Eine stürmische Nacht

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 Draußen hörte ich ein Geräusch.
 Es klang wie brechendes Holz.
 Regen mischte sich dazu und erst jetzt bemerkte ich, dass es gewitterte.
 Trotzdem wollte ich nachsehen, nicht das etwas Größeres passiert war.
"Ordnung ist der erste Schritt zu einem guten Leben", hatte meine Mutter immer gesagt.
 Draußen war es bitterkalt und mein Atem trat als Nebelwolken aus meinem Mund hervor.
 Ich zog die Haustür hinter mir zu, um zu vermeiden das Unrat in mein Haus geweht wurde.
 Stockdunkel erstreckte sich der Garten vor mir und es war schwer etwas zu erkennen. 
 Tastend ging ich um das Haus zu dem Baum, der von den Straßenlaternen erhellt wurde.
 Unglaublicherweise war er noch intakt, keinerlei Anzeichen eines Blitzeinschlags.
 Natürlich wollte ich jetzt wissen, woher das Geräusch gekommen war.
 Umsehen war trotz der Laternen schwer, aber ich erkannte etwas an meinem Schuppen.
 Möglicherweise war er aufgebrochen worden, denn die Tür schaukelte im Wind.
 Geräusche, die ich nicht zuordnen konnte, drangen daraus hervor.
 Ängstlich ging ich näher, um vielleicht den Angreifer zu erkennen.
 Natürlich brannte im Schuppen kein Licht, sodass er völlig dunkel war.
 Ganz langsam trat ich näher.
 Leider trat ich im Dunkel auf einen kleinen Ast, der lautstark zersplitterte. 
 Ich verfluchte mich innerlich für diesen Fehltritt.
 Clever wie ich war, stand ich natürlich auch weit entfernt von jeglicher Versteckmöglichkeit.
 Hoffentlich blieb der Angreifer da wo er war.

 Unsicher, was ich tun sollte, verharrte ich in dieser Situation. 
 Nichtsahnend machte der Angreifer in meinem Schuppen weiter.
 Dachte ich.
 Nun etwas vorsichtiger begann ich wieder näher an den Schuppen heran zu gehen.
 Immer näher kommend hörte ich genauer, was das für Geräusche waren. 
 Es aß, man hörte schmatzen und grunzen, wie von Tieren.
 Menschlich konnte das Ding also nicht sein.
 Auf der anderen Seite war die Tür aus Massivholz gewesen und ein Schloss angebracht worden.
 Normalerweise konnten Tiere das nicht aufbrechen.
 Doch vielleicht war der Blitz ja hier eingeschlagen und die Tür war demoliert gewesen.
 Krampfhaft überlegte ich, wie ich weiter machen sollte.
 Aber es fielen mir nur das Selbernachschauen und die Polizei ein.
 Natürlich war die Polizei die bessere Wahl, aber was wenn es ein kleiner Hase war.
 Niemand der Nachbarn würde vergessen, dass ich die Polizei wegen eines Hasen alarmierte.
 Sicherlich würde ich mir das noch Jahre später anhören dürfen.
 Ich war entschlossen selber nachzuschauen.
 Contenance war hier also gefragt.
 Hoffentlich war das nicht mein Fehler.
 Immer noch drangen Geräusche aus dem Schuppen und ich machte mich auf die Pirsch.
 Hinter mir erlosch die Laterne und jetzt war ich blind.
 Mein Instinkt sagte mir umzukehren, aber ich wollte das Licht im Schuppen anmachen. 
 Wahrscheinlich wäre das Tier verwirrt genug, um es zu fangen.
 Im schlimmsten Fall könnte ich immer noch die Flucht ergreifen, sollte es zu gefährlich sein.
 Eine gefühlte Ewigkeit später erreichte ich die Hütte.
 Die Geräusche waren nun so deutlich durch den Dauerregen zu hören, dass ich auch die Feinheiten hören konnte, wie zum Beispiel ein reißendes Geräusch zwischen den Schmatzern.
 Etwas mulmig war mir schon, aber mein Plan war fehlerfrei.
 Richtig schwungvoll glitt ich um die Ecke und hämmerte auf den Lichtschalter.
 Schnell erkannte ich die Szenerie.
 Etwas kauerte am Boden mit rotglühenden Augen.
 Tierisch konnte das nicht sein.
 Zerborstenes Holz und Blut klebte an seinen Lefzen.
 Entsetzen durchströmte mich, als es sich unvermittelt umwand, mich musterte und dann blitzschnell ansprang.
 Niemand hörte meine Schreie.

Geschichten UnbekannterWhere stories live. Discover now