Nicht alle, die pentagramme zeichnen sind teufelsanbeter

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Eine Tatsache, die ich schon viel zu oft klarstellen musste. Kam nicht ganz so gut an, als mein Mathelehrer nach langem Krankenhausaufenthalt wider Erwarten wieder in die Schule kam (tja. Evolution ist nicht immer positiv) und in meinem arbeitsheft gleich drei dieser "sagenhaft schlimmen " Symbole gefunden hatte. Gleich darunter die Anmerkung:" herzlichen Dank für die Mühe. Aber sowohl sie als auch ich wissen bestens, dass alle Mühe bei mir in Mathe nicht lohnt. Hochachtungsvoll
~die Schülerin mit der schwarzen Seele. "

War mir klar, dass mir das meine Sympathie beim Mathelehrer für mich zerschoss und wahrscheinlich einige ungewollte tafelanschriebe zu bedeuten hatte. Aber was soll's. Vielleicht sollte ich unter die nächsten pentagramm-Zeichnungen lieber eine Warnung schreiben. Sowas wie:" nicht alle, die pentagramme zeichnen sind teufelsanbeter " würde mir aber wahrscheinlich eh keiner  glauben. Also wozu der Aufwand? Eine andere Möglichkeit wäre gewesen einfach die Sache mit dem pentagrammen über Bord zu werfen und eine normale Schülerin zu werden, die Dinge unter ihr arbeiten schrieb wie:" sehr geehrter Herr schlag-mich-tot,
Ich entschuldige mich hiermit für mein unordentliches Schriftbild ". Baaahh. Bei dem Gedanken daran sowas unter meine Arbeiten zu schreiben lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. War wohl an der Zeit bei den Lehrern seine schleimspur zu ziehen. Aber nicht mit mir. Sollen die Leute, die sowas bringen doch auf Besagter ausrutschen. Aber nicht mit mir! Das bisschen Stolz, das ich noch habe, werde ich mit meinem Leben verteidigen.

Die Stunden vergingen. Oder besser gesagt. Sie krochen vor sich hin. Und zwar auf der Zunge. Jede Minute  fühlte sich an wie eine halbe Stunde. Ich schwöre euch: in dem Moment hätte es noch genau eine weitere Schulstunde gebraucht, damit ich reif für die Irrenanstalt gewesen wäre. Geschlossene Abteilung.

Nach dem Physik Unterricht saß ich in der Schulkantine allein an einem der großen runden Tische und stocherte gedankenverloren in meinem inzwischen völlig kalten....was zur Hölle war das eigentlich?
Eine Gruppe Mädchen trippelte an mir vorbei und kicherte hinter vorgehaltener Hand. Nicht unbedingt über mich. Aber wer weiß. Als ich eine von ihnen genauer ansah, fiel mir auf, wie perfekt sie aussah. Ordentlich nachgezogene Augenbrauen, die kräftigen Braunem Haare zu einem Dutt gebunden. Und natürlich keine einzige Unreinheit auf der Porzellanweißen Haut.  Unwillkürlich überkam mich der Drang die Ärmel meines Pullovers über meine Handgelenke zu ziehen. Ich hasste meine Narben. Zugegeben: wer würde das nicht tun? Diese Überbleibsel schrecklicher Tage und Situationen ohne Ausweg. Bei jedem Blick, mit dem ich meine gezeichneten Innenseiten meiner Arme streifte, würde ich wieder an all das erinnert. Eine bleischwere Ernüchterung kroch in mich und schien sich wie ein Tonnenschweres Gewicht auf meine Seele zu legen.
Mit dem Zeigefinger fuhr ich über die unebenen Hautstellen, die ich mir selbst zugefügt hatte. Diese Narben waren hässlich. Es gab einfach schlichtweg keinen anderen Begriff dafür. Außer hässlich. Anstoßend. Der Grund warum mir so oft ein Stempel aufgedrückt wurde. Ich hasste sie. Aber sie erzählen meine Geschichte. Sie geben den Leuten die Chance mich kennenzulernen und zeigen mir selbst meine Stärke. Und ich schätze aus genau diesem Grund liebe ich sie auch irgendwo...

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