Von Liebe, Träumen und Hundekeksen

Salz und Schokolade

Das Telefon piept und macht mich auf den verdammt niedrigen Akku aufmerksam. Ich lege es zurück in die Ladestation und wundere mich, dass das Quatschen von Rosa und mir die Batterie nicht komplett leergesaugt hat, als ich im gewohnt schwungvollen Drehen Momma anremple.

Mir entfährt ein überraschtes „huch" und ich frage mich sofort, ob sie ihrer Neugier mal wieder nicht die Stirn bieten konnte und bei meinem Gespräch gelauscht hat.

Doch noch bevor auch nur ein Wort aus ihrem mit roséfarbenen Lipgloss verzierten Mund huscht, kenne ich die Antwort. Ihre roten Ohren verraten schon alles - Es ist kein Rätsel, woher ich das Anti-Flunker-Gen habe.

Auf mein adäquates „huch" folgt ein mit dramatischem Augenrollen betontes „oh man, Momma - Ernsthaft?".

Als Antwort bekomme ich lediglich ein entschuldigendes Schulternzucken.

„Ja ich weiß, ich bin eine skandalöse Mami und es tut mir leid. Aber hey, immerhin kann ich super Du-hast-deine-Mama-trotzdem-lieb-Kakao machen. Interesse?"

Ich muss schmunzeln und nicke.

Kakao aus waschechter Schokolade mit Sahne, Cookie-Krümeln und Marshmallows. Herrlich.

Ich schlürfe also meinen flüssigen Traum und ärgere mich kurz, dass ich mal wieder vergessen habe eine Instagram-Story mit dem Kunstwerk zu machen.
Nächstes mal, schwöre ich mir.

„Mhhn Frederike..", startet Momma das Gespräch umgewohnt ernst. Wenn sie, die Papa meinen Namen hat aussuchen lassen und ihn deshalb nur ganz selten komplett ausspricht, mich Frederike nennt, muss ich mich auf alles mögliche einstellen.

Für alles an Informationen bereit, warte ich darauf, dass Momma ihren viel zu großen, viel zu heißen Schluck Kaffee herunter spült.

„Haste also tatsächlich auch mit dem armen Benne Schluss gemacht, hm? Hab mich schon gefragt, wie lange das mit euch beiden noch laufen würde.. Manno Man.."

Typisch Mama legt sie den Finger nicht nur auf die Wunde, sondern streut noch etwas Salz hinein.

„Ja, ich hab mir das auch alles anders vorgestellt. Aber was soll ich denn machen?". Meine Verzweiflung antwortet auf Mommas Frage.

„Ach Maus, mach dich nicht verrückt. Der richtige Junge kommt, vielleicht lässt er sich noch ein bisschen Zeit, aber kommt. Da bin ich mir ganz sicher.. Und bis er da ist, kannst du ja von ihm träumen - Es ist nämlich schon echt spät.
Du solltest lieber flink in die Koje, morgen macht ihr doch die Fotos für eure Abizeitung.. und Augenringe sind definitiv nicht für die Ewigkeit gedacht."

Sie streichelt mir übers Haar, gibt mir einen Kuss auf die Wange und einen Klaps auf den Po. „Na hopp, flitz nach Oben, Freddie".

Mit einem kleinen Seufzer verabschiede ich mich von ihr und begebe mich in mein Zimmer.

Während ich Hazels unfassbar weiche Ohren knete, und sie mir mein linkes Bein ableckt, denke ich (mit einem riesengroßen Gefühlschaos im Bauch) an Benne, mein Outfit für die Fotos morgen und die Augenringe, die mich beim Aufwachen begrüßen werden.