Flucht

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„Nein. Ich kann es einfach nicht glauben und ich will es einfach nicht glauben. Du hast uns verraten. Du hast das verraten, was uns Wikinger ausmacht! Mit diesem Monster da hinter dir! Du bist ein verdammter Verräter!"
Hicks konnte es nicht fassen. Gerade wollte er mit Ohnezahn abhauen, als Astrid urplötzlich auftauchte. Ihre Axt auf einem Stein wetzend fragte sie ihn, wo er denn so schnell hin wolle. Doch Hicks..nun ja. Er konnte es ihr nicht sagen. Jedenfalls noch nicht.
Aber wie sich das Schicksal fügte, kam es anders als erwartet. Ohnezahn, Hicks neuer bester Freund und seines Zeichens der unheilige Spross aus Blitzschlag und Tod persönlich, kurz gesagt ein Nachtschatten, musste sich als der Beschützer seines Menschen behaupten und sprang aus seiner Höhle im Talkessel nahe dem Krähenkliff und griff Astrid an.
Was die junge Wikingerin jedoch nicht erwartet hatte, war, dass sich Hicks protestierend zwischen die beiden gestellt hatte.

Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Hicks stellte sich zwischen dieses Monster und ihr? Zuerst dachte sie, er wollte sie beschützen, doch diese Gedanken konnte sie sogleich wieder aus ihrem Hirn pusten, als Hicks beruhigende Worte zu jenem schwarz geschuppten Wesen sprach.
„Ruhig. Astrid zu erschreckst ihn!" - „Ach so?! Ich erschrecke IHN?!"
Astrid war total verwirrt. Ein ganzes Weltbild in ihrem Kopf wurde wie eine Vase zerschlagen und auf dem Boden verteilt. Etwas, was sie nicht begreifen konnte. Hicks hatte tatsächlich einen Nachtschatten als Freund. Einen Drachen, den alle Wikinger fürchteten und jenen, den man nie zu Gesicht bekommen hatte.
Das war zu viel für sie. Immer hatte sie gelehrt bekommen, dass Drachen furchterregende Monster sein, die nichts anderes im Sinne hatten, als kaltblütig zu töten. Sie selbst hatte mehrere Familienmitglieder durch diese abscheulichen Bestien einbüßen müssen. Mehrere Verwandte, die ihr sehr am herzen lagen. Und nun kommt dieser Schwächling von Hicks daher, der sonst immer das halbe Dorf mit seinen Erfindungen zerstört hatte, um seine minimale Muskelkraft auszugleichen, und freundet sich mit diesem Nachtschatten an. Den Namen von dem Vieh hatte sie schon wieder vergessen.
„A..Astrid ich will es dir erklären. Bitte, er ist ein Freund. Mein Freund. Er wird dir nichts tun.", versuchte Hicks ihr ins Gewissen zu reden, doch sie wollte nicht hören.

Für Astrid war das verräterisch. Das war der Verrat an allem, was einen Wikinger ausmachte. Alle Stämme töteten Drachen, töten Drachen und werden es immer tun. Es ist das richtige, diese Bestien abzuschlachten. Doch dieser Hicks will es anscheinend nicht einsehen.

Ihr hätte es schon verdächtig vorkommen sollen, als sie in der Arena gegen den Nadder gekämpft hatte. Hicks stellte sich immer tollpatschig an und hätte beinahe alle Anwesenden in den Tod gerissen. Da hatte sie ihm noch gesagt, dass er sich überlegen sollte, auf welcher Seite er stehe.
Doch anscheinend hatte sich Hicks schon längst entschieden. Er war zu diesen Monstern übergetreten. Diesen mordlustigen Monstern, die nichts anderes im Schilde führten, als die armen Menschen der Inseln des Archipels ihrer Lebensgrundlage zu berauben.

Hicks indes verstand die Welt gar nicht mehr. Astrid, die er sonst immer mochte, schien im tiefen Geiste den alten eingetrichterten Wikinger Urinstinkt zu besitzen. Etwas, was schwer zu brechen war.
Der junge Wikinger von gerade mal 15 Jahren hatte es versucht und war gescheitert. Wenn die sonst so kluge Astrid nicht akzeptieren wollte, dass Drachen und Menschen miteinander befreundet sein könnten, dann wusste er auch nicht weiter.

Beide standen sich gegenüber. Ohnezahn hinter Hicks und stets bereit, dieses Mädchen aus dem Weg zu räumen, wenn Hicks es sagen würde. Er konnte sie aus irgendeinem Grund nicht ausstehen, diese blonde Kreatur von Wikinger. Sie hasste ihn und er hasste sie. Das beruhte wohl auf alte Gegenseitigkeiten zwischen Wikinger und Drachen.
Schnaubend und seine Augen immer auf sie gerichtet, verfolgte er nun die weiteren Geschehnisse.

„Astrid. Bitte. Glaube mir doch. Ohnezahn ist kein reißendes Monster. Er wird dir nichts tun." - „Ja ja und Yaks werden bald Flügel wachsen. Du weist nicht mehr klar zu denken Hicks. Dieser Drache muss dich manipuliert haben. Du bist kein Wikinger sondern nur ein elender Verräter!", brachte sie ihren Zorn zum Ausdruck.

A Viking and his DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt