Einmal allein

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"War's das jetzt?" fragte ich Tobi, als er gerade dabei war seine Wohnung abzuschließen.
"Ja, glaub' schon." meinte er.
Zusammen fuhren wir zu Chrissy, welche ja unmittelbar von Stephan entfernt wohnte und räumten alles in ihr Gästezimmer.
Tobi setzte sich auf sein Bett und schnappte sich den Laptop.
"Was machst du da?" fragte ich ihn.
"Mir einen Job suchen." sprach er halb abwesend.
Ich lachte kurz auf und nahm ihm den Laptop aus der Hand.
Von ihm erhielt ich nur einen fragenden Blick.
"Und wofür? Stephan ist ein berühmter Schauspieler! Jeder Produzent würde sich um ihn prügeln! Deshalb verdient er auch so viel und kann seine Wohnung ohne Probleme bezahlen!" erklärte ich ihm.
"Aber ich lebe doch hier bei Chrissy!" warf er ein.
"Chrissys Eltern sind stinkreich und schicken ihr monatlich mehr als genug Geld zu." winkte ich ab.
"Richtig!" kam es aus dem Türrahmen, in welchem Chrissy stand.
"Auch, wenn meine Eltern darauf bestanden, dass ich für einen besser bezahlten Job arbeiten sollte, hoffen sie immer noch, dass ich mir einen reichen Typ angel'." lachte sie.
Ich legte den Laptop beiseite, während Chrissy wieder das Zimmer verließ mit den Worten: "Ich geh jetzt mal wieder zu unserem Traumpärchen." und knallte die Tür zu.
"Sag mal: was ist eigentlich mit deinen Eltern?" fragte ich nach einer kurzen Weile.
"Was soll mit denen sein?" fragte er verwirrt.
"Hätten die dich nicht auch unterstützen können?"
"Mein Dad ist ständig unterwegs. Ich habe seit Jahren nichts von ihm gehört. Ich bin ihm egal und das schon seit meiner Geburt." sagte er traurig auf seine Hände blickend.
"Und deine Mutter?"
"Die ist tot." sprach er kurz vor einem Ausbruch der Tränen.
Er musste sich wirklich zusammenreißen.
Schnell nahm ich ihn in den Arm.
Ich hielt es in dem Moment einfach für richtig.
Nach einer Weile schob er mich zur Seite und wischte eine kleine Träne aus seinem Augenwinkel.
Wir saßen stillschweigend nebeneinander.
"Wenn du jetzt allein sein willst, dann kann ich auch gehen." bot ich an, doch sofort hielt er mich fest, obwohl ich nicht einmal den Anschein machte, zu gehen.
"Nein!" rief er sofort.
"Bitte geh nicht! Ich war schon mein ganzes Leben lang so allein!" flehte er.
Also blieb ich bei ihm.
Die Stille gefiel mir gar nicht.
Also schnappte ich mir ein Kissen und schlug es ihm an den Hinterkopf.
"Hey! Das hilft nicht!" beschwerte er sich.
"Na und? Ist trotzdem lustig." lächtelte ich und warf es ihm noch einmal an den Kopf.
Schnell schnappte er sich auch ein Kissen und warf es mitten in mein Gesicht.
"Du bist blöd." kommentierte er schmollend und verschränkte seine Arme vor der Brust.
Ohne darüber nachzudenken - und mir die Konzequenzen auszumalen - legte ich meine Lippen auf seine und küsst ihn.
Als ich jedoch realisierte, was ich da tat, löste ich mich von ihm und stand auf.
Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf und blickte zu ihm.
Er sah etwas überrumpelt aus.
Verständlich.
"Ähm... gehen wir zu den anderen?" versuchte ich von der eben passierten Sache abzulenken.

PoV Chrissy

Es klingelte.
"Ich geh schon." meinte ich zu Stephan und Tim, welche so oder so keine Anstalten gemacht hätten, die Tür zu öffnen.
Vor ihr standen Tobi und Rafi.
Beide sahen anders, als sonst, aus.
Rafi etwas verlegen und ängstlich, während Tobi irgendwie überrascht oder überrumpelt aussah.
Da lässt man die einmal alleine.
Beide betraten die Wohnung und Tobi bog sofort ins Badezimmer ab.
Perfekte Gelegenheit mir mal Rafi vorzuknöpfen.
Egal, was da los war... ich würde es sicher gleich erfahren.
Er wollte sich gerade an mir vorbeizwengen, doch ich stellte mich in seinen Weg.
"Stop mal."
"Was ist?" fragte er.
"Was ist da passiert, als ich euch allein gelassen habe?" fragte ich direkt.
"Nichts." log er und spannte merklich seine Muskeln an.
"Nach 'nichts' sieht das aber nicht aus." wies ich ihn hin.
Er schwieg.
Sah zu Boden.
Er überlegte offenbar.
"Ok..." setzte er an.
"Wir haben über seine Familie geredet und dann war die Stimmung scheiße. Deshalb wollte ich ihn aufmuntern und hab ihn ein Kissen an den Kopf geworfen. Dann fing er an zu schmollen und ohne, dass ich es so richtig wollte, hab' ich ihn... geküsst." erzählte er niedergeschlagen.
"Oh... na das erklärt einiges." nuschelte ich zu mir selbst.
"Wie meinst du das, dass du es ohne zu wollen gemacht hast?" fragte ich ihn.
"Keine Ahnung, es ist einfach so passiert."
"Also liebst du ihn?"
In diesem Moment kam Tobi aus dem Bad und sah uns reden.
"Ja, ich glaube schon, dass ich Tobi liebe." meinte er.
Ich sah nur Tobis ungläubige Augen, bevor er wieder ins Bad verschwand.

#Stexpert FF "Movie"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt