Nathan sass hinter mir auf den Fahrrad. "War das ein Theater..." murmelt er. Er seufzte kurz. Ich spürte, wie er seinen Kopf an mich anlehnte. "Naja, ich muss zugeben... er hatte recht", mir wurde fast schlecht als ich die Worte aussprach. Mein Vater scheint immer alles besser zu wissen, aber diesmal hatte er ungelogen recht. Wieso sollte ein Krankenhaus jemanden die Maschinen abstellen? Valeria war ja auf den Weg der Besserung... oder? Ich fuhr langsamer an und bog dann in die kleine Gasse ab. Der Weg änderte sich zu einem gepflasterten Boden. Meine Füsse traten schneller in die Pedalen. "Halt an."
"Wie bitte?", ich wurde etwas langsamer.
"Halt an, Will!"
Ich bremste ab und drehte meinen Kopf nach hinten. Nathan klammerte sich immer noch an mir und hatte seinen Kopf in meiner blauen Regenjacke vergraben. Wir waren alleine. In der Ferne hörte man den alltäglichen Strassenlärm. Er hob seinen Kopf und sah nach hinten, dann nach links und rechts und schliesslich wieder nach hinten. Stirnrunzelnd betrachtete ich ihn. Er war bleicher, als er sonst schon war. Seine Augen waren dunkel umrandet und seine sonst lebendigen blauen Augen waren trüb. Es brach mir das Herz, ihn so zu sehen.
"Alles okay, Nathan?"
Nathan sah mir kurz in die Augen und wich sofort meinen Blick aus. "Alles gut... ich dachte nur, da wäre jemand."
Da war niemand. Wir waren alleine. Die Wände um uns erstreckten sich hoch hinaus und waren mit Efeu bedeckt. Mein Instinkt sagte mir: Mach etwas! Ich holte tief Luft und stieg vom Fahrrad ab. Nathan runzelte die Stirn und beobachtete mich, "Was machst du?"
"Ich stosse dich."
"Wieso?"
"Immer wenn es dir nicht gut ging, habe ich das getan." Ich packte die Lenker und sah zu ihm. Er sah von Boden auf und lächelte mich schwach an. "Das stimmt." Nathaniel war schon immer der Sportliche von der Gruppe, aber auch immer der Erste, der sich ein Bein brach oder sich den Fuss verstauchte. Schlussendlich musste ich ihn immer Heim begleiten, wie jetzt. Er sass auf mein Fahrrad und ich stiess es. "Du bist aber ruhig." Ich fing leicht an zu lachen. "Stimmt. Ich habe immer mit dir geschimpft."
"Wirst du es jetzt nochmal mit mir schimpfen?" Seine Stimme wurde ein wenig leiser. Einen kritischen Blick warf ich ihm zu. "Natürlich. Tradition ist Tradition." Nathan lachte laut auf. "Then go!"
"Wieso schläfst du nicht? Du weisst ganz genau, dass Schlaf wichtig ist. Besonders für dich."
Verwirrt sah er mich an. "Woher weisst du..."
"Die Symptone sind eindeutig. Du hast Augenringe, die könnte ich bald Hula Hoop Reifen benutzen. Dazu bist du sehr bleich und ich weiss, dass du nicht krank bist. Dazu kommt noch, dass man Hallizunationen von zu wenig Schlaf bekommt."
"Wow Will. Ich weiss nicht, ob ich Angst haben soll, dass Du so intelligenst sein kannst oder nicht."
"Ha ha ha. Sehr lustig."
"No shit. Du wirst manchmal von Morty zu Rick von null bis hundert. That shit is creepy, mate."
"Wenn du versuchst vom Thema abzuweichen, wirst du es bei mir nicht klappen."
Nathaniel schwieg für einen Moment. "Ich habe Alpträume."
"Und?"
"Was und? Ich kann wegen denen nicht schlafen.""Schon mal was von Schlaftabletten gehört?"
"Jesus Christ Will. Es gibt Momente, welche du sehr einfühlsam bist und dann wieder so... kalt. Es lässt sich nicht alles mit Tabletten lösen." Nathan wurde etwas lauter. In seiner Stimme spürte man seinen Ärger.
"Ich frage mich, wieso du gerade auf so einen Kommentar kommst", erwiderte ich ihm direkt.
"Schlaftabletten kann man auch in Kombination mit anderen als Droge verwenden und es ist nicht so, dass du in letzter Zeit über die Grenze gehst."
"Über die Grenze? Was soll jetzt der Scheiss bedeuten?"
"Kiffen bevor die Schule anfängt? Alkohol über den Mittag? Denkst du, dass merkt niemand?"
"Oha, das will jemand meine Mutter spielen. Geht dich doch einen Scheiss an, was ich mache oder nicht!" Ich stoppte ab und drehte mich ganz zu ihm.
"Was? Ich bin DEIN bester Freund. DU bist MEIN bester Freund! Natürlich geht es mich etwas an!" Nathan stieg vom Fahrrad ab und ich liess es zu Boden fallen.
"Nur weil wir Freunde sind, heisst das gar nichts. Ich darf mit meinem Leben machen, was ich will. Ich brauche nicht mehr Leute, die versuchen mein Leben zu kontrollieren!"
"Oh wow. Mein Vater ist der Bürgermeister hier und meine Mutter Ex-Miss Nottingham. Sie kontrollieren mein Leben." Äffte er meine Stimme nach. "Bis doch froh, dass sich jemand, um dein Leben sorgt!" schrie Nathan mich an. Ich verlor es. Ich verlor meine Geduld. Meine Wut steuerte mich.Ich schlug zu.
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Strange Words Stranger Thoughts
Teen Fiction"Sich sorgen zu machen, ist eine Zeitverschwendung. Es ändert gar nichts. Es zerstört deine Gedanken und stiehlt deine Glückseligkeit" sagte sie und wandte ihren Blick nicht einmal von der Aussicht ab. "Früher hast du nie so gedacht" flüsterte ich l...