Blond Hair and Blood

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Im morgendlichen Nebel lief sie entlang des schmalen Trampelpfads, parallel des Flusses, den Häusern des Dorfes entgegen. In zehn Minuten würde sie Zuhause sein. die ganze Nacht lang hatte sie mit Freunden ihren Geburtstag gefeiert. Beziehungsweise hinein gefeiert. Denn ihr Geburtstag war heute. Sie war mit dem Bus bis zur Endstation gefahren und von dort aus gelaufen. Sie hatte einen Umweg genommen, um entlang der Felder und des Flusses gehen zu können. Dieser Weg war viel schöner, als der über die alte Hauptstraße. Hier ragten vereinzelt Bäume aus dem Boden, Blumen zierten den Weg und überall um sie herum zwitscherten Vögel. Am Ufer des Flusses wuchsen einige Sträucher und Büsche, die ins Wasser ragten. Auf der gegenüber liegenden Seite des Flusses, erstreckte sich ein Haus neben dem anderen, alle ähnlich konstruiert. Kaum zu glauben, dass diese Landschaft, dieses Supermarkt-lose Dorf, nur durch einen sechs Kilometer langen Wald von der nächsten Großstadt getrennt wurde. Ihre schwarzen Highheels in der Hand, lief das Mädchen barfuß durch das feuchte Gras. Es war bereits Ende April und warm, so frierte sie trotz nassen Füßen und kurzem, ärmellosem Kleid nicht. Das gestrige Sommergewitter hatte eine drückende Hitze hinterlassen. Gedankenverloren betrachtete sie das Wasser. Sie mochte, wie es sanft und gleichmäßig, etwas schneller als sie selbst, zu dem kleinen Dorf floss, wie es solche Ruhe, gleichzeitig aber auch enorme Kraft ausstrahlte. Ein Busch versperrte ihre Sicht. Als sie das Wasser wieder sehen konnte, ließ sie vor Schreck ihre Schuhe fallen. Es war noch immer ziemlich dunkel und der Nebel verschleierte ihre Sicht, trotzdem war sie sicher, dass das Wasser rot war. Blutrot. Langsam ging sie über die Wiese zum Flussrand, um die Stelle genauer zu betrachten. Das rot gefärbte Wasser schien von dem kleinen Busch am Ufer zu stammen. Als das Mädchen nach etwas Auffälligem suchte, stach ihr etwas helles in die Augen. Es schienen Haare zu sein. Sie war sich sicher: Das waren lange, blonde Haare! Scharf zog sie Luft ein und ohne es kontrollieren zu können, wanderte ihr Blick weiter an den Haaren entlang zu... Ein Schrei entfuhr ihr. Aufgeregtes Zwitschern und Flügelschlagen der Vögel folgte. Ihr Herz raste, ihr Magen rebellierte. Der Alkohol und das Fastfood stiegen in ihr auf, doch sie konnte es gerade noch unterdrücken. Nachdem sie einige Minuten ratlos und schockiert da gestanden hatte, rief sie die Polizei.

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