, wenn ich die nur zwei Unterrichtsstunden ertragen musste.

Zuhause angekommen, schmeiße ich meine Schuhe in die Ecke und gehe dann ins Bad, wo ich mich komplett ausziehe, um unter die Dusche zu treten. Das warme Wasser prasselt angenehm auf mich hinab, lässt mich die vergangenen Minuten kurzzeitig vergessen.
Als ich fertig bin, stelle ich mich direkt vor den Spiegel. Wieder einmal wird mir bewusst, warum mich niemals jemand lieben wird. Meine viel zu blasse Haut bringt die dunklen Augenringe, die das Ergebnis unzähliger schlafloser Nächte sind, zur Geltung. Meine Rippen ragen ungesund hervor, genauso, wie meine Hüftknochen, was sich darauf zurückführen lässt, dass ich zur Zeit kaum bis gar nichts mehr esse. Sowohl an meinen Oberschenkeln, als auch an meinem Bauch, den Ober- und Unterarmen, an meinen Hüften und Fußgelenken weisen sich tausende Narben auf, wobei die, die rund um mein Handgelenk vorzufinden sind, am frischsten sind. Zudem kann man noch einige wenige blaue Flecken erahnen, die vor den Sommerferien entstanden sind. Spätestens morgen werden neue aufkreuzen...

Seufzend greife ich nach einem Handtuch mit dem ich mich erst abtrockne und es mir anschließend um die Hüfte binde. Da meine Brüder
entweder im Tattoostudio oder in der Uni, und meine Mutter auf Arbeit, sind, brauche ich mir keine Gedanken zu machen, dass ich von irgendjemanden gesehen werde. Wäre auch nicht ganz so prickelnd. Wahrscheinlich würden sie mich dann in eine Klinik bringen, um mich dort so lange verotten zu lassen, bis ich nicht weiß, wo vorne und wo hinten ist.

In meinem Zimmer ziehe ich mir eine neue Boxer und einen neuen Hoodie an, ehe ich mich müde in mein Bett lege. Trotz der wenigen Zeit, in der ich heute was gemacht habe, bin ich schon ziemlich fertig.
Nach wenigen Minuten gleite ich dann auch in einen ruhigen Schlaf...

Black and White || #kürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt