Kapitel 9

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Mit einem Lächeln auf den Lippen klopfte Henry an die weiße Tür vor ihm. Sofort bekam er eine Antwort und trat ein.

Er wurde von einem strahlenden Noah begrüßt, der mit einem Mathebuch in der Hand neben seinem Bett saß.

„Bist du aufgeregt?", wollte Henry wissen und ließ sich auf seinen gewohnten Platz neben dem kleinen Tisch fallen.

„Ja, schon etwas. Aber ich glaube ich habe genug gelernt, um zu bestehen."

„Ich meine doch nicht die Prüfung, die wirst du sicherlich bestehen. Ich rede natürlich von deiner Entlassung.", meinte Henry und bedachte Noah mit einem stolzen Blick. Es war nun schon fast zwei Monate her, dass Noah Henrys Vorschlag, sich behandeln zu lassen, zugestimmt hatte.

Noah hatte mit seinen Eltern über seinen psychischen Zustand geredet, woraufhin sie ihm einen Platz in einer psychiatrischen Anstalt verschafft hatten. Dort wurde Noah von kompetenten Ärzten betreut und Henry hatte beobachten können wie es Noah Tag für Tag besser gegangen war. Er war so gut wie jeden Tag zu Besuch bei Noah gewesen und hatte mit ihm für seine anstehende Mathe Prüfung gelernt. Am Anfang hatte er sich noch schwer getan, doch nach einer Zeit war er immer besser geworden und Henry war sehr stolz darauf, wenn er nun dabei zusah wie Noah die Beispiele mit Leichtigkeit meisterte.

„Ich bin echt froh, dass ich nicht mehr in der Klinik sein muss.", antwortete Noah und legte das Mathebuch zur Seite. „Solange ich meine Medikamente nehme, sollte ich soweit klarkommen."

„Wirst du, ganz sicher. Und irgendwann wirst du auch die Medikamente nicht mehr brauchen."

Kurz nach Noahs Einlieferung hatten die Ärzte festgestellt, dass Noah unter Depressionen litt. Zum Glück hatten sie es geschafft Noah mithilfe der richtigen Medikamente ein wenig mit seiner Krankheit zu helfen. Die Ärzte waren zuversichtlich, dass, wenn Noah weiterhin in seinen Therapiesitzungen an sich arbeitete, auch bald gänzlich ohne Medikamente glücklich sein können würde.

„Ach ja, ich habe noch eine Überraschung für dich.", sagte Henry mit einem großen Grinsen im Gesicht. Noah sah ihn sofort aufmerksam an.

„Ich weiß ja wie unglaublich gerne du ausziehen wolltest und dass es mit deiner besten Freundin nicht geklappt hat, aber ich hätte da eine Idee.", fing Henry an und sah wie Noahs Augen aufleuchteten.

„Yannick hat vor kurzem beschlossen, dass er ein Auslandsjahr in Japan machen wird. Das heißt bei uns ist zurzeit ein Zimmer frei. Ich habe mit den anderen geredet und sie würden sich alle sehr freuen, wenn du bei uns einziehst." Henrys Herz ging auf, als er das Grinsen auf Noahs Gesicht sah, welches fast von einem Ohr zum anderen reichte. Er konnte gar nicht so schnell schauen, da hatte Noah die Distanz zwischen ihnen überbrückt und fiel ihm um den Hals.

Fest drückte er den vor Freude hibbeligen Jungen an sich und konnte es nicht lassen Noah kurz durchs Haar zu streichen.

„Ist das ein Ja?", wollte Henry wissen.

„Natürlich! Ich werde gleich meine Eltern anrufen und fragen ob das okay ist.", meinte Noah enthusiastisch und löste sich wieder von Henry.

„Brauchst du nicht, ich habe schon mit ihnen geredet. Das geht klar."

„Du bist der Beste!" Und schon hatte Henry Noah wieder um den Hals hängen, was sein Herz höher schlagen ließ.

„Aber jetzt lass uns noch ein bisschen Mathe wiederholen. Immerhin ist morgen dein großer Tag.", meinte Henry, als die Umarmung ohnehin schon viel länger andauerte als es nötig gewesen wäre.

Dear Henry (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt