Decomposition

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Panisch rannte ich die Treppen hinauf, in der Hoffnung, ihm vielleicht noch zu Hilfe zu kommen. Doch der Verdacht, bestätigte sich, als mein Geruchssinn den übelriechenden Gestank realisierte, der sich bereits einige Schritte zuvor, angekündigt hatte. Ich blieb, vor der abgesperrten Praxistür stehen und betrachtete, die eindeutig gekennzeichnete Absperrung.

Charlie quickte aufgeregt. Ich konnte bereits erahnen, wieso er aus dem Häuschen war. Er wollte genauso wenig, wie ich, in diese Praxis eintreten. Allerdings blieb mir keine andere Wahl. In diesen Räumlichkeiten befand sich das Mittel, dass mich zu dem gemacht hatte, was ich jetzt war. Ich brauchte es unbedingt.

Einen kurzen Moment zögerte ich, doch dann umgriff ich mit meiner Hand die kalte Metallklinke und drückte sie nach unten. Wie nicht anders zu erwarten, war die Tür verschlossen. Ich wollte nicht unnötiges Aufsehen erregen, aber leider blieb uns nun mal nichts Anderes übrig, um hinein zu gelangen. Ohne Rücksicht auf Verluste, trat ich die Tür ein, die aus beiden Verankerungen riss, und schmetternd gegen die Wand prallte. Vom oberen Gebäudekomplex vernahm ich eine laute Geräuschkulisse. Klayten blickte nach oben, als er etwas leise an mich gewandt, meine Bedenken laut aussprach:

„Wir sollten uns vielleicht etwas beeilen."

Schnell schlüpfte ich in die verlassene Umgebung hinein, aus die ich mich am liebsten wieder herausgestohlen hätte, weil dieser ekelhafte Geruch mit jedem Mal extremer durch meine Nasenflügel pulsierte.

Klayten war dicht an meiner Seite, als ich diesem ekelhaften Mief folgte, und es mich in eines der Behandlungszimmer führte. Dieser Raum war ebenfalls abgesperrt. Obwohl etwas hier ganz und gar nicht stimmte, schien alles ungewöhnlich sauber zu sein. Meine Augen suchten die Gegend nach einer Leiche ab, aber nichts war zu sehen. Alles schien aufgeräumt an Ort und Stelle, obwohl der Verwesungsgeruch sich hier am Stärksten ausbreitete.

„Ich verstehe das nicht", kam es etwas verunsichert über meine Lippen, während ich über das Band hinweg stieg und im Raum umherwanderte, und jedes noch so kleine Eck in Augenschein nahm.

Das Stethoskop, das Blutdruckmessgerät und die weiteren ärztlichen Utensilien, lagen geordnet an ihrem Platz auf einem weißen Schränkchen. Der Behandlungsraum war nicht sonderlich in Farbe getaucht, sondern genauso, wie man es von einer typischen Praxis eben gewohnt war. Ein steriles Weiß, dass einen umso mehr krank werden ließ.

„Hier sollten wir doch etwas finden, oder spielt mir meine Nase etwa einen Streich?"

Klayten suchte nun ebenfalls den Raum ab, und blieb genau dort stehen, wo der verpestende Geruch am Größten war.

Er ging in die Knie und suchte mit seiner Hand nach etwas Festem.

„Was machst du da?"

Kaum entgingen mir diese Worte, hatte Klayten bereits nach etwas gepackt. Als würde man ein ätzendes Gas freilassen, so sammelte sich nun der Raum mit dieser erdrückenden Ausdünstung. Ich war kaum noch in der Lage richtig zu atmen, da diese Smogwolke, die sich nun vollends in der Praxis ausgebreitet hatte, uns keinen Freiraum mehr ließ, für frische, erholsame Luft. Durch Klaytens Entfernung dieses imaginären Tuches, war die Verpestung um ein Vielfaches angestiegen.

Geschockt betrachtete ich die dunkelblaue Leiche, die sich bereits zu zersetzen begann. Die Sinne der Insekten, schienen wohl um einiges besser zu funktionieren, als die, der Menschen. Fleißig waren sie bereits dabei, sich an dem toten Fleisch zu nähren. Einige Maden erblickte ich in dem offenstehenden Mund auf der Zunge des Toten, wie sie sich mehr als lebendig, hin und her wanden. Seltsamerweise bereitete mir dieser Anblick keinesfalls Unbehagen.

„Wie kommt es, dass ihn keiner bemerkt hat?", wandte ich meine Worte an Klayten, der direkt darauf seine Hand in die Höhe hielt.

„Deshalb."

Ich konnte nichts, aber auch gar nichts erkennen, dennoch fiel mir auf, dass Klayten irgendetwas in der Hand hielt.

Ich betastete die Stelle, die er festzuhalten schien, und stellte verblüffend fest, dass er eine dünne Decke in den Händen hielt, die unsichtbar zu sein schien.

„Es muss wohl noch Jemand hier gewesen sein", stellte ich fest.

„Das würde ich noch nicht einmal behaupten. Je nachdem, mit was er infiziert worden ist, kann es auch durchaus sein, dass er sich selbst schützen wollte, vor was auch immer."

„Du meinst, er hat sich selbst eingewickelt, wie eine Art Kokon?"

„So ähnlich, ja."

Ich betrachtete ihn eingehend, von oben bis unten. Schließlich fiel mir seine eine Hand ins Auge, die viel zu fest, zu einer Faust geschlossen war.

„Oder aber, er wollte sein Mittel schützen."

So langsam wie möglich, versuchte ich seine Finger zu öffnen, was bei der Leichenstarre, sich als gar nicht so einfach erwies.

Ein Finger riss ich ihm leider ab, doch nur so hatte ich die Möglichkeit an den Schlüssel zu gelangen, den er so sehr zu beschützen versucht hatte.

Ich holte einen ziemlich alt aussehenden, geschwungenen Schlüssel hervor und präsentierte ihn Klayten.

„Jetzt müssen wir nur noch das finden, was er öffnet", kam es voller Tatendrang aus meiner Kehle.

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Hier mal wieder, ein etwas kürzeres Kapitel.

Ich hoffe, es war nicht allzu eklig für euch ; )

Tensistoria, das Spiel beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt