Kapitel sieben

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Zuhause angekommen schlüpfte ich erst einmal in andere Klamotten und verließ das Haus dann auch sofort wieder zusammen mit Zack, um am See laufen zu gehen. Dort würden wir erst einmal sicher sein. Und vor allem allein. Dieser Van hatte mich schon die ganze Zeit über beunruhigt und dass mich diese Typen nun angesprochen hatte, machte die ganze Sache noch viel unheimlicher. »Meinst du, die sind morgen immer noch da?«
Zack lief im gleichen Tempo neben mir her und ich genoss den Rhythmus unserer Schritte in der ruhigen Natur.
»Ich weiß nicht, es wäre möglich. Wir wissen immerhin nicht, was sie von dir wollen.«
»Was ist, wenn sie wirklich Privatdetektive sind? Und einfach nur mit mir reden wollen?«
»Und wieso bist du vorhin weggelaufen? Du hattest einen Grund.«, sagte er.
»Es war reine Intuition. Ich habe kein gutes Gefühl bei diesen Typen.«
»Geht mir genauso. Es war richtig, nicht mit ihnen zu sprechen. Glaub mir.«
»Mhm...«, gab ich nur von mir, während wir weiter um das glänzende Wasser herum liefen.
»Und was soll ich deiner Meinung nach tun, wenn sie wieder bei der Schule auftauchen? Weglaufen, so wie heute?«, fragte ich dann nach einer Weile und wir blieben stehen, um uns zu dehnen. Er streckte seine Beine und ich sah ihm dabei zu, während ich auf eine Antwort wartete. »Vielleicht ist das keine gute Idee. Immerhin könnten sie nun darauf vorbereitet sein. Und du willst doch kein Aufsehen erregen, oder?«
»Nein, vor allem nicht, wo die ganze Schule dabei zusehen würde.«
»Siehst du.« Er reckte seine Arme in die Höhe.
»Ich gebe es zwar nur ungern zu, aber du hast recht.«
»Ich weiß.«
»Ich sollte also mit ihnen reden? Vorhin warst du noch der Meinung, dass es gut war, es nicht getan zu haben.« Ich war ein wenig verwirrt. Er hielt in seiner Bewegung inne und blickte nachdenklich auf den See hinaus.
»Ich bin mir nicht sicher. Beides wäre vielleicht nicht gut. Aber woher soll ich das schon wissen. Ich kenne diese Typen ja nicht.«
»Du bringst mich durcheinander. Das hilft mir nicht gerade weiter!«
»Tut mir leid. Aber mach dir nichts draus.«, er trat auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter.
»Du kannst ganz beruhigt sein. Ich werde nicht von deiner Seite weichen. Du wirst also nicht allein sein.«
»Da bin ich ja froh. Dann kann ich mir meinen Bodyguard ja sparen.«
Seine warme Hand brannte sich in meine Haut, die unter der Jacke frei lag. Seine Berührung jagte einen Schauer durch meinen Körper und ich war froh, dass ich diese Worte überhaupt raus bekommen hatte. Dieses Gefühl brachte mich so durcheinander! Wie nebenbei trat ich unauffällig einen Schritt von ihm weg und tat, als müsste ich meinen Schuh neu binden. Ich hielt es nicht mehr aus, so nah bei ihm zu sein und in seine Augen sehen zu müssen.
»Ich bin viel besser als ein Bodyguard. Du wirst schon sehen.«, sprach er neben mir weiter. Doch als ich mich wieder erhob und ihn ansah, lag sein Blick nicht mehr auf mir, sondern studierte den Himmel, der immer dunkler wurde.
»Ach, wirklich? Was besitzt du denn für besondere Fähigkeiten, die dich einem Bodyguard überlegen machen?«
Über uns erhellte ein Blitz den Himmel und kurz darauf ließ ein Donnergrollen die Erde unter unseren Füßen beinahe erbeben.
»Wir sollten uns beeilen, zurück zu kommen.«, sagte er, ohne meine Frage zu beantworten, nahm meine Hand und zog mich hinter sich her am See entlang. Schon einen Augenblick später fielen Regentropfen auf uns herab und unsere Füße klatschten in den sich bildenden Pfützen unter uns. Der Regen wurde immer stärker und durchweichte meine Kleidung. Mein dunkles Haar klebte an meinem Hals und meinem Gesicht. Zack hielt immer noch meine Hand.
Schlamm spritzte an meine Beine und Blätter blieben an meinen Shorts und meiner Jacke hängen, als wir uns durch den Wald zurück zur Straße schlugen. Dort waren wir beide bereits bis auf die Knochen durchnässt. Beim Haus meiner Eltern angekommen, zuckte erneut ein Blitz über uns über den Himmel und wir zuckten bei dem ohrenbetäubenden Donner eine Sekunde später zusammen.
»Ich hole dich morgen früh ab, ja?«, fragte er. Ich nickte.
»Klar. Aber kein Geschenk, das weißt du ja.«, erinnerte ich ihn ausdrücklich.
»Das habe ich dir doch schon versprochen.«
Dann passierte etwas, was ich nicht vorhergesehen hatte. Zack zog mich zu sich heran und legte seine Arme um mich. Im ersten Augenblick war ich wie erstarrt und versteifte mich, doch dann entspannte ich mich langsam und legte meine Arme ebenfalls um seinen Oberkörper.
Beim nächsten Donnergrollen erschraken wir so sehr, dass wir uns ruckartig voneinander lösten. Zack massierte sich verlegen den Nacken und ich trat näher an unsere Einfahrt heran.
»Bis dann.«, sagte ich.
»Schlaf dich aus, morgen wird ein langer Tag.« Er zwinkerte mir zu, bevor er los lief und im Regen verschwand. Ich stand noch kurz reglos auf der Straße und starrte in die Richtung, in die er verschwunden war. Ein Blitz erhellte für einen Moment die Gegend und mein Blick blieb an etwas einige Häuserreihen weiter hängen. Ich hätte schwören können, dort einen schwarzen Wagen gesehen zu haben. Doch als sich wieder die Düsternis über die Straße legte, war nichts mehr zu sehen. Mit einem Kribbeln im Nacken kehrte ich den Häuserblocks den Rücken zu und ging ins Haus.

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