Zwei Tage nach der Entdeckung fühlte ich mich einigermaßen bereit mich mit meiner Mutter zu treffen. Ich hatte ihr eine Nachricht geschrieben, dass ich mich gerne mit ihr in einem Café treffen würde, um ein paar Dinge zu klären. Jetzt eine Stunde vorher tigerte ich nervös durchs Haus und malte mir die schlimmsten Szenarien aus. Mal wieder legten sich zwei starke Arme um meine Taille und zogen mich leicht an den dazugehörigen Körper. „Es wird alles Gut, vertrau mir okay? Und ich bin ja auch durchgehend in deiner Nähe und kann somit auch eingreifen, wenn es nötig ist, okay?", flüstert Julian mir beruhigend ins Ohr. Ich nicke leicht und entspanne mich kurz in seinen Armen, allerdings übernimmt die Nervosität schnell wieder die Oberhand. „Und wenn nicht? Wenn mein Plan nicht aufgeht und sie völlig eskaliert? Ich will sie nicht komplett verlieren, ich liebe sie schließlich...Und es reicht doch, dass mein Vater nen Arsch ist, dann kann ich nicht auch noch meine Mutter verlieren...Und was mache ich, wenn sie mir dann auch noch den Kontakt zu meinen Brüdern verbietet? Ich will nicht meine komplette Familie deswegen verlieren! Vielleicht sollte ich mich einfach nur mit ihr aussprechen und mein Leben als Gestaltwandlerin heimlich fortführen...", schluchze ich auf und versuche mich aus seinem Griff zu befreien. Julian dreht mich allerdings nur einmal, so, dass wir uns gegenüberstehen. Dann schließt er mich fest in seine Arme und streicht mir beruhigend über den Rücken. „Schhh, ich verspreche dir, es wird alles gut, aber du musst euch Zeit lassen, okay? Und außerdem stehen wir hier alle hinter dir, du wirst also niemals alleine sein, verstanden?", spricht er beruhigend auf mich ein. Anschließend löst er sich vorsichtig und zieht mich zu seinem Auto. Die ganze Fahrt über hibbel ich auf meinem Platz hin und her und gehe Julian wahrscheinlich ziemlich auf die Nerven, auch wenn er sich nichts anmerken lässt. Angekommen drückt er mich noch einmal fest und wünscht mir viel Glück, ich nicke nur nervös und mache mich mit unischeren Schritten auf ins Café. „Hey Mama.", spreche ich sie leise an. Sie dreht sich mit einem kühlen Blick zu mir um, steht dann aber auf und nimmt mich in den Arm. Ich bin völlig überrumpelt und erwidere die Umarmung zaghaft. „Ach Leah, mein Schatz. Ich habe dich so sehr vermisst und es tut mir leid, wie ich dich behandelt habe, aber diese ganze Sache macht mir einfach unglaublich Angst und ich hatte wirklich gehofft, dass ihr davon verschont geblieben seid.", schluchzt sie mir ins Ohr. Auch ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten und drücke sie etwas fester an mich, um ihr zu zeigen, dass auch mir mein Verhalten leidtut und auch ich sie vermisst habe. Nach einiger Zeit lösen wir uns voneinander und setzten uns an einen Tisch. „Mama? Also ich habe einige Dinge in der vergangenen Zeit erfahren und diese Dinge machen mir es unmöglich meine wahre Natur zu ignorieren, aber ich möchte euch deswegen nicht verlieren, meinst du wir können einen Kompromiss finden?" Meine Mutter guckt mich lange an, und nickt dann zögerlich. Erleichtert stoße ich die Luft aus. „Also, wusstest du, dass das Unterdrücken der Wandlung meinen Tod bedeutet hätte?" Sie schluckt einmal und nickt wieder langsam. „Ja, ich wusste von den Folgen, aber erst mal muss ich wissen, wie viel du mittlerweile über unsere Familiengeschichte weißt." Irritiert gucke ich sie an, erzähle ihr dann alles was ich weiß und spreche auch sogleich die beiden nie erwähnten Familienmitglieder an, die Augen meiner Mutter gucken mich erschrocken an, als sie die Namen der beiden hört. „W...Wie bist du auf die gestoßen? Die Existenz ist so gut wie keinem bewusst.", fragt sie mich sichtlich erschrocken. „Ich habe ein altes Buch mit allen Stammbäumen gefunden...da waren sie mit aufgeführt, sogar mit ihrem Todesdatum.", antworte ich zaghaft. Meine Mutter hält geschockt die Luft an, erzählt dann aber stockend die Geschichte. „Also gut...Lukas und Josephine...sie waren wie du. Und sie waren schon seit ihrem 15 Lebensjahr ein Paar, durch sie habe ich euren Vater kennengelernt... Sie wandelten sich mit 19 Jahren, also relativ spät...Deine Großeltern freuten sich, dass das Gen weitervererbt wurde. Allerdings hat sich auch das Jägergen weitervererbt, was für sich kein Grund zur Sorge ist... Dein Vater ist übrigens ein Jäger und...na ja...ich...ich auch.", sie schluckte einmal kurz und fuhr dann fort, „Damals fing die „neue" Generation der Jäger an und dein Vater hat diesen Leuten mehr geglaubt als seiner Familie...da ich naiv und verliebt war, unterstützte ich ihn und war bald selbst davon überzeugt, dass Lukas und Josephine eine Gefahr für uns darstellen... Dein Vater war so besessen von diesem Gedanken, dass er sie an seine Kumpanen verriet...sie warteten bis zum nächsten Neumond und griffen aus einem Hinterhalt heraus an. Sie vollführten eine regelrechte Hetzjagd und wurden von den Bürgern aus unserem Dorf wie Helden gefeiert, als sie die beiden Wölfe erlegt hatten, es wusste ja niemand, dass es sich hierbei um keine normalen Wölfe handelte und Wochen zuvor, verschiedene Hof Tiere von Wildtieren gerissen wurden...In unser Gesellschaft wurde natürlich versucht die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen...allerdings hatten sie alle ein handfestes Alibi, somit mussten die Prozesse eingestellt werden und die Namen der beiden unschuldigen wurden aus vielen Erinnerungen gelöscht, damit keine Fragen mehr kommen können.", meine Mutter atmete einmal tief durch und blickt mich dann entschuldigend an. Ich verdaue erst einmal das soeben gehörte, frage dann aber zögerlich: „Ich denke mal, dass du das Alibi meines Vaters warst, oder?" Sie nickt nur traurig, weswegen ich auch gleich meine nächste Frage stelle: „Und wieso wolltest du mich jetzt nun lieber Tod wissen?" Kurz schloss sie die Augen, atmete tief durch und setzte dann zu einer Antwort an. „Auch wenn dein Vater und ich schon lange getrennt leben, weiß ich das er seine Einstellung noch immer nicht geändert hat und da er seine eigene Schwester verraten und umgebracht hat, bin ich mir ziemlich sicher, dass er bei seiner Tochter nicht anders handeln wird. Ich wollte verhindern, dass auf dich auch so eine Hetzjagd wie damals veranstaltet wird..." Zum Teil verstehend nickte ich. „Aber er hätte davon doch nichts wissen müssen, bzw. ich hatte und habe nicht vor ihm davon etwas zu erzählen. Und wo sind eigentlich meine Brüder? Die Wahrscheinlichkeit, dass sie nur Menschen sind, beträgt in unserer Familie gerade mal ein Prozent!" „Dein Vater wird es früher oder später erfahren, er hat seine Quellen." Dann erst kam die Bedeutung meiner Worte bei ihr an und sie sog erschrocken die Luft ein. „Deine Brüder...sie sind bei ihm...Er wollte die Ferien mit ihnen verbringen...Oh nein..." „WAS?", kreischte ich hysterisch auf, „Weißt du eigentlich was das bedeutet?! Nico ist zum Glück noch zu jung, aber Jonathan! Was ist wenn auch er ein Wandler ist?! Gibt es Möglichkeiten dies festzustellen?" Meine Mutter nickte unglücklich und flüsterte fast: „Ja, aber ich weiß darüber nichts weiter, nur das sie unter Todesstrafe verboten sind, da es immer mit Schmerzen verbunden ist." Fassungslos sackte ich auf meinem Stuhl zusammen, ich hätte ja wirklich mit vielem gerechnet, aber diese Informationen übersteigern so langsam aber sicher mein Vorstellungsvermögen. Meine Mutter sitzt mir wie ein Häufchen Elend gegenüber, dann holt sie einmal tief Luft und beginnt zu reden. „Ich denke, es ist am besten, wenn du erst mal bei deinem Kumpel bleibst, aber wir bleiben natürlich in Verbindung. Und ich sehe mal, dass ich es irgendwie schaffe, dass die Jungs früher als geplant nach Hause kommen. Wenn das geschafft ist, sehen wir weiter. Was sagst du?" Ich nicke erschöpft, werfe dann aber noch ein: „Wenn irgendwas komisch sein sollte, egal was, dann teilst du mir das aber bitte direkt mit, einverstanden?" Meine Mutter nickt seufzend, dann verabschieden wir uns mit einer Umarmung voneinander.
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So das Kapitel ist etwas länger als das vorherige ':)
Habt ihr mit so etwas gerechnet? Oder dachtet ihr eher das die Mutter den Kontakt nun endgültig beendet? Schreibt mir gerne eure Gedanken, auch wie es vielleicht weiter gehen könnte :)
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Gestaltwandler
ParanormalEin 18 jähriges Mädchen entdeckt seine wahre Natur, ihre Familie leugnet diese, weswegen sie bis jetzt noch nichts davon wusste, auch wenn sie sich schon ihr ganzes Leben lang wünscht, dass so etwas möglich ist. Und was hat eigentlich ihr heimlicher...