Wakanda [Captain America]

Nervenzusammenbruch

„Das heißt" fragte Doktor Banner und schloss seinen weißen, typischen Ärztekittel, ehe er sich seine Brille, ein Klemmbrett und seinen Kugelschreiber nahm.

„Ich will ein komplettes Blutbild. Groß wie klein." nickte Steve ihm zu und sah zu Bucky durch die große Scheibe.

James saß auf einem Krankenbett, den Blick zu Boden, ab und an auf Evelin gerichtet, in einem genauso typischen Kittel für frisch angekommene Besucher des Wakanda Krankenzimmers. Seine Haare waren durcheinander, sein Gesicht blass und seine Hände zitterten, fingen hier und da einzelne Schweißtropfen auf, nur um sie im nächsten Moment auf den Boden tropfen zu lassen.

Seit Tagen ging es ihm schlecht. Nachts wachte er schweißgebadet auf, hatte Fieber, was höchst ungewöhnlich war, immerhin hatte er das Supersoldatenserum in seinem Blutkreislauf. Er zitterte stark, aß nichts, trank selten etwas, wirkte wie sediert. Er gleichte einem Schwerverbrecher, der seine letzten Stunden in seiner Todeszelle verbrachte.

„Aber...bringt das überhaupt etwas, Captain? Er trägt, genau wie du, das Serum in sich. Sind die Werte dann nicht anders?"

„Dann machen wir eben auch eins von Steve, so schwer wird das nicht sein." zuckte Evelin mit ihren Schultern, stand mit dem Rücken zur Scheibe und Bruce schluckte, als er an ihr vorbei sah „Was ist, Bruce?" sie wollte sich gerade umdrehen, da räusperte Bruce sich.

„Er tut es schon wieder." deutete er mit dem Kopf auf Bucky, der die junge Frau wieder stumm betrachtete.

„Bruce...ich..-" „Schon gut, ich behalt es für mich." stoppte er ihre Moralpredigt und sie ließ erleichtert die Arme fallen.

„Eve, können wir kurz reden?" fragte Steve und löste sich von Türrahmen.

„Wichtig?" Steve nickte und biss die Kiefer aufeinander.

Wenn er das tat, lag ihm etwas auf dem Herzen. Meist wollte er es nicht an die große Glocke hängen und mit ihr persönlich sprechen.

Sie lief ihm nach, vor die Tür und in den übergroßen weiß-goldenen Flur. Steve kam seit Wochen nicht mehr zu ihr, seit sie wussten, dass Bucky so auf Evelin fokussiert ist. Für Steve war es ein Tabu, immerhin empfand Bucky so etwas wie Liebe für die wunderschöne Frau. Seit er das wusste, ließ er Finger und Gefühle von ihr. Evelin war nun mehr eine Schwester, gute Freundin für ihn.

„Was gibt es denn, Cap?" lächelte sie ihm leicht entgegen.

„Ich muss dich noch einmal um etwas bitten...." schluckte er und fuhr sich seufzend durch sein strohblondes Haar.

„Lass mich raten, es hat etwas mit James zu tun?" sie atmete genervt ein und drehte für eine Sekunde den Kopf zur Seite. Steve's peinliches Schweigen war für sie antworten genug. Evelin hatte das Gefühl, dass er sie mit seinem leidenden Dackelblick förmlich anschrie, noch einmal mit seinem besten Freund zu reden.

„Bitte, Eve. Niemand findet einen Zugang zu ihm, nicht einmal ich, sein bester Freund. Ich muss...ich muss wissen, was sie ihm angetan haben..."

„Steve...ich verstehe deine Angst und Sorge um ihn...aber..." sie schluckte und wurde von der einen auf die nächste Sekunde, leichenblass „das was ich da gesehen habe...wie sie ihn gebrochen haben, wie sie...wie sie ihn gefoltert und gequält haben...es ist..." sie verstummte und ihr Atem zitterte. Das war selbst für sie zu viel.

Die Erinnerung an das was sie gesehen hat, als sie in Bucky Gedächtnis war, ließ sie selbst jetzt noch erschaudern. So viel Blut, so viele Tränen, so viel Schmerz, so viel Leid.

Evelin würde sich nicht wundern, wenn sie eine Tages die schwere Tür zu James Schlafgemach öffnen würde und er in seinem eigenen Blut, tot am Boden lag. Nach all dem, was er bei Hydra erlebt hatte und vor kurzem mit Echidna durch machen musste, wäre es mehr oder weniger, verständlich.