Kapitel 2

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„Also gut. Glaubst du an Vampire, Werwölfe und dergleichen? Also das es sie wirklich gibt und unbemerkt unter den Menschen wandeln?", fragte er vorsichtig. Wie es aussah, war ihm meine Antwort ziemlich wichtig, weswegen ich mir auch genau überlegte, wie ich sie formulierte. Dann meinte ich langsam: „Also ich weiß nicht, ob ich daran glaube...Aber ich weiß, dass ich es mir schon immer gewünscht habe, dass es wirklich Übernatürliches in unserer Welt gibt und eigentlich bin ich mir auch ziemlich sicher, dass es irgendwas gibt, was gerne mal seine Finger im Spiel hat, weil teilweise gibt es ja doch Dinge, die nicht einwandfrei erklärt werden können." „Okay, das ist immerhin schon mal einAnfang.", meinte er etwas entspannter und sprach dann weiter, „Um deine Ungewissheit aufzuklären, ja es gibt diese ganzen übernatürlichen Wesen aber die einzigen, die jetzt gerade für dich für Interesse sind, sind die sogenannten Gestaltwandler. Hierbei handelt es sich um Menschen, die sich in ein ganz spezielles Tier wandeln können. Damit meine ich aber nicht, dass sich alle Gestaltwandler in dasselbe Tier wandeln, nein jeder hat quasi ein eigenes. Klar kommt jede Tierart öfter als einmal vor, aber nie ganz genau gleich, jeder hat sein eigenes Aussehen und seinen eigenen Charakter. Bei dir z.B. ist jetzt schon klar, egal welches Tier du später bist, du wirst auf jeden Fall grüne Augen besitzen. Und es ist auch völlig normal, dass deine Augenfarbe sich schon geändert hat, die Wandlung fängt immer mit den Augen an. Nach der ersten Wandlung kann man diese trainieren, damit man sich immer kontrolliert wandelt bzw. diese auch in unpassenden Situationen verhindern kann. Im Normalfall weiß jeder in der Familie von dem Gen Bescheid und dem Betroffenen wird mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Deswegen bin ich auch so verwundert, dass du so absolut gar keine Ahnung hast, weil es kommt schon mal vor, dass das Gen eine Generation überspringt, aber mehr nicht. Das heißt im Umkehrschluss müssen entweder deine Eltern oder deine Großeltern richtige Gestaltwandler sein bzw. es reicht schon,wenn einer betroffen ist. Das hört sich jetzt wahrscheinlich an, als wäre, dass etwas Schlimmes, ist es aber absolut nicht, man kann sich einfach nur glücklich schätzen, wenn man diese Gabe besitzt. Man muss nur etwas vorsichtig sein, damit die Menschen nicht bemerken, dass etwas nicht stimmt, deswegen ist es auch so wichtig die Wandlung unter Kontrolle zu haben. An Stelle deiner Familie musst du jetzt mit mir vorliebnehmen, vorausgesetzt du willst jemanden dabeihaben, aber sobald du zu Hause bist, solltest du unbedingt deine Eltern fragen, warum sie dir das verschwiegen haben, okay?" Ich nickte etwas erschlagen von der Fülle an neuen Informationen, aber ich wusste, dass er mich nicht verarscht hatte und ich hatte das Gefühl, endlich vollkommen zu sein, als wenn dies ein wichtiges Puzzleteil war, was mir noch gefehlt hatte um wirklich ganz zu sein. Wenn man es genau betrachtete war es so ja auch. Dann fragte ich ihn: „Okay, aber wie ist das denn jetzt mit der ersten Wandlung? Passiert das einfach irgendwann und ich muss jetzt den ganzen Tag hier hocken und warten oder wie ist das?" Er lachte leise und meinte dann:„Nein, allein das deine Augen sich schon verändert haben spricht dafür, dass dein Körper bereit ist. Du musst es nur noch zulassen und am wichtigsten aus ganzem Herzen daran glauben. Bereit?" „Bereit wenn du es bist.", meinte ich lachend. Auch Julian musste grinsen und meinte dann: „Okay, dann schließ am besten deine Augen und konzentriere dich auf das Kribbeln in deinem Körper, erlaube ihm sich auszubreiten und mach die Veränderungen bewusst mit." Ich schloss also meine Augen und konzentrierte mich mit aller Kraft auf das Kribbeln, welches in meiner Brust saß und sich nur zu gerne ausbreiten wollte.Es war als wenn ich dem Gefühl die Tür in meinem Körper öffnen musste, dann floss es ganz langsam durch meine gesamte Brust, meine Arme und meine Hände. Ich spürte wie sich die Knochen verschoben und sich veränderten und ließ es ganz bewusst zu. Das Kribbeln war mittlerweile in meinem gesamten Körper ausgebreitet und überall veränderten sich meine Knochen, meine Sehnen und meine Organe. Als das Kribbeln aufhörte und ich die Augen öffnete, war der Boden viel nähergekommen und ich stand auf allen vieren. Julian stand noch immer neben mir und hielt mir vorsichtig seine Hand hin. Dann meinte er, dass ich wunderschön aussah und kurz warten solle und ein paar Sekunden später stand einvwunderhübscher Tiger vor mir mit leuchtend gelben ja fast goldenen Augen. Er stupste mich spielerisch an und führte mich dann zu einem Teich, wo ich das erste Mal mein Spiegelbild betrachten konnte. Ich war überrascht, denn meine grünen Augen gehörten ebenfalls zu einem Tigergesicht, allerdings einem weißen und keinem orangenen. Ich guckte zu Julian und stellte fest, dass ich selbst als Tier grinsen konnte. Er stupste mich wieder an und rannte los, ich natürlich direkt hinter her. Wir tobten und rannten eine gefühlte Ewigkeit bis wir endlich wieder vollkommen erschöpft aber wahnsinnig glücklich bei unserem Ursprungsplatz angelangten. Die Rückverwandlung war ein Kinderspiel und dann saßen wir wieder als Menschen voreinander. Unsere Klamotten wandeln sich zum Glück mit. „Okay, das war einfach nur geil... das müssen wir unbedingt mal wiederholen. Aber jetzt müssen schnellstens zurück zur Schule, oder? Die fragen sich doch bestimmt schon, wo wir abgeblieben sind?", fragte ich immer noch leicht aus der Puste. Julian schüttelte aber lachend den Kopf, woraufhin ich ihn vollkommen verwirrt ansah. Dann meinte er: „So lange waren wir gar nicht fort, die zweite Stunde ist erst ungefähr zur Hälfte rum und da Deutsch ja glücklicherweise eh ausgefallen ist, vermisst uns auch keiner. Aber wir sollten trotzdem langsam zurück, da hast du recht." Er stand auf, ergriff meine Hand und zog mich auf die Beine. Dann machten wir uns gemeinsam auf den Rückweg zur Schule, dort angekommen trennten wir uns voneinander, da wir jetzt in unterschiedlichen Kursen waren und ich ging zu meinem Raum, wo auch Dennis schon saß und mich kritisch musterte. „Hey, alles in Ordnung? Du sahst echt nicht gut aus vorhin.", fragte er immer noch besorgt. Ich winkte ab und meinte dann: „Ja, alles in Ordnung. Keine Ahnung was vorhin mit mir los war, aber dieZeit an der frischen Luft hat echt wahre Wunder bewirkt." Schulterzuckend ließ ich mich neben ihn fallen und wir redeten über alles mögliche, später kam dannbauch noch Cathi zu uns, die zum einen Dennis feste Freundin ist und mit der ich auch gut befreundet bin. So meisterte ich dann gemeinsam mit meinen Freunden den verbleibenden Schulalltag.

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