Dieser Geruch...

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Das Leben in dieser Stadt war trostlos. Ein einziges grau in grau. Tag ein, Tag aus das selbe Gejammer, die selben Probleme. Und doch fand ich es mehr als amüsant, die holprige Straße entlang zu laufen und den Menschen dabei zu zusehen, wie sie sich an den kleinen Dinge des Lebens erfreuen konnten. In gewisser Hinsicht war es niedlich.

Ich merkte wie sich ein paar Blicke auf mich richteten. Sie kamen von einer Gruppe Mädchen. Sie waren zu dritt und betrachtet mich wie einen guten Fang, ein prächtiger Fisch, den sie sich angeln würden. Sie lächelten mich an und winkten. Doch ich zeigte ihnen die kalte Schulter. An dergleichen von einen weiblichen Lebewesen konnte ich mich nicht erfreuen. Sie waren extrem geschminkt und gestylt, und ich wette, unter ihren Schichten aus Schminke versteckte sich ein hässliches Gesicht. Ich bevorzugte eher den natürlichen Look.

Ich ging weiter, ihre enttäuschten Blicke bohrten sich in meinen Rücken. Wenn ich ehrlich war ließ ich mich nur nicht auf eine Beziehung ein, weil ich niemanden verletzen wollte. Vampir war Vampir. Ab und zu brauchten wir Blut. Deshalb ignorierte ich jeden Flirtversuch.

Ich seufzte. An sich war ich wohl das, was andere eine "gute Partie" nannten. Groß gewachsen war ich, muskulös, mein Gesicht war wohl auch nicht ganz unaktraktiv. Meine schwarzen Haare glänzten und waren weich und die eisblauen Augen konnten ziemlich sexy sein. Alles in allem konnte ich mich ohne hochnäsig zu klingen gutaussehend nennen. Was aber wohl auch nicht zuletzt an den Vampirgenen lag.

Ich schob den Schal über die Nase als meine spitzen Zähne zum Vorschein kamen. Blut – ich brauchte dringend etwas davon. Alleine beim Gedanken daran schossen meine Zähne hervor. Das war äußerst gefährlich. Jeder hier konnte dein Feind sein. Ich ging weiter, darauf bedacht den Stoff oben zu lassen und mir nichts anmerken zu lassen.

Plötzlich wehte mir ein Geruch um die Nase. Er war angenehm, nicht scharf und nicht bitter, eher süßlich und blumig wie Parfüm. 'So ein angenehmes Aroma...'

Ich wusste, es war kein Parfüm. Und ich wusste ich musste wissen, was es war.

Zielstrebig folgte ich dem Geruch und nahm meine Kopfhörer ab. Ich nahm das Aroma immer stärker war und je intensiver es roch, desto stärker wurde mein Verlangen nach Blut. Es war wie eine Sucht.

Ein Schrei holte mich aus meiner Trance. Er kam genau aus der Richtung, aus der dieser umwerfende Geruch kam. Ich begann zu rennen und schon bald stand ich mit ein paar anderen Leuten um eine Blutlache. Darin lang ein Mann, die Gliedmaßen ungesund von sich abgewinkelt. Seine Gedärme waren herausgerissen und lagen schon fast lächerlich drapiert um ihn herum, während sein Blut in die Straßenritzen sickerte.

Als er seinen Mund öffnete entdeckte ich scharfe Eckzähne. Ein Vampir. Genau wie ich.

Zögerlich betrachtete ich das Gemetzel. Überall befand sich Blut in Massen. So viel...

Doch es hatte nicht diesen Geruch, den ich vorher war genommen hatte. Ich sah mich um, bis er mir schließlich wieder um die Nase wehte. 'Viel intensiver als vorhin...' Ich sah mich um.

Jäh rannte jemand gegen mich. "Oh, Verzeihung", meinte ich höflich. Eine kleine schwarze Gestalt stolperte von mir, in dunkle Kleidung gehüllt, die Kapuze tief ins Gesicht zogen. Schnell wollte sie weiter laufen, stoppte aber. Der Kopf wurde gehoben.

Da war er wieder, dieser Geruch. Ich guckte verwundert. Nun sah ich das Gesicht der Gestalt und ich merkte, wie mein Herz einen Sprung mache. Allerdings wusste ich nicht ob es Entzücken oder Angst war...

Ein feuerroter Schopf Haare und ein schwarzer Mundschutz. Das sah ich als erstes. Ich spürte wie der Blick der Mädchens mich zu durchbohren versuchte. Als ich ihre Augen sah wusste ich auch warum.

Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht. Ich schreckte leicht zurück. Nicht einmal meine Augen waren so furchteinflösend. Doch diese Augen... schienen schon fast wie das Tor zur Hölle. Sie waren weder grün noch braun, blau oder grau. Ihre Augen verschwommen in einem hellen Kreis aus violett, der sich nach innen hin dunkelrot färbten.

"Vampir", hauchte sie angespannt. Kalt lief es mir den Rücken hinunter. Sie hat mich auffliegen lassen! Würde ich nun sterben?

Sie starrte mich an und ich machte mich darauf gefasst mein Ende zu finden...

Smell of BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt