Zwei Wochen waren jetzt nach dem Gespräch mit Leo vergangen und noch kein einziges Wort ging seither darüber verloren. Während der Zeit waren wir bei Leuark und unternahmen jeden erdenklichen Schwachsinn. An einem Tag ging Leo zu Minnah, um zu fragen, ob sie auch zur Grillparty kommen würde. Natürlich bejahte sie. Es könnte ihr ja jemand ihren Freund ausspannen. Der Gedanke sie dort ebenfalls anzutreffen, verschlimmerte meine Situation umso mehr.
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Das Vibrieren meines Handys brachte mich zurück in die Gegenwart. Ich las die Nachricht, die auf dem Display erschien, von Mad: "In zwei Tagen bist du wieder da!!!". Ein Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit, doch verschwand es gleich wieder, als mir klar wurde, dass es wirklich das letzte Wochenende war.
Anstatt ihr zu antworten, packte ich die Sachen in meinen Koffer, die ich nicht mehr brauchte. In zwei Tagen würde ich wieder Zuhause sein und alles wäre wie vorher. Doch vorher musste ich Leo eine Erklärung geben und zwar heute. Normalerweise liebte ich Grillpartys, aber diese war wortwörtlich die schlimmste, die ich je erlebte.
Mittlerweile hatte ich ein passendes Outfit zusammengestellt und betrachtete mich im Spiegel. Zufrieden nickte ich. Das darauffolgende Klopfen an der Zimmertür ließ mich zusammenzucken. Ich gab ein leise, dennoch hörbares, "Herein." von mir. Die Tür öffnete sich und Leo trat in das Zimmer. "Du siehst gut aus.", lächelte er mich musternd an. Doch irgendwie konnte ich es ihm nicht ganz glauben, oder ich wollte es ihm nicht glauben. Antwortete dann aber mit einem knappen "Danke.". Eine kurze Stille herrschte zwischen uns, die mich unsicher werden ließ. "Gut...dann können wir ja los.", er drehte sich um und ging wieder raus. Ich folgte ihm eilig und verließen dann gemeinsam das Haus.
Am See war schon einiges los. Kein Wunder, es war immerhin richtig schönes Wetter und gefühlte 30°. Dabei schien die Sonne direkt auf den Platz, an dem gegrillt wurde und die Sonnenstrahlen spiegelten sich im Wasser wieder. Für einen Moment hatte ich alles vergessen und ich wünschte, dass die Zeit stehen blieb, auch wenn nur für einen kleinen Augenblick.
Ich wurde mit einer Umarmung, die von Leuark war, in die Realität zurück gerissen. Ich drehte mich zu ihm um und erwiderte diese dann. Es war schön jemanden zu haben, der einen versteht und nicht so viele Fragen stellte. Vermutlich wäre ich ohne ihn schon aufgebracht gewesen.
"Bin mal kurz weg, komme gleich wieder.", kam es von Leo, der sich von uns entfernte. Er sah aus, als würde er jemanden suchen. "Ist Minnah schon da?", fragte ich an Leuark gewandt. Er nickte. Ich spürte, wie sich meine Laune schlagartig verschlechterte, dies fiel auch meinem Gegenüber auf. Wie sollte ich mit Leo in Ruhe reden, wenn seine Freundin die ganze Zeit wie ein Magnet an ihm hing?
Leuark und ich gesellten uns zu ein paar Freunden von ihm und unterhielten uns über alles Mögliche. "Vielleicht solltest du erst mit Minnah reden. Kann ja sein, dass noch was dazu gekommen ist.", sagte er leise, als er sich neben mich setzte. Doch war Minnah wirklich die Letzte, mit der ich ein Gespräch anfangen wollte. "Wenn es sein muss...", stieß ich genervt die Luft aus. "Jetzt, Sam. Geh sie suchen.", forderte er mich auf. Ich wusste, dass eine Diskussion nichts bringen würde und stand schließlich auf. In der Hinsicht war er genau wie Mad, sie ließ auch nie locker.
Gefühlte Stunden suchte ich Minnah. Währenddessen überlegte ich, wie ich ein Gespräch mit ihr anfangen sollte. Ich war eh der Meinung, dass die ganze Sache keinen Sinn hatte und die beiden es selber klären sollten. Immerhin ging es mich eigentlich nichts an, was in deren Beziehung passierte. Ich wollte mit Leo reden, nicht mit Minnah. Mittlerweile war ich ziemlich überfordert mit der ganzen Situation.
Ich schob meine Gedanken nach einer Zeit zur Seite und konzentrierte mich darauf Minnah endlich zu finden. Schließlich fand ich sie weit abgelegen vom Grillplatz und bei ihr: Aiden. Ich wollte gerade hingehen, als sich eine Person mir in den Weg stellte. Ohne auch nur in das Gesicht der Person zu schauen, versuchte ich mich an dieser vorbeizudrängen. "Seit wann so abweisend?", fragte er belustigt. Diese Stimme gehörte eindeutig zu Leo. Als ich es realisierte wurde ich sofort verlegen. Wie konnte ich meinen besten Freund nicht erkennen? Ich sah zu ihm hoch. "Ich hab nicht gemerkt, dass du es warst, tut mir leid.", kratzte mich dabei am Nacken. Ich sah kurz an ihm vorbei, um zu überprüfen, ob Minnah noch da war, aber vergebens. Aiden und sie konnte ich nicht mehr auffinden. "Suchst du jemanden?", fragte er und ich spürte seinen Blick auf mir. Ich fühlte mich ertappt. Was sollte ich denn antworten? Dass ich mit Minnah über eine gewisse Sache reden wollte? Aber wenn ich es mir recht überlegte, war jetzt der passende Zeitpunkt mit ihm zu reden. Ich gab auf seine Frage nur ein Nicken. "Ich habe dich gesucht um genau zu sein. Können wir reden?" "Natürlich, immer.", lächelte er. Dieses Lächeln, es ließ mich warm werden, aber auch traurig, denn ich würde ihn für eine lange Zeit nicht wiedersehen.
Wir saßen mittlerweile am Ufer vom See, wo uns keiner hören oder sehen konnte. Ich suchte die passenden Worte, doch gleichzeitig bekam ich Zweifel. Wie würde er reagieren? Eigentlich wusste er das ja schon... Würde er mir wieder keine Antwort geben? Sollte ich ihm das mit Minnah sagen? Würde er mir das auch glauben? Ich hatte angst ihn zu verlieren, große Angst. Ich starrte ins Wasser. Ich wusste nicht, wie lange ich schon schwieg, vermutlich länger als ich wollte. "Sam... Du hattest mir was versprochen.", erinnerte mich Leo und riss mich gleichzeitig aus meinen Gedanken. Stimmt, ich hatte ihm versprochen zu sagen, was mit mir los war. Ich hatte gehofft, dass er es vergessen würde. Ich sah ihn zögernd an. "Ich will dich nicht verlieren, Leo. Und jetzt sag mir nicht, dass nie so sein wird. Es gibt Gründe, die dafür sprechen würden." Langsam füllten sich meine Augen mit Tränen. Die ganze Zeit über hatte ich meine Gefühle unterdrückt. Mein Augen brannten wie Feuer, während eine Träne ihren Weg über meine Wange fand. Leo legte eine Hand an meine Wange und wischte mir mit dem Daumen sanft die Träne weg. "Sam bitte...warum solltest du mich, deinen besten Freund, verlieren?" Er suchte Blickkontakt, jedoch wich ich seinem Blick immer aus. Ich schloss die Augen und schwieg.
Ich öffnete sie wieder und sah ihn mit glasigen Augen an. "Weil ich dich liebe..."
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Nach langem hab ich jetzt endlich mal weiter geschrieben, hoffe es gefällt euch. ^^
Soll ich auch aus anderen Sichten schreiben? Schreibt's in die Comments!
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About Lies and Love
DiversosEndlich, nach 2 Jahren, kann Sam ihre zwei besten Freunde (Leo und Leuark) sehen, mit denen sie bisher nur über WhatsApp Kontakt hatte. Die Hälfte der Sommerferien wird sie dort verbringen. Doch Leos Freundin macht es Sam nicht immer ganz so leicht...