der Nebel in mir

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"Ich übernehme diesen Raum. Kümmer du dich um das Bad!", befahl ich. "Ja Sir! Ich bin schon dabei!", antwortete der Junge. Auch wenn Eren ziemlich großmäulig, tollpatschig und über dramatisch ist, macht er was ihm sage und auch wenn ich es nie sagen würde, er macht sich gar nicht mal so schlecht!
Aber so ein Lob muss er sich erst verdienen.

Ich zog mein Tuch wieder über die Nase, um kein Staub rein zu bekommen, und fing an die obersten Regale ab zu stauben.

Immer von oben nach unten putzen. Wenn ich erst den Boden kehren würde, würde der wieder schmutzig sobald ich Tische und Schränke säubere.

Gerade hievte ich eine Kiste vom Regal als sich plötzlich die Tür öffnete. Vor Schreck sah ich zur Tür und vernachlässigte das Gewicht auf meinen aus gestreckten Armen.

Mit einem lautem Rumps, landete ich mit der Kiste auf dem Kopf auf dem Boden. Eine riesige Staubwolke baute sich vor mir auf.

So viel Staub, so viel Dreck in der Luft. So viel... Nebel.
Nebel, über all Nebel! Nebel, Nebel, nur Nebel. Ich drehe den Kopf und da liegt sie. Ihr entsetzten Gesicht mit den zerzausten roten Haaren! Isabell.
Isabell? Nein. Ein lebloser Farlan, vom eigenen Blut beschmutzt und vom Unterleib getrennt sieht mich mit töten Augen an.

"Neeeiin!", ich stehe so schnell ich kann wieder auf und renne, doch keine drei Schritte vor mir ist die Wand und ich falle zurück.

Auf den Aufprall vorbereitend, schließen sich auf ein mal zwei Arme von hinten um mich und falle auf eine starke Brust.

"Corporal!?", stieß mein Fänger aus. Die Stimme teilte ich sofort Eren ein. Der Nebel vor meinen Augen wurde klarer und ich erkannte immer mehr meinen momentanen Standpunkt.

Isabell und Farlan waren nicht hier. Hier war auch kein Nebel. Nur eine große Staubwolke die mich an jenen Tag erinnerte. Deswegen hasse ich den Dreck!

"Corporal!", wieder holte die aufgeregte Stimme von Eren. Ich sah nach oben um sein junges Gesicht, das sich von hinten über mich beugte, zu erkennen.

"Ah- alles in ohr, ord-nung.", gab ich schwer atmend von mir. Ich bemerkte erst jetzt wie sehr ich mich wieder rein gesteigert hatte. Ich war so außer Puste, dass ich gar nicht mehr richtig reden konnte.

Langsam richtete ich mich auf. Eren musterte mich mit einem besorgten Blick. Hatte der Junge keine Aufgabe?
Ich holte noch ein mal tief Luft und sprach weiter. "Alles in Ordnung. Geh wieder an die Arbeit." Ich sah ihn so kalt wie immer an, das gerade erinnerte wieder verdrängt.

"Ich wollte nur frisches Wasser zum säubern hohlen. Was war das gerade?"
Dummes Balg! Warum ist der so neugierig und muss mich daran erinnern?!
"Nichts was dich zu interessieren hat. Ab an die Arbeit Balg.", antwortete ich monoton.

Leicht bedrückt drehte er sich um und machte seine Schritte zur Tür.
"Ich sehe es immer wieder in meinen Träumen, wissen sie." Mit Rücken zu mir redete er weiter "Immer wenn ich träume sehe ich wie meine Mam von dieser widerlichen Kreatur umgebracht würde. Sogar in dem Gesicht von Mikasa sehe ich ihren traurigen Blick, als sie mir zu rief ich solle Leben. Ich versuche darüber hin weg zu kommen aber, (schnief) ich kann nicht. Ich verstehen (schnief) wenn sie auch nicht darüber reden wollen.", beendete er seinen Dialog. Sich die Tränen weg wischend drehte er seinen Kopf zu mir und schenkte mir ein auf munterendes Lächeln.

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Kann es wirklich sein das der Junge mich versteht? Das er meinen Schmerz nachvollziehen kann? Kann das sein?
Mein Mund öffnete sich und meine Augen füllten sich mit Tränen. Wie ist das möglich?

Ich schaute zur Seite um seinen Blick zu entgehen. Hab ich gerade wirklich meine Maske fallen lassen?!

"Es ist in Ordnung. Ich gehe dann mal das Wasser hohlen und weiter putzen.", holte er mich aus meinen Gedanken. Ich nickte nur kurz bestedigend und sah ihm zu wie er den Raum verließ.

Jedes Staubkorn entfachte die Erinnerung an den Nebel in mir, aber kann es wirklich sein das ich aus diesem Nebel entfliehen könnte? Das er mich versteht und mir aus dem Nebel helfen kann?

Mein Blick viel auf die Kiste mit der das alles angefangen hat. Dreckig.

Ich machte mich wieder daran sie zu entstauben und das Regal fertig zu entstauben. Eine kleine Staubwolke lag vor meinen Augen. Der Nebel. Eren.

Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken los zu werden, und machte weiter. Er ist zwar besonders, aber er kann nicht jeden retten. Mit diesem Gedanken machte ich weiter ohne auf was anderes zu achten.
Weder auf Eren, der mit einem Eimer Wasser wieder ins Bad ging, noch auf Hanji, die ihn mitnahm um ein paar reaktions Tests mit ihm zu machen.

Ich machte einfach weiter wie zu vor. So wie ich es kannte und gewohnt war. Ob es vielleicht doch irgendwann anders sein könnte?

der Nebel und das LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt