17. Kapitel

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Tropfen für Tropfen prasselten auf ihr Fell nieder. Die Kälte kroch ihr in die Knochen. Durch den Regen konnte sie nur Fichtenzweigs Atem hören. Sie schmiegte sich an ihn, versuchte sich zu wärmen. Zitternd gab er ihr die Zunge.
Schnurrend sah sie zu ihm hoch. Er starrte in den Wald. Nervös zuckte er mit den Ohren.

>> Was ist? << fragte Funkenpfote. Fichtenzweig stand auf und schmeckte die Luft. Er lauschte.

>> Er hätte schon zurück sein müssen. <<

>> Wer? <<

>> Schattenfell. Er geht oft Nachts in den Wald. Zum Nachdenken. Aber er ist immer vor der Morgenpatrouille zurück. Immer. << miaute Fichtenzweig.

>> Dann hat er ja noch Zeit. << murmelte sie und lehnte sich beruhigend an ihren Mentor. Der schwarze Kater schüttelte den Kopf und legte die Ohren an.

>> Die Patrouille geht gleich los. << murmelte er.

>> Hey. Ihm wird nichts passiert sein. Und wenns dich beruhigt, fragen wir die anderen, ob sie nach ihm Ausschau halten können. In Ordnung? << Er schüttelte den Kopf.

>> Ich gehe besser mit. <<

>> Dann komme ich mit. << miaute sie und trabte zu Bussardfeder, der gerade Nusspelz aus dem Kriegerbau zog.

>> Bussardfeder? Können Fichtenzweig und ich mit auf Patrouille? <<

>> Hattet ihr nicht Nachtwache? Ihr solltet euch ausruhen. << miaute der Kater und zerrte Nusspelz entgültig in den Regen. Jammernd plusterte er sein Fell auf und taumelte kurz, als Rotfunke ihn neckisch anstieß.

>> Jammer nicht so viel. << schnurrte sie.

>> Es ist wichtig. << knurrte Fichtenzweig ungeduldig.

>> Meinetwegen. Je mehr Pfoten, desto besser. << miaute Bussardfeder und maschierte zum Lagerausgang. Der Regen ließ nach, je länger sie durch den sumpfigen Waldboden starksten. Der Schlamm schmatzte bei jedem ihrer Tritte. Fichtenzweig drängte sie immer ungeduldig voran, wenn sie kurz anhielten. Als die Sonne sich zwischen den Wolken zeigte, erreichten die den Fluss. Jetzt sprang Fichtenzweig flussabwärts und verschwand zwischen ein paar Büschen.

>> Was ist mit ihm los? << fragte Rotfunke - ihr zerrissenes Ohr zuckte nervös.

>> Er ist nur besorgt, Schattenfell ist nicht zurück ins Lager gekommen. << seufzte Funkenpfote und rannte ihrem Mentor nach. In diesem Moment ertönte ein Schrei.

Das Moos glitzerte feucht in der Morgensonne. Munter plätscherte der Fluss vor sich hin. Dieser Ort wäre wunderschön - wenn am Ufer nicht diese leblose schlaffe Gestalt im Wasser hängen würde. Fassungslos starrte Funkenpfote auf Schattenfells Leichnam. Seine Hinterläufe hatten das Moos am Ufer aufgewühlt, seine Schultern hingen schon im Wasser. Eine klaffende Wunde öffnete sich in seinem Nacken. Doch kein Blut floss heraus - dies hatte der Fluss fortgetragen. Als Funkenpfote schließlich in Schattenfells leblose blauen Augen sah, wurde ihr schlecht.

Niemand würde doch so etwas tun - aber es war unbestreitbar. Kein Fuchs oder Dachs hätte ihrem Zweiten Anführer eine solche Wunde zufügen können. Schattenfell wurde ermordet.

Langsam tappte sie auf Fichtenzweig zu. Der Kater hockte neben dem Leichnam seines Vaters. Blicklos starrte er ins Wasser. Behutsam schmiegte sie sich an sein Fell.

>> Fichtenzweig ... << fing sie an. Doch ihr fielen keine Worte ein. Tröstend presste sie sich an ihn. Es raschelte hinter ihen, als die anderen Drei die Büsche durchbrachen. Nusspelz jaulte entsetzt auf, als er den toten Kater sah. Entsetzt starrten alle drei auf Schattenfell.

>> Fichtenzweig ... << versuchte sie erneut. Er drehte sich weg und sah auf seinen Vater.

>> Es ist meine Schuld. << flüsterte er und legte die Ohren an.

>> Ich hab ihn gehen lassen. << murmelte er. Funkenpfote schüttelte den Kopf.

>> Wenn das so ist, bin ich auch Schuld. Ich hab ihn auch nicht aufgehalten. << Sachte stupste sie ihm in die Seite.

>> Wir müssen ihn zurückbringen. Er muss ins Lager. << Mit leerem Blick nickte Fichtenzweig und zog Schattenfell mit Bussardfeders Hilfe aus dem Fluss. Rotfunke und Nusspelz liefen neben den beiden her. Als Funkenpfoote folgen wollte, fiel ihr Blick auf die andere Seite die Flussufers.

Rauchig schwarzes Fell. Die roten Augen des Katers leuchteten bedrohlich. Der Kater blickte sie direkt an. Er blinzelte nicht. Fauchend machte sie einen Buckel, stäubte ihr Nackenhaar. Doch der Kater senkte nur den Blick - und löste sich in Rauch auf. Verwirrt blickte Funkenpfote auf die noch dampfende Stelle im Gras.

SternenClan, wer war das?

>> Funkenpfote? << flüsterte Rotfunke. Sie war zurückgekommen.

>> Ich komme schon. << murmelte sie und folgte der jungen Kriegerin zurück ins Lager.

Warrior Cats - Schattenfeuer (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt