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Dieses Gefühl, wenn man in der Schule saß und der Unterricht will einfach enden. Es war eine Qual. So fühlte sich jeder Tag. Noah, Liam, Nathaniel, Sebastian, Suzy, Harper und ich besuchten Valeria jeden Tag nach der Schule. Glücklicherweise wurden wir nicht bestraft, da wir einfach während der Schule gegangen waren. Sie sahen als eine selbstverständliche Reaktion an. Zuhause sah es etwas anders an.

Das leere Krankenzimmer füllte sich von Tag zu Tag mit frischen Blumen und Gute-Besserung-Karten. Von Tag zu Tag verbesserte sich ihre Werte. Von Tag zu Tag wurde es ruhiger. Von Tag zu Tag warteten wir, dass sie aufwachte.

Einen Abend saßen nur Nathaniel und ich bei Valeria. Ich spielte mit meinem Jo-Jo und Nathaniel blickte aus dem Fenster. Es regnete.
"Will?"
"hmm?"
"Hast du dir jemals Gedanken gemacht dich umzubringen?"
Natürlich habe ich das, aber das darfst du nicht wissen. Ich denke es jeden Tag. "Niemals."
Nathaniel drehte sich zu mir und sah mir lange in die Augen. "Ich schon... jetzt nicht mehr"
Ich runzelte die Stirn und sah ihn weiterhin wortlos an.
"Manchmal da hatte ich das Gefühl, dass mich richtig niemand versteht. Ich war immer kurz davor, dann kam mir der Gedanke, würden meine Freunde das überhaupt kümmern, dass ich weg bin? Wäre es ihnen egal? Wären sie wütend?" Er holte tief Luft und seine Stimme fing an zu zittern. "Aber ich wollte es immer noch tun bis zum jetzigen Zeitpunkt..."
"Wieso jetzt nicht mehr?" Meine Stimme klang schwach und trocken.
Er sah zu Valeria. "Sonst würde ich jeden so viel Schmerz verbreiten..."
Ich sah auch zu ihr. Es tat weh. Er hatte Recht.
"Ich weiß was du gerade denkst.... sie ist ja nicht tot..." Aber sie war nahe dran.
Ich schluckte und musterte Nathaniel. Seine Hände zitterten und er sah aus als würde er bald weinen. Er war bleich und sehr geschwächt. Das alles ging ihm sehr nahe. Er holte tief Luft und fuhr sich durch seine Haare. Man hörte nur das Piepsen der Maschine.

Ich wollte was sagen. Mein Kopf schrie, aber mein Mund schwieg. Ich spielte weiter mit meinen Jo-Jo und konzentrierte mich angestrengt darauf. Im Augenwinkel sah ich wie Nathaniel die Hand von Valeria nahm und sie sanft strich. Mein Herz schmerzte für einen Moment. Ich schüttelte den Kopf. Ich wusste es schon immer.
"Sie wird aufwachen oder?"
"Nathan. Ihre Werte werden immer besser. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie aufwacht."
Nathaniel nickte nur. Ich wusste er war mit dieser Antwort nicht zufrieden, aber diese Fakten stimmten.

Wir waren alle wieder an unserem Stammplatz. Die Jungs rauchten und die Mädchen redeten über Fuckboys. Alltägliche Dinge. Suzy kam verspätet und brachte für uns alle ein Brötchen mit. "Leute... ich habe da etwas mitbekommen.", sagte sie ernst während sie uns allen ein Brötchen in die Hand drückte. Wir sahen sie nur verwundert an. Sebastian war der Erste, der etwas sagte. "Was ist los?"
"Ich habe mitbekommen, dass man die Maschinen abstellen. Die Maschinen, die Valeria noch am Leben hält."
"Wow, wow, wow. Warte." Liam runzelte die Stirn. "Es geht ihr ja besser, wieso solle man alles abstellen?"
"Meine Frage wäre, wieso weißt du davon?" fügte Noah noch hinzu.
"Hat dir das Luke erzählt?" fragte Sebastian. Suzy nickte Sebastian zustimmend. Luke war Suzys Bruder beziehungsweise Sebastians Cousin. Er war Arzt in dem Krankenhaus, welches Valeria eingeliefert wurde. Suzy zog am Liam seinen Arm. "Und um deine Frage zu beantworten. Sie haben kein Geld mehr."
"Wie meinst du das?"
"Ihre Familie kommt mit den Rechnungen nicht mehr nach. Sie sind pleite."
"Naja wir wussten ja das sie ja nicht so reich ist, aber so übel war es doch nicht?" meinte Nathaniel.
Harper schüttelte nur den Kopf. "Harper? Was weißt du?" fragte ich langsam. Harper sah mir in die Augen, dann sah sie auf ihre Füße.
"Sie waren schon länger pleite. Sie haben erst kürzlich ihr Haus verkauft und sind in ein Apartment gezogen. Ein sehr schäbiger Ort."
"Woher..."
"Woher ich das weiß? Ich habe es per Zufall erfahren." Sie sah auf. „Sie hat mich gebeten es euch nicht zu erzählen. Sie wusste, dass ihr dann anfingen ihr alles zu zahlen und sie fand das eben nicht richtig. Es ist eben so, dass ich mich mit einem Typ treffen wollte. Er gehörte auch nicht gerade zu unserer Klasse. Wir wollten dann etwas zusammen trinken, da Starbucks für ihn zu teuer war, lud er mich in einem billigen Kaffee ein. Wir gingen in ein Café im West Viertel."
"Welcher Teil vom West Viertel? Dawn oder Preroy?" Liam klang energisch. Noah, Nathaniel, Sebastian, Liam und ich sahen Harper angespannt an. Wir hatten Stress mit einigen im Dawn. Das Wort Feinde klang schon liebevoll, wenn man verglich, was schon alles passiert sei. Es war so schlimm, wenn jemand von uns, dort ging, war er wirklich in Gefahr. Natürlich besuchten wir diesen Ort nicht allein oder ohne Grund. Die kennen keine Grenzen. Wir waren auch nicht immer unschuldig, aber das ist eine andere Geschichte.
"Ich war in Preroy. Also ihr müsst euch keine Sorgen machen. Als wir in diesem Café waren, sah ich Valeria. Sie arbeitete dort als Kellnerin. Als ich sie darauf ansprach, erzählte sie mir das mit den Geldproblemen. Bitte sagt ihr nicht, dass ihr es von mir habt." Sie sah uns gequält. "Das wäre nur unmenschlich, wenn sie wirklich ihre Maschinen ausschalten. Ich denke nicht, dass sie es zulassen." meinte Noah und sah uns alle bedenkt an. Nathaniel sah auf seine Uhr. "Bald ist die Pause vorbei. Wir gehen nach der Schule direkt zum Geschäftsführer des Krankenhaus und..." "Nein Nathan. Wir gehen nicht zum Oberarzt." schnitt ich Nathaniel ab. "Was wollen wir den machen? wir sind einfach dumme kleine Kinder für diese Leute. Wir sollten mit unseren Eltern reden zusammen." Sie sahen sich gegenseitig an und dann mich. sie wussten, dass ich meine Eltern hasste. Sebastian nickte langsam. "Gut nach der Schule laden wir alle zu mir nach Hause und besprechen das Thema."
"Soll ich Valerias Eltern einladen?" fragte Suzy kritisch. Man hörte schon die Schulglocke klingeln. "Zuerst ohne sie. Wir sehen dann weiter." sagte ich und war schon auf dem Weg in das Schulgebäude.

Strange Words Stranger ThoughtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt