Eine schreckliche Erkenntnis

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Ich starrte auf das silbrige Messer. Wollte sie mich damit erstechen? Als sie es hob zuckte ich unwillkürlich zusammen. Ich wollte noch nicht sterben!

Doch anstatt mir die Waffe in den Körper zu stoßen, zog sie einen ihrer schwarzen Handschuhe aus, legte das Messer auf ihre bloße Haut und zog durch. Purpurne Tropfen liefen herrunter und Blut tropfte zu Boden. Ein tiefer Schnitt zog sich durch ihre Hand. Der Geruch war extrem. Betörend. Ich merkte wie ich zu sabbern begann. Blut... Es roch so gut...

"Hier, trink." Sie hielt ihre Hand vor mein Gesicht. Ich traute ihr nicht... Aber ich brauchte das. Ich hielt ihre Hand fest und leckte das Blut davon. Es schmeckte genau so wie es roch. Ich trank weiter und spürte, wie meine Rippen heilen. Es war eine Genugtuung nach solanger Zeit den Hunger zu stillen.

Plötzlich zog sie ihre Hand zurück. "Deine Wunden sind geheilt." Ihr Ton war so kalt, dass ich nur nicken konnte. Jegliche Gefühle waren verschwunden, aus ihrer Stimme wie auch aus ihren Augen. Sie nahm ein Tuch aus ihrer Tasche und wickelte es um ihre Wunde. Es schien fast als hätte sie keinen Schmerz, obwohl der Schnitt relativ tief war. Ich ertappte mich wie ich sie musterte. Haare so rot wie Blut, aber sie wirkten nicht gefärbt. Ihre Augen wirkten immer noch erdrückend. Ihr Mund und ihre Nase waren die ganze Zeit von dem schwarzen Mundschutz bedeckt und langsam wollte ich wirklich wissen wie sie aussah. Unsere Blicke trafen sich.

"Was?" Ich fühlte mich ertappt und sah weg. Man konnte ihr Grinsen förmlich spüren.
"Geh nach Hause, Kleiner. Deine Familie wartet bestimmt schon."
"Dir ist schon klar, dass du viel kleiner bist?", versuchte ich ein Gespräch aufzubauen. Sie lachte nur und stand auf. Das Schwert hing immer noch über ihren Rücken und strahlte praktisch eine unheilvolle Kraft aus. Der Griff war schwarz wie ihre Kleidung und an manchen Stellen mit roten Edelsteinen besetzt, vielleicht Rubine oder dergleichen.
Sie drehte sich ohne noch ein weiteres Wort zusagen einfach um und ging. Alles was ich tun konnte war ihr hinterher zu starren. Sie lief einfach an den ganzen Menschen vorbei ohne auf nur einmal beachtet zu werden. Beim Gehen zog sie ihren Handschuh wieder an und das letzte, was ich sah als sie in den Massen verschwand, war, wie sie ihre Kaputze hochzog.

Ich stand auf und ging langsam aus der Gasse. Mittlerweile war die Polizei eingetroffen. Ganz ehrlich, die Polizei in unserem Bezirk war einfach nur unfähig. Die Polizisten standen ratlos um den Leichnam herum und keiner kam auch nur auf die Idee die ganzen Schaulustigen hinfort zu schicken. Sie schienen wie Hunde, deren Besitzer weggelaufen war und die nun nicht wussten ob sie Sitz oder Männchen machen sollten.
Angewiedert sah ich zu, wie einer der Männer den Toten mit einem Stock piekste, um sicherzustellen, dass er auch wirklich tot war. Respektlos.
Doch plötzlich änderte sich etwas. Zwei schwarze, große Vans fuhren an die Seite des Bürgersteigs. Sie waren so klobig wie eh und je. Die Polzisten schauen hingegen nur verdattert. Aus dem ersten Van stiegen zwei Jungen. Keine Menschen, das fiel mir sofort an ihren Gerüchen auf. Werwölfe... Was wollten zwei Werwölfe an einem Tatort wie diesem?
Normalerweise hielten wir Übernatürlichen uns den Angelegenheiten anderer, vorallem anderer Rassen, raus. Wir hatten schon so genug zu kämpfen. Ich versteckte mich schnell, denn so wie ich ihre Gattung kannte, konnten sie auch mich auffliegen lassen.
Ziemlich selbstbewusst gingen die Beiden auf die Polizisten zu. Der eine war blond und groß gewachsen, er trug ein weißes Hemd, das oben aufgeknöpft war. Werwolf Nummer zwei hingegen hatte schokoladenfarbes Haar und trug einen dunkelblauen Pullover. Beide Augenpaare waren gelb. Das war zwar für ihre Rasse vollkommen normal, jeder Werwolf hatte gelblich-grüne Augen und je gelblicher die Färbung, desto höher der war Rang, jedoch trugen Werwölfe normalerweise farbige Kontaktlinsen, denn es war etwas auffällig mit gelben Augen durch die Weltgeschichte zu stolzieren. Aufgrund der kräftigen Farbe schloss ich darauf, dass sie die Anführer eines Rudels waren. Seltsam war das schon, weil die Alphas normal aus einem männlichen und einem weiblichen Anhänger bestand, jedoch wusste ich nicht ob das zwingend notwendig war.

"Ich bin Helle Felx. Das ist mein Kollege Katan Mäsch. BSI. Das ist ab jetzt unser Fall.", erklärte der Blondschopf den Polizeibeamten und hielt ihnen seine Marke vor die Nase.
"BSI? Was soll'n das sein?", fragte einer der Beamten nach. Doch mir sandte dieser Name einen eiskalten Schauer über den Rücken. Das BSI war das, was einem Übernatürlichen dem sofortigen Tod gleichkam. Die Bloody Soul Investigation war eine Gruppierung der Regierung, deren Aufgabe "die öffentliche Sicherheit zu bewahren" war. Tausende Tode Übernatürlicher gingen auf ihr Konto. Sie rotteten ganze Familien aus und waren befugt so zu agieren, wie sie wollten, solange sie keine Menschen verletzten. Die Gruppe bestand aus ein paar Verrätern, die ihre eigene Rasse im Stich gelassen hatten und nun ihres Gleichen töteten. Ihr Anführer soll ein unglaublich starker und mächtiger Mann sein, den jedoch noch niemand zu Gesicht bekommen hatte, denn niemand unter den Nicht-Menschen hatte je eine Begegnung mit ihm überlebt.
Ich rutschte immer tiefer in mein Versteck. Diese beiden waren zwei der Verräter, die uns nun töteten... Die Polizei zog sich nach einem harten Blick des blonden Helle sofort zurück. Selbst die Menschen für die sie arbeiteten hatten Angst vor ihnen. Es wurden Absperrungen errichtet und Schaulustige vertrieben.
"Alle Achtung, da hat May aber wieder eine Sauerei veranstaltet..." Katan musterte den Toten aufmerksam. Helle streckte sich. "Hast du etwas Anderes erwartet? Unsere liebe, kleine, süße May hat ziemliche Anfälle. Wenn sie mit Runia loslegt ist sie in einer Art Rausch. Ich hab schon wesentlich schlimmere Opfer vorgefunden."
May... Meinten sie etwa, dass Mädchen das mir gerade zuvor ihr Blut gegeben hatte? Das mich, um mich vor den anderen Leute zu schützen, in die Gasse geworfen hatte? Ihre Augen kamen mir wieder in den Sinn und es schüttelte mich... Menschlich war sie keineswegs, das war mir vorhin auch schon klar gewesen, aber jetzt langsam kam ich zu einer Erkenntnis. Ich hatte dem Tod sprichwörtlich aus der Hand gefressen. Denn das Mädchen, welches mich vorhin gerettet hatte, war ein skrupelloses Mitglied des BSI...

Smell of BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt